Eine funktionale Verkehrsader mit historischem Fundament
Die Hlávka-Brücke (tschechisch: Hlávkův most) ist eine der bedeutendsten Brücken für den modernen Stadtverkehr in Prag. Sie verbindet die Altstadt (Staré Město) mit der Neustadt (Nové Město) und dem Stadtteil Holešovice – und ist dabei nicht nur verkehrstechnisch wichtig, sondern auch ein Stück Prager Baugeschichte.
Benannt ist sie nach dem Architekten, Bauunternehmer und Mäzen Josef Hlávka, einem der bekanntesten tschechischen Förderer von Kunst, Wissenschaft und Architektur im 19. Jahrhundert.
Die älteste Prager Brücke aus Stahlbeton
Die heutige Hlávka-Brücke besteht aus mehreren Brückenteilen und wurde in zwei Etappen errichtet. Der südliche Abschnitt wurde zwischen 1908 und 1911 erbaut und ist somit die älteste Stahlbetonbrücke in Tschechien. Der nördliche Abschnitt, der bis zur Moldauinsel Štvanice führt, wurde erst 1958 ergänzt, um dem wachsenden Verkehrsaufkommen gerecht zu werden.
Die Brücke entstand zu einer Zeit des Umbruchs – als Prag sich vom kaiserlich geprägten Zentrum zur modernen Metropole wandelte. Ziel war es, nicht nur zwei Moldauseiten, sondern auch Stadtentwicklung und Verkehrskonzeptemiteinander zu verbinden.
Technische Daten und Besonderheiten
Merkmal | Info |
---|---|
Gesamtlänge | ca. 297 Meter |
Breite | ca. 28 Meter |
Bauzeit | 1908–1911 (südlicher Teil), 1958 (nördlich) |
Baustil | Neoklassizismus mit funktionaler Ergänzung |
Material | Stahlbeton, Granitverkleidung |
Funktion | Auto-, Straßenbahn-, Rad- und Fußverkehr |
Die Brücke führt über zwei Arme der Moldau – und dazwischen über die Insel Štvanice, die du zu Fuß oder mit dem Rad über Treppen und Rampen erreichst. Architektonisch vereint die Hlávka-Brücke klassizistische Elemente wie Balustraden, Figurenreliefs und Steinlaternen mit funktionaler Moderne.
Wer war Josef Hlávka?
Der Namensgeber Josef Hlávka (1831–1908) war ein Bauunternehmer, Architekt und Mäzen, der unter anderem die Universität Wien, das Nationaltheater in Prag und zahlreiche öffentliche Einrichtungen finanziell und gestalterisch prägte. Seine Stiftung (Nadace Josefa Hlávky) existiert bis heute und fördert Bildung, Forschung und Kunst in Tschechien.
Die Brücke wurde kurz nach seinem Tod ihm zu Ehren benannt – als Symbol für technischen Fortschritt und kulturelles Selbstbewusstsein.
Die Brücke im Alltag
Heute zählt die Hlávka-Brücke zu den wichtigsten Verkehrsachsen Prags. Straßenbahnen, Busse, Autos, Fußgänger und Radfahrer teilen sich die Brücke – und trotz ihrer Funktionalität bietet sie an vielen Stellen einen sehenswerten Blick auf die Moldau, das benachbarte Holešovice und die Skyline der Altstadt.
Besonders im südlichen Teil kannst du einige noch erhaltene Reliefs, Balustraden und Brückenpfeiler mit historischen Verzierungen entdecken – Zeugen der ursprünglichen architektonischen Handschrift.
Tipps für deinen Besuch
- Insel Štvanice: Nutze die Brücke, um die Moldauinsel zu erkunden – ein grünes Areal mit Sportplätzen, Skaterbahn und viel Ruhe abseits des Stadttrubels.
- Panorama: Der Blick von der Brücke auf die Čech-Brücke, das Letná-Metronom und die Moldaubögen ist besonders stimmungsvoll in der Abenddämmerung.
- Radroute: Die Hlávka-Brücke ist Teil mehrerer Prager Radwege – ideal für eine Moldau-Tour zwischen Holešovice, Florenc und Karlín.
Verbindung zwischen Vergangenheit und Moderne
Die Hlávka-Brücke ist vielleicht keine klassische Sehenswürdigkeit, aber sie gehört zum Fundament des heutigen Prags. Ihre Geschichte spiegelt den Wandel vom kaiserzeitlichen Prag zur modernen Großstadt. Sie steht exemplarisch für Ingenieurskunst, städtisches Wachstum und den Brückenschlag zwischen Funktion und Ästhetik.
Wenn du die Stadt aus einer authentischeren Perspektive erleben willst, lohnt sich ein Blick auf diese verkehrstechnisch unscheinbare – aber historisch bedeutende – Brücke allemal.