Der Hradschin-Platz (tschechisch: Hradčanské náměstí) ist ein großer Platz im Stadtzentrum von Prag. Er liegt im Stadteil Hradschin vor dem Eingang von Prager Burg, dem Sitz der tschechischen Regierung und dem Amtssitz des Präsidenten.
Der Hradschiner Platz ist ein beliebtes Ziel für Touristen und ist von zahlreichen Sehenswürdigkeiten umgeben, darunter Veitsdom und Alter Königspalast.
Themenübersicht:
- Hradschin-Platz – Prags historisches Herz am Burgtor
- Ein Platz voller Geschichte
- Architektur und Paläste am Hradschin-Platz
- Lebendige Atmosphäre und königliche Ausblicke
- Perfekte Fotospots und Perspektiven
- Zeremonien und besondere Erlebnisse am Platz
- Tipps für deinen Besuch
Hradschin-Platz – Prags historisches Herz am Burgtor
Das Kopfsteinpflaster glänzt, prächtige Paläste umrahmen den weiten Platz und direkt vor dir ragt das imposante Eingangstor der Prager Burg auf. Hier, am Hradschin-Platz (tschechisch: Hradčanské náměstí), atmet jeder Stein Geschichte. Du befindest dich am Hauptzugang zur berühmten Burganlage – an genau jenem Ort, an dem seit Jahrhunderten Könige, Kaiser und Präsidenten ihren Weg ins Machtzentrum Böhmens nahmen. Die Atmosphäre ist lebendig: Touristen aus aller Welt mischen sich mit Einheimischen, und über allem thront die Silhouette des Veitsdoms, dessen Türme hoch über den Platz grüßen. Mit einem begeisterten Blick lässt du all das auf dich wirken – willkommen am Hradschin-Platz, einem der monumentalsten und geschichtsträchtigsten Orte Prags!
Ein Platz voller Geschichte
Der Hradschin-Platz kann auf eine beeindruckende Vergangenheit zurückblicken. Seine Geschichte beginnt im Jahr 1320, als der Burggraf Hynek Berka von Dubá hier die Stadt Hradschin (Hradčany) gründete. Damals war Hradschin die dritte Prager Stadt neben Altstadt und Kleinseite – allerdings keine freie Königsstadt, sondern unterstand dem Burggrafen. Ursprünglich umfasste das Städtchen nur das Areal des heutigen Platzes, direkt westlich der Burg. Schon im Mittelalter tummelte sich hier das Hofpersonal des Königs, Handwerker und Diener – der Platz bot Unterkunft und Versorgung für die Burg und ihren Hofstaat. Unter Kaiser Karl IV. erlebte Hradschin im 14. Jahrhundert seine erste Blütezeit und wurde erweitert, sogar eine Wehrmauer schützte nun das Viertel. Man kann sich lebhaft vorstellen, wie wichtig der Platz schon damals war: Der Krönungsweg der böhmischen Könige führte über den Hradschin-Platz direkt hinauf zur Burg. Wenn also ein neuer König gekrönt wurde, zog er – begleitet von festlichem Pomp – durch die jubelnde Menge genau über dieses Pflaster in Richtung Veitsdom.
Doch die Geschichte meinte es nicht immer gut mit dem Hradschin. Im Jahr 1541 brach in der benachbarten Kleinseite ein verheerender Brand aus, der auch vor dem Burgviertel nicht Halt machte. Das Feuer wütete bis auf den Hradschin-Platz, zerstörte die meisten Gebäude hier und beschädigte sogar Teile der Burg schwer. In dieser Katastrophe lag jedoch der Keim für den glanzvollen Aufstieg des Platzes: Nach dem Brand wurde der Hradschin-Platz großzügig neu gestaltet. Die einfachen Bürgerhäuser, die bis dahin das Bild geprägt hatten, wurden abgerissen – an ihrer Stelle errichteten fortan reiche Adelsfamilien und Domherren ihre Paläste. Man stelle sich die Szenerie im 16. und 17. Jahrhundert vor: Überall rund um den Platz wuchsen prunkvolle Renaissance- und Barockpaläste in die Höhe, errichtet von den einflussreichsten böhmischen Adelsgeschlechtern, die gern in der Nähe des königlichen Herrschaftssitzes residieren wollten. So wurde der Hradschin-Platz zum edlen Residenzviertel der Aristokratie und des Klerus – ein Wandel vom ehemaligen Burgvorgelände hin zum „Wohnzimmer“ der höchsten Stände.
Die historische Bedeutung des Platzes zeigt sich auch in dramatischen Momenten: 1547 etwa – nur wenige Jahre nach dem Wiederaufbau – ließ der Habsburger König Ferdinand I. genau hier die Anführer eines Aufstands gegen seine Herrschaft hinrichten. Man kann förmlich spüren, wie der Hradschin-Platz Zeuge von Triumph und Tragödie wurde. Später, im 18. Jahrhundert, griff die mächtige Kaiserin Maria Theresia gestalterisch ein: In ihrer Zeit als Königin von Böhmen ordnete sie eine umfassende Umgestaltung des Burgvorplatzes an. Sie ließ den Graben vor der Burg zuschütten und die kleinen Häuser vor dem Burgtor beseitigen, um Raum für den heutigen Ehrenhof der Burg (den Ersten Burghof) zu schaffen. Seitdem trennt nur ein prachtvolles schmiedeeisernes Gitter mit monumentalem Portal den Hradschin-Platz vom inneren Burgareal – optisch bilden Platz und Ehrenhof seither eine harmonische Einheit. Diese bauliche Verbindung kannst du bis heute sehen: Stehst du auf dem Platz, schaust du direkt durch das vergitterte Tor in den ersten Hof der Burg, als wäre er Teil des Platzes selbst.
Im Laufe der Jahrhunderte hat der Hradschin-Platz also immer wieder sein Gesicht verändert, doch er blieb stets im Zentrum der Geschichte. Heute gilt das Viertel Hradschin mitsamt der Burg als einer der besterhaltenen historische Bereiche Prags. Wenn du jetzt hier stehst, stehst du auf historischem Boden: Kaiser und Präsidenten, Kardinäle und Revolutionäre – sie alle haben diesen Platz betreten. Sogar in jüngerer Vergangenheit behielt der Hradschin-Platz seine symbolische Kraft. Staatsgäste aus aller Welt fahren über den Platz, um zum Präsidentensitz in der Burg zu gelangen. Und im Jahr 2009 hielt US-Präsident Barack Obama hier eine vielbeachtete Rede unter freiem Himmel, vor der Kulisse der Burg. Es sind solche Momente, die spürbar machen: Der Hradschin-Platz ist weit mehr als nur ein schöner Ort – er ist Bühne der Geschichte.
Architektur und Paläste am Hradschin-Platz
Umgeben von den Zeugnissen dieser reichen Vergangenheit kannst du auf dem Hradschin-Platz heute eine architektonische Schatztruhe entdecken. An jeder Seite des Platzes reihen sich prachtvolle Gebäude aneinander, jedes mit seiner eigenen Geschichte und Ausstrahlung. Gemeinsam bilden sie ein einzigartiges Ensemble aus Renaissance und Barock, das Besucher staunen lässt. Ein Spaziergang über den Platz ist wie ein Rundgang durch verschiedene Epochen der Baukunst.
Auf der Nordseite erhebt sich als erstes das strahlend weiße Erzbischöfliche Palais (Arcibiskupský palác). Dieses Palais, Sitz der Prager Erzbischöfe, dominiert die Nordflanke des Platzes mit spätbarocker Eleganz. Errichtet wurde es ursprünglich im 16. Jahrhundert für Anton Brus von Müglitz, den ersten Prager Erzbischof nach den Hussitenkriegen. Seine heutige Fassade aber präsentiert sich im Rokokostil des 18. Jahrhunderts – inklusive kunstvoller Plastiken des Bildhauers Ignaz Platzer, der dem Gebäude seine verspielten Verzierungen gab. Wenn du vor dem Erzbischöflichen Palais stehst, spürst du förmlich den Prunk der hohen Kirche: Hinter den Fenstern verbergen sich prunkvoll ausgestattete Räume und sogar eine private Kapelle des heiligen Johannes des Täufers. Bis heute ist das Palais Sitz des Erzbistums – auch wenn man es als Tourist nur von außen bestaunen kann, ist allein der Anblick dieser Rokoko-Fassade ein Genuss.
Direkt angrenzend an das Erzbischöfliche Palais, aber etwas versteckt dahinter, liegt das Palais Sternberg (Šternberský palác). Dieses hochbarocke Palais aus dem 17. Jahrhundert war einst die Residenz der Adelsfamilie Sternberg. Vielleicht entdeckst du es nicht sofort, denn es liegt leicht zurückgesetzt und ist durch einen schmalen Gang neben dem Erzbischöflichen Palais erreichbar. Doch es lohnt sich, einen Blick darauf zu werfen: Hinter seiner Fassade verbirgt sich ein kleiner Innenhof und große Geschichte. Im 19. Jahrhundert wurden in den Sälen des Palais Sternberg die Sammlungen des „Vaterländischen Museums“ aufbewahrt – ein Vorläufer des Nationalmuseums. Heute knüpft das Palais an diese Tradition an, denn es beherbergt einen Teil der Nationalgalerie Prag: In seinen Räumen kannst du Meisterwerke europäischer Kunst vom 14. bis 18. Jahrhundert bewundern, darunter Gemälde von Albrecht Dürer, Lucas Cranach dem Älteren und Peter Paul Rubens. Ein Paradies für Kunstliebhaber – und das in den Gemächern eines ehemaligen Adelspalastes!
An der nordwestlichen Ecke des Platzes, zur linken Hand, steht das Palais Martinitz (Martinický palác). Dieses Gebäude zählt zu den schönsten Palästen der Spätrenaissance in Prag. Schon seine Fassade ist ein Kunstwerk für sich: Aufwendig gestaltete Sgraffiti – schwarz-weiße Kratzputzdekorationen – bedecken die Wände und erzählen bildlich Szenen aus der Bibel und der Mythologie. Wenn du näher herantrittst, kannst du in den Verzierungen Figuren und Geschichten entdecken, die seit Jahrhunderten dort verewigt sind. Das Palais Martinitz stammt aus dem 16. Jahrhundert und wurde mehrfach umgebaut, aber detailverliebt restauriert, sodass heute wieder etliche Räume im originalen Renaissancestil erstrahlen. Eine kuriose Anekdote: Der Palast gehörte einst Jaroslav Borsita von Martinic – einem Adligen, der 1618 beim Zweiten Prager Fenstersturz aus einem Burgfenster geworfen wurde und überlebte. Vielleicht brachte ihm sein prachtvolles Stadthaus am Hradschin Glück! Das Innere des Martinitz-Palais ist leider nicht regulär für Besucher geöffnet, es wird nur gelegentlich für Veranstaltungen genutzt. Doch schon ein Blick von außen auf die reich verzierte Front lohnt sich allemal.
Die Westseite des Hradschin-Platzes wird fast vollständig vom mächtigen Palais Toskana (Toskánský palác) eingenommen. Dieses dreistöckige, frühbarocke Palais fällt sofort durch seine Größe und Symmetrie ins Auge. Seinen Namen verdankt es einer toskanischen Herzogin – Anna Maria Franziska von Toskana –, die das Gebäude 1718 erwarb. Erbaut wurde es allerdings schon zuvor, nach Plänen des französischen Architekten Jean-Baptiste Mathey. Die Fassade des Toskana-Palais ist beeindruckend breit und reich verziert: Zwei prächtige Portal-Eingänge mit Säulen und Balkonen begrüßen den Besucher, und über den Türen entdeckst du steinerne Wappen der toskanischen Herzöge als Verweis auf die einstigen Besitzer. Schau auch nach oben – auf der Dachbalustrade (Attika) thronen barocke Skulpturen, welche die Sieben Freien Künste symbolisieren. Diese Figuren stammen von keinem Geringeren als Johann Brokoff, einem berühmten Bildhauer jener Zeit. Nach bewegten Jahrhunderten – das Palais wechselte öfter die Besitzer – ist das Gebäude heute in Staatsbesitz: Es wurde 1998 renoviert und wird vom tschechischen Außenministerium genutzt. Zutritt hast du als Tourist zwar nicht, aber von außen vermittelt das Toskana-Palais einen bleibenden Eindruck höfischer Pracht am Platz.
Die Südseite des Platzes schließlich gehört zwei der prachtvollsten Paläste Prags: dem Palais Schwarzenberg und dem Palais Salm. Beide liegen nebeneinander und springen jedem Besucher ins Auge. Das Palais Schwarzenberg(Schwarzenberský palác) ist ein Renaissancejuwel ersten Ranges. Nach dem großen Brand von 1541 wurde es für die Adelsfamilie Lobkowitz errichtet, wechselte aber später mehrfach den Besitzer. Im 18. Jahrhundert kam es an die einflussreiche Familie Schwarzenberg, deren Namen es bis heute trägt. Am Schwarzenberg-Palais wirst du besonders die Fassade bestaunen: Sie ist über und über mit dunkelgrauen und weißen Sgraffito-Mustern bedeckt, die ein regelmäßiges Quader-Mauerwerk vortäuschen – sogenannte Diamantquader. Dieser verblüffende optische Effekt aus dem 17. Jahrhundert lässt die Front des Gebäudes plastisch und lebendig wirken. Das Palais selbst diente nach 1948 zunächst als Militärhistorisches Museum, doch nach einer gründlichen Sanierung ist es heute Teil der Nationalgalerie. Im Inneren warten die „Alten Meister“: eine ständige Ausstellung mit Gemälden und Skulpturen des 16. bis 18. Jahrhunderts. Hier kannst du also Kunstschätze bewundern und gleichzeitig durch prunkvolle historische Räume wandeln – eine perfekte Kombination für Kulturfans.
Unmittelbar nebenan schließt das Palais Salm (Salmovský palác) an. Dieses Gebäude erkennt man an seiner klassizistischen Schlichtheit – es stammt aus dem frühen 19. Jahrhundert, was ihm einen etwas anderen Stil verleiht. Ursprünglich ließ der Prager Erzbischof Wilhelm Florentin von Salm-Salm das Palais erbauen. Wenige Jahre nach der Fertigstellung kaufte jedoch die Familie Schwarzenberg auch dieses Haus und verband es baulich mit dem Palais Schwarzenberg. Achte mal auf den kleinen Ehrenhof an der Vorderseite: Das Palais Salm besitzt einen eigenen miniaturhaften Vorplatz, der durch ein massives Gittertor vom Hradschin-Platz abgetrennt ist – fast so, als hätte es sein eigenes kleines Schlossgelände. Heutzutage gehört auch das Salm-Palais der Nationalgalerie, und innen dreht sich alles um die Kunst des 19. Jahrhunderts. In den eleganten Sälen hängen Werke mitteleuropäischer Maler jener Epoche, unter anderem Gemälde von Caspar David Friedrich und Carl Spitzweg. Für Kunstliebhaber bietet sich hier also direkt neben dem Renaissance-Palast ein Sprung in die Romantik und Biedermeier-Zeit.
Neben all den Palästen gibt es am Hradschin-Platz noch weitere bemerkenswerte Bauwerke. An der südwestlichen Ecke liegt etwa die unscheinbare St.-Benedikt-Kirche mit dem angrenzenden Kloster der Karmelitinnen. Diese kleine Kirche war schon 1353 erwähnt und diente einst als Pfarrkirche der Hradschin-Stadt. Im 17. Jahrhundert erhielt sie ihre heutige barocke Gestalt, und die Barnabiten-Mönche bauten ein Kloster daneben. Später, Ende des 18. Jahrhunderts, übernahmen Karmelitinnen den Konvent. Während der kommunistischen Ära wurde das Kloster 1950 aufgelöst und zu einem Luxushotel für Parteifunktionäre umfunktioniert – kaum zu glauben, oder? Nach der Wende kehrten die Nonnen zurück: Seit 1992 ist das Kloster wieder im Besitz des Ordens und die St.-Benedikt-Kirche wird für Gottesdienste genutzt. Als Tourist kannst du die Kirche gelegentlich besuchen (vor allem zu Messezeiten), doch auch von außen wirkt das Ensemble reizvoll, gerade weil es im Vergleich zu den Palästen so schlicht und spirituell ruhig erscheint.
Zu guter Letzt lohnt ein Blick mitten auf den Platz: Dort steht, von einem kleinen Grünstreifen umgeben, eine barocke Mariensäule, auch Pestsäule genannt. Sie wurde 1736 vom berühmten Bildhauer Ferdinand Brokoff fertiggestellt, als Dank für das Ende der Pestepidemie von 1713–14. Oben auf der Säule erkennst du die Figur der Jungfrau Maria (Immaculata) und am Sockel stehen Statuen böhmischer Heiliger. Interessanter Fakt: Es gibt in ganz Prag nur zwei erhaltene historische Pestsäulen – eine davon steht hier auf dem Hradschin-Platz (die andere auf dem Kleinseitner Ring). Die Mariensäule wurde erst vor kurzem, im Jahr 2003, aufwendig restauriert und erstrahlt seitdem wieder in altem Glanz. Sie verleiht dem Platz einen zusätzlichen Hauch Barock und erinnert an die Zeiten, als die Menschen hoffnungsvoll zur Madonna beteten, damit die Pest vorübergeht.
Lebendige Atmosphäre und königliche Ausblicke
Was macht den Hradschin-Platz heute so besonders für Besucher? Es ist diese einzigartige Atmosphäre, die jeden sofort in ihren Bann zieht. Hier stehst du an der Schwelle zwischen der geschäftigen Weltstadt Prag und der majestätischen Ruhe der Burganlage. Obwohl täglich unzählige Touristen über den Platz schlendern, wirkt er nicht hektisch, sondern beinahe erhaben. Die weiten Proportionen des Platzes, die historischen Laternen und das Fehlen von modernem Trubel schaffen ein Ambiente, in dem du die Vergangenheit förmlich spüren kannst. Besonders in den frühen Morgenstunden oder am Abend, wenn die Besuchermassen weniger werden, entfaltet der Hradschin-Platz einen nahezu magischen Charme. Die alten Gaslaternen rund um den Platz beginnen dann zu leuchten und tauchen die Fassaden in goldenes Licht – wusstest du, dass eine der großen gusseisernen Laternen hier acht Arme hat und aus dem 19. Jahrhundert stammt? Solche historischen Straßenlaternen sind heute selten, aber am Hradschin-Platz gehören sie einfach dazu und verstärken das Gefühl, in eine andere Zeit einzutauchen.
Eines der Highlights für Besucher ist der Panoramablick, den man vom Hradschin-Platz aus genießen kann. An der Südseite, dort wo die Straße „Ke Hradu“ (Zur Burg) in den Platz mündet, erstreckt sich eine kleine Aussichtsplattform auf der Burg rampe. Von hier aus öffnet sich ein herrlicher Blick über die gesamte Stadt Prag. Tagsüber kannst du von diesem Terrassenpunkt aus die roten Ziegeldächer der Kleinseite, die Türme der Altstadt und die Moldau in der Ferne erkennen. Vielleicht entdeckst du sogar die berühmte Karlsbrücke von oben. Besonders romantisch ist der Ausblick in den Abendstunden: Wenn die Dämmerung hereinbricht, liegen Prag und seine Sehenswürdigkeiten dir zu Füßen, glitzernd in tausend Lichtern. Direkt an dieser Aussicht thront übrigens eine Statue des heiligen Wenzel auf einem barocken Sockel. Der heilige Wenzel – Patron Böhmens – scheint hier gleichsam über Prag zu wachen. Die Statue aus dem Jahr 1906 ist ein Werk des Bildhauers Čeněk Vosmík und steht genau dort, wo einst während der Pest offene Bittgottesdienste abgehalten wurden. Es wirkt fast symbolisch: Der heilige Wenzel segnet den Blick auf die Goldene Stadt.
Natürlich ist auch die Prager Burg selbst ein großer Teil der Faszination des Platzes. Stehst du auf dem Hradschin-Platz, schaust du frontal auf das prächtige Eingangsportal der Burg, flankiert von zwei monumentalen Statuen – den berühmten Kämpfenden Titanen. Diese dramatischen Sandsteinfiguren zeigen zwei mythische Riesen im Kampf und bilden einen wahrhaft filmreifen Eingang. Jedes Mal, wenn die mächtigen Gittertore sich öffnen, hat man das Gefühl, gleich schreiten wichtige Persönlichkeiten heraus. Es ist dieser Spannungsbogen zwischen Außen und Innen, der den Platz so spannend macht: Hier draußen stehst du frei unter offenem Himmel, umgeben von Palästen, und direkt dahinter beginnt das offizielle Burgareal mit weiteren Höfen, Kirchen und Gärten. Diese Schwelle zu überschreiten – vom Platz in die Burg – fühlt sich ein bisschen an, als würdest du ein Geschichtsbuch aufschlagen.
Perfekte Fotospots und Perspektiven
Für Hobbyfotografen und Instagram-Fans hält der Hradschin-Platz jede Menge Motive bereit. Einer der typischsten Fotospots ist direkt vor dem Haupteingang der Burg: Von hier bekommst du das gesamte Schlossportal mit den kämpfenden Giganten und dahinter die aufragenden Türme des Veitsdoms aufs Bild. Besonders zur Blauen Stunde (kurz nach Sonnenuntergang) ist diese Perspektive atemberaubend – der Himmel färbt sich dunkelblau, die Kathedrale und Burg sind schon angestrahlt, und im Vordergrund leuchten die Laternen am Platz. Der Kontrast zwischen dem warmen Licht der Laternen, den hell erleuchteten Turmspitzen und dem tiefblauen Abendhimmel sorgt für eine magische Stimmung, die auf jedem Foto beeindruckt. Kein Wunder, dass viele Besucher genau dann den Auslöser drücken, wenn die Nacht hereinbricht und die Prager Burg golden erstrahlt.

Blick in der Dämmerung auf das beleuchtete Hradschin-Platz gegenüber vom Burgtor.
Auch am Tag gibt es fantastische Perspektiven: Wenn die Wolken am Himmel dramatisch ziehen, kannst du vom Platz aus herrliche Weitwinkelaufnahmen machen, etwa mit dem Burgportal und dem hoch aufragenden Veitsdom im Hintergrund – so wird der Maßstab sichtbar, wie winzig die Menschen vor den gigantischen Burgmauern wirken. Viele stellen sich auch gern neben die Ehrenposten der Burgwache vor dem Tor, um ein Foto mit den traditionsreichen Uniformen zu ergattern. Ein weiterer Tipp: Geh zur bereits erwähnten Aussichtsterrasse am südlichen Rand des Platzes. Von dort kannst du wunderschöne Panoramafotos von Prag schießen, mit den Dächern und Türmen der Stadt im Hintergrund. Wenn die Sicht klar ist, reicht der Blick kilometerweit – ideal für ein Erinnerungsfoto mit der ganzen Stadt zu deinen Füßen.
Nicht zu vergessen ist die Architektur-Fotografie: Die detailreichen Fassaden der Paläste bieten unzählige Motive. Zoom doch mal auf die Sgraffito-Muster des Schwarzenberg-Palais oder die Rokoko-Details am Erzbischöflichen Palais. Auch die Mariensäule in der Platzmitte, umgeben von Blumen im Sommer, ist ein schönes Motiv – am besten mit dem Veitsdom im Hintergrund, um das barocke Denkmal und die gotischen Türme in einem Bild zu vereinen. Oder wie wäre es mit einem Foto der historischen Laternen? Die große achtarmige Laterne auf dem Platz macht sich auch sehr schick als Sujet, besonders wenn sie abends brennt und ein weiches Licht auf das Kopfsteinpflaster wirft. Egal wo du die Kamera zückst – der Hradschin-Platz enttäuscht keinen Fotografen. Hier entstehen Bilder, die die Pracht und Romantik Prags perfekt einfangen.
Zeremonien und besondere Erlebnisse am Platz
Der Hradschin-Platz ist nicht nur Kulisse, sondern auch Schauplatz lebendiger Tradition. Täglich zur vollen Stunde wirst du hier Zeuge eines kleinen Spektakels: der Wachablösung der Burgwache. Punkt jeder Stunde marschieren die Gardesoldaten im präzisen Gleichschritt vor dem Burgportal auf, tauschen ernste Blicke und lösen ihre Kameraden ab – ein Ritual, das viele Besucher in seinen Bann zieht. Besonders feierlich ist die große Wachablösung um 12:00 Uhr mittags: Dann spielt zusätzlich ein Bläserkorps eine Fanfare, und die Flaggenparade sorgt für Gänsehaut-Momente. Wenn du also mittags am Hradschin-Platz bist, halte deine Kamera bereit und stell dich nah ans Gittertor, um alles gut beobachten zu können. Die Wachablösung findet unmittelbar vor dem Eingangstor im Ehrenhof statt, doch man sieht sie auch vom Platz aus hervorragend. Es ist nahezu unmöglich, sich der feierlichen Stimmung zu entziehen, wenn die Trompetenklänge über den Platz hallen und die Touristen gebannt zusehen. Dieses tägliche Ritual ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie Geschichte und Gegenwart auf dem Hradschin-Platz ineinandergreifen: Hier wird Tradition lebendig gehalten.
Neben der Wachablösung starten von Hradschin-Platz aus auch zahlreiche Führungen und Touren durch die Prager Burg und das Burgviertel. Oft versammeln sich Reisegruppen an der Mariensäule oder nahe der Statue von T. G. Masaryk (die übrigens den ersten tschechoslowakischen Präsidenten ehrt und im Jahr 2000 zu seinem 150. Geburtstag aufgestellt wurde). Von hier aus geleiten Stadtführer die Besucher durch die Burgtore, erklären die historischen Hintergründe des Platzes und führen dann hinein in die Burg mit ihren Höfen. Wenn du das erste Mal hier bist, kann es sich lohnen, an so einer Tour teilzunehmen – du erfährst dabei Anekdoten und Geschichten, die dir allein vielleicht entgehen würden. Manche thematische Rundgänge starten ebenfalls am Hradschin-Platz, zum Beispiel Abendführungen „Prague Castle by Night“, bei denen man zuerst den Sonnenuntergang über der Stadt von der Aussichtsplattform genießt und dann in die mystisch beleuchtete Burg weitergeht. Auch zeremonielle Events finden gelegentlich auf dem Platz statt. Es gab Open-Air-Konzerte, etwa der Tschechischen Philharmonie, die vor der grandiosen Burgkulisse gespielt hat – ein unvergessliches Erlebnis, wenn klassische Klänge über den historischen Platz schweben. Und nicht zu vergessen: Bei Staatsbesuchen oder besonderen nationalen Feierlichkeiten wird der Hradschin-Platz gern als Aufmarschort genutzt, mit Flaggen, roten Teppichen und Militärgarde. Auch wenn solche Ereignisse selten sind, zeugen sie doch davon, dass dieser Platz immer noch eine zentrale Rolle im öffentlichen Leben spielt.
Tipps für deinen Besuch
Damit dein Besuch des Hradschin-Platzes rundum gelingt, hier ein paar praktische Hinweise: Die Anreise ist unkompliziert. Am bequemsten erreichst du den Platz mit der Straßenbahn – die Linien 22 und 23 bringen dich direkt ins Burgviertel. Steig entweder an der Haltestelle Pohořelec aus und spaziere etwa 10 Minuten bergab durch die malerische Loretánská-Straße bis zum Hradschin-Platz, oder nimm die Bahn bis Haltestelle Pražský hrad (Prager Burg). Von dort sind es nur wenige Schritte durch die Gasse zum Platz. Alternativ kannst du auch von der Kleinseite (Malá Strana) zu Fuß hinaufsteigen: Entweder über die berühmte Nerudova-Straße, die voller historischer Häuser und kleiner Läden ist – ein steiler, aber wunderschöner Aufstieg – oder über die Alte Schlossstiege (Staré zámecké schody) vom U-Bahnhof Malostranská. Beide Routen führen dich direkt zum Hradschin-Platz und bieten unterwegs großartige Ausblicke. Bequeme Schuhe sind ratsam, denn es geht bergauf und der Platz selbst ist mit Kopfsteinpflaster ausgelegt.
Der Hradschin-Platz selbst ist jederzeit öffentlich zugänglich und kostet keinen Eintritt – es ist ja ein frei zugänglicher Stadtraum. Wenn du aber von hier aus die Prager Burg besichtigen möchtest, beachte die Öffnungszeiten: Das Burgareal (also die Höfe und Außenbereiche) ist täglich etwa von 6:00 bis 22:00 Uhr geöffnet. In diesen Zeiten kannst du frei über den Platz ins Burggelände spazieren, durch die Tore in die Höfe gehen oder den Blick von den Burgterrassen genießen. Die historischen Innenräume der Burg (wie der Alte Königspalast, der Veitsdom, das Goldene Gässchen etc.) öffnen dagegen etwas später und schließen früher: In der Sommerzeit (April–Oktober) ungefähr von 9:00 bis 17:00 Uhr, im Winter (November–März) etwa von 9:00 bis 16:00 Uhr. Diese Zeiten können leicht variieren, deshalb schau im Zweifel kurz vorher auf der offiziellen Website der Prager Burg nach aktuellen Angaben. Ein Tipp: Sei möglichst früh am Tag dort. Morgens ist der Andrang geringer und du kannst den Hradschin-Platz in relativer Ruhe erleben, bevor die großen Besucherströme ankommen. Außerdem vermeidest du so Wartezeiten an der Sicherheitskontrolle: Seit einigen Jahren gibt es am Zugang zur Burg eine Sicherheitsüberprüfung (ähnlich wie am Flughafen). Gerade zur Mittagszeit können sich dort Schlangen bilden. Früh am Morgen oder am späten Nachmittag geht es meist schneller, und du hast mehr Zeit, die Atmosphäre zu genießen.
Möchtest du die Attraktionen der Burg besichtigen, brauchst du ein Ticket. Der Eintritt in die Burghöfe und auf den Hradschin-Platz ist zwar frei, aber für Gebäude wie den Veitsdom (innen), den Alten Königspalast, die Schatzkammern oder das Goldene Gässchen benötigst du eine Karte. Es gibt verschiedene Rundgang-Tickets (sogenannte „Circuits“), die mehrere Sehenswürdigkeiten bündeln. Am besten holst du dir so ein Kombi-Ticket an den offiziellen Kassen im Burgareal oder vorab online über die Burgverwaltung – so kannst du alle Highlights in Ruhe anschauen. Doch selbst wenn du kein Ticket kaufen möchtest, ist ein Spaziergang über den Hradschin-Platz und durch die frei zugänglichen Burgbereiche absolut lohnend. Viele Eindrücke, wie die Wachablösung oder der Panoramablick, bekommst du völlig kostenlos geboten.
Noch ein paar kleine Hinweise zum Schluss: Da der Hradschin-Platz oberhalb der Stadt liegt, kann es dort etwas windiger und kühler sein als unten an der Moldau – eine leichte Jacke dabei zu haben, schadet nie. In der Umgebung gibt es ein paar Cafés und Restaurants, falls du eine Pause einlegen möchtest (zum Beispiel in den malerischen Gassen hinter dem Platz Richtung Loretto-Heiligtum). Und vergiss nicht, zwischendurch einfach mal stehen zu bleiben, tief durchzuatmen und die Szenerie auf dich wirken zu lassen. Der Hradschin-Platz ist einer jener Orte, an denen Prag seine ganze Pracht, Geschichte und Romantik entfaltet. Genieße die besonderen Momente dort – ob beim ersten Anblick der Burg am Morgen, beim Klang der Fanfaren zur Mittagsstunde oder beim letzten Sonnenuntergang über den Dächern der Goldenen Stadt.
Viel Spaß auf dem Hradschin-Platz –
dein Tor zu Prags Vergangenheit und ein Höhepunkt jeder Reise in diese unvergleichliche Stadt!
Quellen: