Kutná Hora, oft als die „Schatzkammer des Böhmischen Königreichs“ bezeichnet, ist eine historische Stadt in Tschechien, die etwa 84 Kilometer östlich von Prag liegt. Bekannt für ihre reichen Silbervorkommen, spielte sie im Mittelalter eine zentrale Rolle in der böhmischen Wirtschaft und prägte die Geschichte der Region maßgeblich. Heute gehört Kutná Hora zum UNESCO-Weltkulturerbe und zieht Besucher aus aller Welt an, die sich von der außergewöhnlichen Architektur, den historischen Denkmälern und der faszinierenden Geschichte verzaubern lassen.
Historischer Hintergrund und Bedeutung
Die Geschichte von Kutná Hora reicht bis ins 12. Jahrhundert zurück, als in der Region Silber entdeckt wurde. Die Stadt wurde bald zu einem der bedeutendsten Zentren für Silberbergbau in Europa. Im 13. und 14. Jahrhundert erlebte Kutná Hora eine wirtschaftliche Blütezeit und wurde zu einem wichtigen Finanzzentrum des böhmischen Königreichs. Mit dem Silber aus Kutná Hora prägte man die Prager Groschen, die zu einer der wichtigsten Handelswährungen im mittelalterlichen Europa wurde. Diese „Schatzkammer“ trug erheblich zum Wohlstand des Königreichs Böhmen bei und war eine tragende Säule der böhmischen Macht im mittelalterlichen Europa.
Sehenswürdigkeiten in Kutná Hora
Kutná Hora ist heute vor allem für seine beeindruckenden historischen Bauwerke bekannt, die von der reichen Vergangenheit der Stadt erzählen. Zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten gehören:
1. Der Dom der heiligen Barbara
Der gotische Dom der heiligen Barbara ist eines der bedeutendsten Baudenkmäler der Stadt und gilt als Meisterwerk der Spätgotik. Die Kathedrale, die im 14. Jahrhundert erbaut wurde, ist der heiligen Barbara, der Schutzpatronin der Bergleute, gewidmet. Mit seinen kunstvollen Glasfenstern, den detaillierten Fresken und der prächtigen Architektur ist der Dom ein beeindruckendes Beispiel für die sakrale Baukunst des Mittelalters. Besonders auffällig ist das filigrane Netzgewölbe und die reiche Innengestaltung, die Besucher in eine vergangene Epoche entführt.
2. Das Beinhaus in Sedlec (Ossuarium)
Ein weiteres faszinierendes Wahrzeichen ist das Beinhaus in Sedlec, auch bekannt als das Ossuarium von Sedlec. Diese kleine Kapelle, etwa drei Kilometer von Kutná Hora entfernt, ist bekannt für ihre makabre, aber kunstvolle Dekoration aus menschlichen Knochen. Etwa 40.000 Skelettteile wurden im 19. Jahrhundert zu Kronleuchtern, Wappen und Ornamenten verarbeitet. Das Beinhaus zieht Besucher aufgrund seiner einzigartigen Atmosphäre und seiner symbolischen Bedeutung an und erinnert an Vergänglichkeit und Ewigkeit.
3. Die Welsche Hof (Vlašský dvůr)
Der Welsche Hof war das Münzprägeamt von Kutná Hora und diente im Mittelalter als königliche Residenz und Finanzzentrum. Hier wurde der Prager Groschen geprägt, die Währung, die das böhmische Königreich international bekannt machte. Heute beherbergt der Welsche Hof ein Museum, das die Geschichte der Münzprägung und des Silberbergbaus dokumentiert. Besucher können in die Rolle der mittelalterlichen Münzpräger eintauchen und mehr über die Bedeutung des Silberhandels erfahren.
4. Der Steinbrunnen von Kutná Hora
Der Steinbrunnen, der im 15. Jahrhundert erbaut wurde, ist ein weiteres bemerkenswertes Denkmal. Dieser Brunnen aus Sandstein diente in einer Zeit, in der die Wasserversorgung ein zentrales Thema war, als wichtige Wasserquelle für die Stadt. Die aufwendige Verzierung und die aufgotischen Elemente machen den Brunnen zu einem besonderen Schmuckstück der Stadt und verweisen auf den hohen Wohlstand, den Kutná Hora einst genoss.
5. Die Kirche der Mariä Himmelfahrt und des Heiligen Johannes des Täufers in Sedlec
Diese beeindruckende Barockkirche ist ebenfalls Teil des UNESCO-Weltkulturerbes und zeugt von der sakralen Bedeutung Kutná Horas. Die Kirche ist eines der ältesten gotischen Gebäude in Böhmen und vereint gotische und barocke Architektur in einzigartiger Weise. Der prächtige Innenraum mit kunstvollen Fresken und Altären vermittelt die religiöse Bedeutung, die Kutná Hora im Mittelalter innehatte.
UNESCO-Weltkulturerbe und heutige Bedeutung
Kutná Hora wurde 1995 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt, um die architektonische und historische Bedeutung der Stadt zu bewahren und die Erinnerung an ihre Blütezeit lebendig zu halten. Der Status als UNESCO-Stätte schützt die bemerkenswerten Bauwerke und ermöglicht es, die Geschichte des mittelalterlichen Böhmens auch für kommende Generationen zugänglich zu machen. Für heutige Besucher ist Kutná Hora ein lebendiges Zeugnis der tschechischen Kultur und Geschichte, das einen tiefen Einblick in die mittelalterliche Gesellschaft und Wirtschaft des böhmischen Königreichs bietet.