Jüdisches Viertel (Židovská čtvrť)

Das Jüdische Viertel, auch bekannt als Židovská čtvrť im Viertel Josefov, ist ein historisches Viertel in Prag, das sich im Stadtteil Staré Město (Altstadt) befindet. Das Viertel war einst ein Ghetto, in dem die jüdische Bevölkerung von Prag lebte, und es ist heute ein wichtiger Teil des kulturellen Erbes der Stadt.

Das Jüdische Viertel ist bekannt für seine gut erhaltenen Synagogen, Friedhöfe und andere jüdische Denkmäler, die einen Einblick in die Geschichte und Kultur der jüdischen Gemeinschaft in Prag bieten. Zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten gehören die Altneu-Synagoge, die Spanische Synagoge, die Pinkas-Synagoge und der Alte Jüdische Friedhof.

Die Altneu-Synagoge ist eine der ältesten erhaltenen Synagogen in Europa und wurde im 13. Jahrhundert erbaut. Sie ist bekannt für ihre gotische Architektur und ihre schönen Wandmalereien. Die Spanische Synagoge wurde im 19. Jahrhundert erbaut und ist bekannt für ihre maurische Architektur und ihre prächtigen Innenräume.

Die Pinkas-Synagoge ist ein Denkmal für die Opfer des Holocaust und beherbergt eine Ausstellung über das Leben der jüdischen Gemeinschaft in Prag während des Zweiten Weltkriegs. Der Alte Jüdische Friedhof ist einer der ältesten erhaltenen jüdischen Friedhöfe in Europa und beherbergt Tausende von Grabsteinen, die aus dem 15. bis 18. Jahrhundert stammen.

Das Jüdische Viertel ist auch bekannt für seine lebhafte Kultur und seine kulinarischen Angebote. Es gibt viele Restaurants und Cafés, die traditionelle jüdische Gerichte wie Gefilte Fisch, Hühnersuppe und Kugel anbieten.

Themenübersicht:

  • Das jüdische Viertel in Prag (Josefov) – Zeitreise in Prags legendäre Vergangenheit
  • Vom Mittelalter bis heute: Die bewegte Geschichte des jüdischen Viertels
  • Josefov und seine Bedeutung für Prag
  • Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Josefov – Ein Rundgang durch das jüdische Viertel
  • Altneu-Synagoge (Staronová synagoga) – älteste aktive Synagoge Europas
  • Spanische Synagoge (Španělská synagoga) – maurischer Zauber im Herzen Prags
  • Pinkas-Synagoge – stilles Mahnmal und Tor zum Alten Jüdischen Friedhof
  • Alter Jüdischer Friedhof – ein Wald aus Grabsteinen und Jahrhunderte der Erinnerung
  • Maisel-Synagoge (Maiselova synagoga) – Renaissance-Glanz und Schatzkammer des Museums
  • Klausen-Synagoge (Klausová synagoga) – barocke Pracht und Toratrollen
  • Zeremonienhalle (Obřadní síň) – das Haus der letzten Abschiednahme
  • Legenden und Mystik: Die Sage vom Golem und andere Geschichten aus Josefov
  • Das Jüdische Museum in Prag – Hüter des Erbes von Josefov
  • Architektur im Wandel – vom Ghetto zum Großstadtviertel
  • Kulinarische Tipps – koschere Küche und jüdische Spezialitäten in Josefov
  • Praktische Tipps für deinen Besuch – Respekt, Regeln und nützliche Hinweise
  • Ein Muss für jeden Prag-Besucher


Das jüdische Viertel in Prag (Josefov) – Zeitreise in Prags legendäre Vergangenheit

Mitten im Herzen der Prager Altstadt erwartet dich ein Viertel, das dich in eine andere Welt entführt. Das jüdische Viertel – auf Tschechisch Židovská čtvrť, auch bekannt als Josefov – ist ein historisches Juwel voller Emotionen, Legenden und Kultur. Enge Gassen, uralte Synagogen und verwitterte Grabsteine erzählen hier von einer jahrhundertealten Geschichte, die dich vom Mittelalter bis in die Gegenwart führt. Jeder Schritt auf dem Kopfsteinpflaster haucht den Geschichten vergangener Generationen Leben ein und macht deinen Rundgang zu einer unvergesslichen Zeitreise. Dieser Ort, durchdrungen von spiritueller Tiefe und kulturellem Reichtum, ist weit mehr als ein gewöhnliches Viertel – er ist ein lebendiges Denkmal der Widerstandsfähigkeit und Tradition der Prager Juden. Bereite dich darauf vor, in Josefov tief in die Geschichte einzutauchen, berührende Schicksale zu entdecken und die einzigartige Atmosphäre dieses Viertels mit allen Sinnen zu erleben.

Vom Mittelalter bis heute: Die bewegte Geschichte des jüdischen Viertels

Die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Prag reicht weit zurück und spiegelt die Höhen und Tiefen europäischer Geschichte wider. Bereits im 10. Jahrhundert sind Juden in Prag belegt. Ab dem 13. Jahrhundert wurde ihnen per Dekret ein eigenes Wohngebiet zugewiesen – der Ursprung der späteren Judenstadt. Über Jahrhunderte hinweg entwickelte sich diese abgeschottete „Stadt in der Stadt“ zu einer der bedeutendsten jüdischen Gemeinden Europas. Trotz vieler Entbehrungen erlebte das Ghetto besonders im 16. und 17. Jahrhundert eine Blütezeit: Gelehrte wie der berühmte Rabbi Judah Löw ben Bezalel (Rabbi Löw) wirkten hier, eine renommierte talmudische Schule (Jeschiwa) wurde gegründet und wohlhabende Mäzene wie Mordechai Maisel förderten die Gemeinde großzügig. In dieser Epoche entstanden prächtige Synagogen und Bauten, welche den Ruf Prags als Zentrum jüdischer Kultur festigten.

Doch die Geschichte von Josefov war auch von Ausgrenzung und Tragödien geprägt. Im Jahr 1215 verfügte der Laterankonzil die Trennung von Christen und Juden, was das Ghettoleben weiter zementierte. Immer wieder kam es zu Pogromen – besonders grausam war das Osterpogrom von 1389, dem Hunderte Juden zum Opfer fielen. Kaiser Rudolph II. verbot 1577 zeitweise alle jüdischen Gottesdienste, und Kaiserin Maria Theresia ließ 1744 alle Juden aus Prag ausweisen. Zwar durften sie wenige Jahre später zurückkehren, doch solche Ereignisse zeigen, wie unsicher das Leben hier lange war. Erst mit den Reformen von Kaiser Joseph II. Ende des 18. Jahrhunderts besserte sich die Lage: Seine Toleranzedikte von 1781 gewährten den Juden mehr Rechte. Aus Dankbarkeit benannte man das Viertel 1850 offiziell in „Josefstadt“ (Josefov) um – zu Ehren Josephs II., der die Juden aus ihrer Ghettobindung entließ.

Die bürgerliche Gleichstellung 1848 markierte dann einen Wendepunkt: Juden durften nun überall in Prag wohnen. Viele Familien verließen das überfüllte Ghetto, und Josefov verlor seinen Zwangscharakter. Dies ebnete den Weg für eine dramatische Veränderung: Gegen Ende des 19. Jahrhunderts galt das alte Judenviertel als Elendsviertel. Zwischen 1893 und 1913 ließ die Stadt einen Großteil der historischen Bebauung abbrechen, um hygienische Missstände zu beseitigen und Platz für breite Boulevards und elegante Wohnhäuser zu schaffen. Nur einige wenige historische Bauwerke blieben von diesem städtebaulichen Kahlschlag verschont – sechs Synagogen, das jüdische Rathaus und der Friedhof überstanden die sogenannte Assanierung. An die Stelle der verwinkelten mittelalterlichen Gassen traten großzügige Straßen im Zeitgeschmack der Belle Époque, gesäumt von prächtigen Jugendstil-Fassaden. Wenn du heute durch die breite Pařížská-Straße flanierst, spürst du wenig von der einstigen Enge des Ghettos – doch die bewahrten Denkmäler der jüdischen Gemeinde halten die Erinnerung an die ursprüngliche Judenstadt lebendig.

Der Zweite Weltkrieg brachte die dunkelste Stunde für das jüdische Prag. Nach der Besetzung 1939 verschleppten die Nationalsozialisten nahezu die gesamte jüdische Bevölkerung in Ghettos und Vernichtungslager. Von den ehemals etwa 50.000 Prager Juden überlebte nur ein Bruchteil; insgesamt wurden fast 80.000 Juden aus den böhmisch-mährischen Gebieten ermordet. Inmitten dieses unfassbaren Grauens geschah etwas Makaberes: Ausgerechnet die Nazis selbst trugen dazu bei, dass die jüdischen Stätten Prags unzerstört blieben. Sie nutzten Josefov und die beschlagnahmten Kulturgüter, um das Konzept eines „Museums einer ausgestorbenen Rasse“ zu verwirklichen. Die Prager jüdischen Historiker und Kuratoren wurden gezwungen, unzählige Judaica aus aufgelösten Gemeinden zu katalogisieren und hier zu lagern – die Besatzer planten nach ihrem „Endsieg“ ein makabres Museum, das vom untergegangenen Judentum künden sollte. Ironischerweise bewahrte genau dieser zynische Plan viele Synagogen und Ritualgegenstände vor der Zerstörung. Als Prag 1945 befreit wurde, stand das jüdische Viertel nahezu intakt da – jedoch ohne die Gemeinde, die es einst mit Leben erfüllte.

Nach Kriegsende kehrten nur wenige Überlebende zurück. Während der kommunistischen Ära (1948–1989) fristete das religiöse Leben ein Schattendasein; die Synagogen wurden vor allem als Museum genutzt. Doch seit der politischen Wende von 1989 erlebt das Viertel eine behutsame Renaissance. Heute gibt es wieder eine kleine, aber aktive jüdische Gemeinde in Prag. Auch wenn nur rund 1.500 Bewohner in Josefov leben (2013 waren es ca. 1.400) und das Viertel stark touristisch geprägt ist, bleibt es ein zentraler Gedenkort. Josefov ist heute ein lebendiges Freilichtmuseum, das jedes Jahr Besucher aus aller Welt anzieht. Seine Geschichte – vom mittelalterlichen Ghetto über die Emanzipation bis hin zum Holocaust und Neuanfang – macht es zu einem der bedeutendsten Orte des jüdischen Erbes in Europa.

Josefov und seine Bedeutung für Prag

Warum solltest du bei deinem Prag-Besuch unbedingt durch das jüdische Viertel spazieren? Zum einen, weil Josefov weit mehr ist als eine Ansammlung alter Gebäude – es ist ein Spiegel der multikulturellen Prager Vergangenheit. Über Jahrhunderte hinweg lebten hier Juden inmitten einer überwiegend christlichen Stadtbevölkerung. Das Nebeneinander von jüdischer und tschechischer Geschichte hat Prag nachhaltig geprägt. Josefov zeugt von Toleranz und Intoleranz, von Blütezeiten der Wissenschaft und Kultur ebenso wie von unsäglichem Leid. Jede Synagoge, jeder Stein auf dem Friedhof erzählt von der Verwobenheit jüdischer Bürger in die Entwicklung Prags.

Zum anderen ist das Viertel trotz seiner geringen Größe (nur etwa 13 Hektar Fläche) ein kultureller Schatz ersten Ranges. Wo sonst in Europa findest du auf engstem Raum so viele erhaltene jüdische Baudenkmäler? Josefov beherbergt eine der ältesten Synagogen Europas, eine der schönsten Synagogen im maurischen Stil, einen der bedeutendsten jüdischen Friedhöfe der Welt und dazu ein einzigartiges Museumskomplex. Während in anderen Städten die jüdischen Viertel oft nur aus einzelnen Gassen oder rekonstruierten Bauten bestehen, steht Prags jüdisches Viertel als geschlossenes Ensemble da – eingefügt in die Altstadt und doch mit eigenem Charakter.

Wenn du durch Josefov schlenderst, wechselt das Stadtbild auf faszinierende Weise: Da ist einerseits das Flair der Belle Époque – elegante Jugendstilhäuser mit verzierten Fassaden und Luxus-Boutiquen, die zeigen, wie modern das Viertel nach 1900 wurde. Andererseits erheben sich dazwischen die deutlich älteren Synagogen und das alte Rathaus mit seinem hebräischen Ziffernblatt – stumme Zeugen der Vergangenheit, die sich behauptet haben. Dieses Miteinander von Alt und Neu macht Josefov einzigartig: Es ist Teil der historischen Altstadt (die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt) und doch eine Welt für sich.

Für Prag ist Josefov auch deshalb bedeutend, weil es an die reiche jüdische Tradition Böhmens erinnert. Berühmte Persönlichkeiten mit Wurzeln in diesem Viertel haben der Stadt und der Welt viel gegeben – man denke an Schriftsteller Franz Kafka, der unweit der Spanischen Synagoge geboren wurde, oder an die Philosophen, Wissenschaftler und Geschäftsleute, die aus der Josefstadt kamen. Heutzutage besuchen jährlich Hunderttausende Touristen das Viertel, was es zu einem wirtschaftlichen Faktor für die Stadt macht. Vor allem aber ist Josefov ein Ort der Begegnung und des Gedenkens: Hier kommen Menschen aller Religionen zusammen, um die Errungenschaften der jüdischen Gemeinde zu würdigen und der Opfer des Holocaust zu gedenken. In einer Stadt voller Highlights – von der Prager Burg bis zur Karlsbrücke – nimmt das jüdische Viertel einen besonderen Platz ein: als Herzstück des jüdischen Erbes in Prag und als Mahnmal dafür, wohin Intoleranz führen kann.

Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Josefov – Ein Rundgang durch das jüdische Viertel

Ein Besuch in Josefov gleicht einer Schatzsuche: Hinter jeder Ecke wartet eine neue Entdeckung. Damit du nichts verpasst, stellen wir dir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten des jüdischen Viertels vor. Von ehrwürdigen Synagogen über den berühmten Friedhof bis hin zu versteckten Legenden – folge uns auf einem Rundgang durch die Highlights von Josefov.

Altneu-Synagoge (Staronová synagoga) – älteste aktive Synagoge Europas

Wir beginnen unseren Rundgang mit einem absoluten Zeitzeugen der Gotik: der Altneu-Synagoge. Dieses unscheinbare, aber ehrwürdige Gotteshaus aus grauem Stein ist die älteste noch aktive Synagoge Europas – seit ihrer Erbauung im Jahr 1270 fanden hier ununterbrochen Gebete statt. Sobald du vor dem schlichten Giebel mit dem roten Ziegeldach stehst, spürst du die Aura vergangener Jahrhunderte. Die gotischen Spitzbogenfenster und die dicken Stützpfeiler erzählen von einer Zeit, als Prag gerade seine Altstadtmauer errichtet hatte. Tatsächlich ist die Altneu-Synagoge eines der ersten gotischen Gebäude Prags überhaupt! Ihr Name „Altneu“ (tschechisch Staronová) rührt der Legende nach daher, dass sie zunächst „auf altem Fundament neu erbaut“ wurde – eine Sage besagt sogar, dass die Steine ihres Fundaments vom zerstörten Jerusalemer Tempel stammen sollen, „auf Bewährung ausgeliehen“ bis zum Kommen des Messias.

Beim Betreten der Synagoge umfängt dich schlagartig eine feierliche Atmosphäre. Der Innenraum ist schlicht und ehrwürdig: weiß getünchte Wände, ein Gewölbe mit fünf Rippenpaaren und in der Mitte der bima (Vorlesepult) aus geschmiedetem Eisen. An den Wänden hängen alte Wimpel und Fahnen der jüdischen Zünfte Prags. Hier spürst du, dass dieser Ort noch heute ein lebendiger Gebetsraum ist – bitte verhalte dich dementsprechend respektvoll und leise. In der Altneu-Synagoge predigte einst Rabbi Löw, der berühmte Gelehrte des 16. Jahrhunderts. Sein Geist scheint in den Mauern zu wohnen. Kein Wunder, dass sich um dieses Gebäude viele Geschichten ranken. Eine der bekanntesten Legenden Prags besagt, dass auf dem Dachboden der Altneu-Synagoge etwas Unheimliches verborgen liegt – doch dazu später mehr (Stichwort: Golem!). Für Besucher ist der Dachboden übrigens bis heute nicht zugänglich, was die Mystik nur noch verstärkt. Lass dir diese Synagoge, das Herzstück des jüdischen Viertels, nicht entgehen – sie ist ein lebendiges Stück Mittelalter inmitten der modernen Stadt.

Spanische Synagoge (Španělská synagoga) – maurischer Zauber im Herzen Prags

Wenn du von der Altneu-Synagoge nur ein paar Schritte Richtung Osten gehst, gelangst du zur Spanischen Synagoge, dem vielleicht prachtvollsten Sakralbau Prags. Schon die Außenfassade mit ihren maurischen Bögen und den aufwendigen Verzierungen zieht alle Blicke auf sich. Die Spanische Synagoge wurde 1868 an Stelle einer älteren Synagoge erbaut und verdankt ihren Namen der atemberaubenden maurisch-andalusischen Gestaltung ihres Innenraums. Tritt ein, und du wirst aus dem Staunen nicht herauskommen: Hier erstrahlt ein wahrer Traum aus Tausendundeiner Nacht.

Die Wände und Decken sind über und über mit goldenen Ornamenten, arabesken Mustern und leuchtenden Farbenverziert. Feine geometrische Mosaike, Sterne und Blütenmuster bedecken jede Fläche und zeugen von meisterhafter Handwerkskunst im maurischen Revivalstil des 19. Jahrhunderts. Bunte Bleiglasfenster filtern das Licht in warmen Tönen, und in der Kuppel schimmert ein aufwändiges Rosettenfenster. Besonders eindrucksvoll ist der mit Gold verzierte Toraschrein, über dem ein großer Davidstern prangt – ein Anblick von überwältigender Schönheit. In diesem Raum spürst du förmlich die Harmonie von Kunst und Spiritualität. Tatsächlich gilt die Spanische Synagoge als eine der schönsten Synagogen weltweit, oft rangiert sie in Listen der prächtigsten Gotteshäuser ganz oben.

Heute wird die Spanische Synagoge nicht mehr für regelmäßige Gottesdienste genutzt, sondern als Museum und Konzertsaal. Im Rahmen des Jüdischen Museums Prag beherbergt sie eine Ausstellung über die Geschichte der Juden in Böhmen und Mähren im 19. und 20. Jahrhundert. Schau dir die Vitrinen an – dort sind kostbare Judaica, Textilien und Dokumente ausgestellt, die von Emanzipation und Leben der tschechischen Juden erzählen. Wenn du abends Zeit hast, kannst du hier sogar ein besonderes Highlight erleben: Konzertabende in der Spanischen Synagoge. In diesem magischen Ambiente werden oft klassische und jüdische Melodien aufgeführt – Gänsehaut garantiert, wenn die Klänge der Streicher und Bläser unter der vergoldeten Kuppel erklingen. Die Spanische Synagoge verbindet auf unvergleichliche Weise Ästhetik und Emotion. Vergiss nicht, auch einen Blick auf den kleinen Platz nebenan zu werfen: Dort steht das Franz-Kafka-Denkmal, eine moderne Skulptur, die an den berühmtesten Sohn des Viertels erinnert – surreal und nachdenklich, wie Kafkas Geschichten selbst.

Pinkas-Synagoge – stilles Mahnmal und Tor zum Alten Jüdischen Friedhof

Gleich neben der Spanischen Synagoge, an der Straße Široká, befindet sich die Pinkas-Synagoge. Von außen wirkt sie eher unscheinbar mit ihrer hellen Fassade – doch ihre Bedeutung ist tief und ergreifend. Die Pinkas-Synagoge, erbaut 1535 von der Familie Horowitz, ist heute kein gewöhnliches Gotteshaus mehr, sondern ein Mahnmal. Wenn du eintrittst, umfängt dich Stille. An den Innenwänden dieser Synagoge stehen in feiner Handschrift tausende Namen geschrieben – es sind die Namen von etwa 80.000 jüdischen Frauen, Männern und Kindern aus Böhmen und Mähren, die während des Holocaust ermordet wurden. Raum für Raum sind die Wände voll mit diesen Namen, sauber in Reihen gemalt, geordnet nach den Heimatorten der Opfer. Es ist das größte handgeschriebene Epitaph der Welt, geschaffen in den 1950er Jahren und nach Jahrzehnten kommunistischer Schließung in den 1990ern wiederhergestellt. Wenn du die Namen liest – oft ganze Familien nebeneinander – wird die unvorstellbare Dimension des Verlusts erschütternd greifbar. Kaum ein Besucher verlässt diesen Ort mit trockenen Augen. Bitte halte inne, nimm dir Zeit und ehre die Erinnerung – fotografieren ist hier zum Beispiel nicht gestattet, um die Würde des Ortes zu wahren.

Im oberen Stockwerk der Pinkas-Synagoge erwartet dich eine ebenso ergreifende Ausstellung: Kinderzeichnungen aus dem Ghetto Theresienstadt. In diesem nahegelegenen Konzentrationslager wurden viele Prager jüdische Kinder interniert, bevor sie in den Vernichtungslagern ermordet wurden. Eine engagierte Kunstlehrerin, Friedl Dicker-Brandeis, gab den Kindern im Ghetto Malunterricht und ermöglichte ihnen so, ihre Ängste und Hoffnungen auf Papier zu bringen. Über 4.000 dieser Zeichnungen blieben erhalten. In der Pinkas-Synagoge kannst du einige davon sehen – gemalte Träume von Freiheit, von zuhause, aber auch verstörende Bilder des Lageralltags. Diese zarten Kunstwerke von Kindern, die die Shoah nicht überlebten, gehen unter die Haut.

Die Pinkas-Synagoge hat noch eine weitere Besonderheit: Sie dient als Eingang zum Alten Jüdischen Friedhof. Durch eine Tür am Ende des Synagogenraums gelangst du in den Garten, der auf diesen weltberühmten Friedhof führt. So wird die Pinkas-Synagoge tatsächlich zu einem Tor zwischen Gedenken und Geschichte – drinnen die Namen der Verstorbenen, draußen ihre jahrhundertealten Gräber. Nimm einen letzten tiefen Atemzug, bevor du hinaustrittst, denn gleich erwartet dich einer der beeindruckendsten Orte Prags.

Alter Jüdischer Friedhof – ein Wald aus Grabsteinen und Jahrhunderte der Erinnerung

Wenn du den Alten Jüdischen Friedhof betrittst, scheint plötzlich die Zeit stillzustehen. Vor dir erstreckt sich ein Meer von schiefen, moosbewachsenen Grabsteinen, dicht an dicht gedrängt unter hohen Bäumen. Dieser Friedhof, angelegt um 1439, ist einer der ältesten und berühmtesten jüdischen Friedhöfe der Welt. Über 12.000 Grabsteine ragen hier aus der Erde – manche verwittert und krumm, andere mit feinen Reliefs verziert – doch die Zahl der Bestatteten ist weit höher, vermutlich über 100.000. Da der Platz begrenzt war und über Jahrhunderte kein weiterer Friedhof zugelassen wurde, mussten die Toten in bis zu zwölf Schichten übereinander beerdigt werden. So entstanden die charakteristischen Hügel; die ältesten sichtbaren Grabsteine stammen aus dem 15. Jahrhundert, die jüngsten aus dem Jahr 1787. Jeder Schritt auf dem schmalen Pfad führt dich hier durch Jahrhunderte jüdischer Geschichte. Bitte bleib auf den ausgewiesenen Wegen und behandle diesen Ort mit größtem Respekt – er ist heilig und zugleich ein einzigartiges Freilichtmuseum.

Während du zwischen den Steinen wandelst, kannst du einige Inschriften und Symbole entdecken. Viele Grabsteine tragen Tiermotive oder Gegenstände als Symbole für den Namen oder Beruf des Verstorbenen – z.B. Löwen für den Vornamen Leib/Loew, Scheren für einen Schneider oder eine Krone als Zeichen der Levitenfamilie. Die Atmosphäre ist verwunschen und friedvoll. Trotz der vielen Besucher herrscht oft eine andächtige Stille; nur das Zwitschern der Vögel und das Rascheln der Blätter begleiten deinen Rundgang. An einigen Gräbern wirst du kleine Steinchen sehen, die Besucher auflegen – im Judentum ein Zeichen des Gedenkens und der Ehrerbietung an die Toten.

Unter den hier Begrabenen sind viele bedeutende Persönlichkeiten der Prager jüdischen Gemeinde. Einer der bekanntesten Namen ist Rabbi Löw (Jehuda ben Bezalel), gestorben 1609, der Schöpfer der Golem-Legende. Sein Grabstein ist stets von unzähligen Zetteln mit Wünschen und Dankesbotschaften gesäumt, die Gläubige hinterlassen – eine stille Zwiesprache mit dem weisen Rabbi. Ganz in der Nähe ruht Mordechai Maisel (†1601), der reiche Gemeindevorsteher, der als Finanzier vieler Bauten (darunter der Maisel-Synagoge) verewigt ist. Außerdem findest du die Grabstätte von David Oppenheim (†1736), einem bedeutenden Rabbiner und Gelehrten, und von David Gans (†1613), einem Chronisten und Astronomen. Jeder Stein erzählt ein Kapitel – und zusammengenommen spürst du hier die Ewigkeit der Erinnerung. Am Ausgang des Friedhofs befindet sich übrigens ein kleines Steinhäuschen mit Rundbogenfenstern – die zeremonielle Leichenhalle, auf die wir noch zu sprechen kommen. Lasse diesen besonderen Ort auf dich wirken: Er ist das Herzstück von Josefov und wird dich noch lange im Gedächtnis begleiten.

Maisel-Synagoge (Maiselova synagoga) – Renaissance-Glanz und Schatzkammer des Museums

Verlässt du den Friedhof und biegst in die Straße Maiselova ein, stehst du bald vor der Maisel-Synagoge. Deren heutige neugotische Fassade (mit spitzen Türmchen und einem großen Davidstern-Fenster) stammt zwar aus dem frühen 20. Jahrhundert, doch die Wurzeln dieser Synagoge reichen zurück in die Zeit um 1600. Sie wurde ursprünglich 1592 im Renaissance-Stil erbaut – und zwar von keinem Geringeren als dem wohlhabenden Bankier Mordechai Maisel, damals Vorsteher der jüdischen Gemeinde und Finanzier Kaiser Rudolfs II. Die Synagoge trug einst seinen Reichtum zur Schau: Drei Schiffe, 20 Arkaden – sie war eine der größten ihrer Zeit. Ein Stadtbrand 1689 beschädigte sie schwer, und spätere Umbauten veränderten ihr Aussehen. Was du heute siehst, ist das Ergebnis einer Renovierung von 1905, die die Maisel-Synagoge in neugotischem Stil neu erstrahlen ließ.

Die Maisel-Synagoge beherbergt heute eine der zentralen Ausstellungen des Jüdischen Museums Prag. Tritt ein in den relativ schlichten Innenraum mit seinen weißen Wänden und gotischen Bögen. Hier wird dir in einer modernen Ausstellung die Geschichte der Juden in Böhmen und Mähren vom 10. bis zum 18. Jahrhundert nähergebracht. Zahlreiche Originalobjekte – von alten Handschriften über kulturelle Alltagsgegenstände bis zu wertvollen Ritualgegenständen – zeichnen ein lebendiges Bild des jüdischen Lebens in früheren Jahrhunderten. Interaktive Tafeln erzählen von den ersten Siedlungen, den Blütezeiten in Prag, aber auch von Vertreibungen und Verfolgung. Die Maisel-Synagoge dient somit als historisches Schaufenster, das dir Hintergrundwissen vermittelt, bevor du die übrigen Stätten besuchst. Wusstest du zum Beispiel, dass im 16. Jahrhundert bis zu 15.000 Menschen im Ghetto lebten? Oder dass jüdische Unternehmer wie Jacob Bassevi im Barock großen wirtschaftlichen Einfluss hatten? Solche Informationen werden hier spannend aufbereitet.

Nebenbei lohnt sich ein Blick auf die prächtigen Silberleuchter und die beleuchteten Vitrinen – die Atmosphäre in der dunklen Synagoge hat etwas Geheimnisvolles. Oft finden hier auch Sonderausstellungen statt, etwa zu bestimmten jüdischen Bräuchen oder zur Synagogenarchitektur. Die Maisel-Synagoge ist daher nicht nur architektonisch interessant, sondern auch ein Ort des Lernens, der deinen Rundgang sinnvoll ergänzt. Übrigens steht vor der Synagoge eine Statue von Mordechai Maisel selbst – eine moderne Figur, die dem großzügigen Patron gewidmet ist. Vielleicht spendierst du ihm im Geiste einen Dank für all die Spuren, die er in Josefov hinterlassen hat.

Klausen-Synagoge (Klausová synagoga) – barocke Pracht und Toratrollen

Gleich neben dem Ausgang des Alten Jüdischen Friedhofs, an der Široká-Straße, erhebt sich die Klausen-Synagoge, die größte Synagoge des historischen Prager Judenviertels. Ihr Name „Klausen“ leitet sich von den drei kleinen Klausen (Gebetshäusern) ab, die einst an dieser Stelle standen. Nachdem diese 1689 in einem verheerenden Brand zerstört wurden, ließ die Gemeinde hier eine neue große Synagoge errichten. 1694 wurde die Klausen-Synagoge fertiggestellt – ein stattlicher Bau im frühbarocken Stil. Außen erkennst du an der weißen Fassade und den Rundbogenfenstern den barocken Einfluss; über dem Eingang prangt eine hebräische Inschrift. Innen findest du einen weiten Saal mit Gewölbedecke und Emporen für die Frauen – die Klausen-Synagoge konnte viele hundert Gläubige fassen und war somit das Hauptgotteshaus der Ghetto-Bevölkerung.

Heute präsentiert sich die Klausen-Synagoge als Museum für jüdische Bräuche und Traditionen. In ihrer Dauerausstellung erfährst du alles über das religiöse Leben: von der Beschneidung und Bar Mitzwa über Hochzeitstraditionen bis hin zu jüdischen Feiertagen wie Sabbat, Pessach oder Chanukka. Kostbare Torawimpel, Chanukkaleuchter, Gewürzdosen, Hochzeitsringe und andere Ritualgegenstände zeigen dir die Vielfalt der Bräuche. Besonders beeindruckend ist der hölzerne Toraschrein aus dem 18. Jahrhundert sowie einige prachtvolle Toramantel (Umhänge für die Thorarollen), die hier ausgestellt sind. Die Klausen-Synagoge beherbergt auch eine Sammlung von Pergamentrollen und heiligen Schriften, die von der tiefen Gelehrsamkeit der Prager Juden zeugt.

Ein Highlight in diesem Museumsteil ist die Abteilung über die Chassidim und Mystik. Du erfährst, wie im 16. Jahrhundert in Prag die Kabbala gelehrt wurde und wie Volksglauben und Mystizismus (man denke an den Golem oder die Dybbuk-Legenden) Teil der Kultur waren. Anschauliche Tafeln erklären die Bedeutung von Symbolen und Zahlen im Judentum. Für dich als Besucher wird dadurch der Kontext vieler Legenden klarer – etwa warum gerade Rabbi Löw der Golem-Schöpfer wurde. Die Klausen-Synagoge vermittelt auf diese Weise nicht nur Fakten, sondern auch ein Gefühl für die spirituelle Welt der früheren Bewohner Josefovs.

Wenn du die Synagoge wieder verlässt, wirf einen Blick nach rechts: Dort siehst du das markante, dunkle Gebäude der zeremoniellen Trauerhalle mit seinem roten Spitzdach – es ist direkt an die Klausen-Synagoge angebaut und rundet das Ensemble ab. Genau dorthin gehen wir als nächstes.

Zeremonienhalle (Obřadní síň) – das Haus der letzten Abschiednahme

Die zeremonielle Halle am Rande des Alten Friedhofs wirkt mit ihren kleinen Rundbogenfenstern und dem massiven Mauerwerk beinahe wie eine kleine Kapelle. Sie wurde 1911–1912 im neoromanischen Stil erbaut, um der Prager Chewra Kadischa (Beerdigungsbruderschaft) als Trauerhalle und Leichenwaschhaus zu dienen. Architekt J. Gerstl schuf ein Gebäude, das sich harmonisch an die Klausen-Synagoge anfügt und dennoch eigenständig wirkt. Im Inneren dieser zweistöckigen Halle vollzogen die Mitglieder der Bruderschaft einst rituelle Handlungen: Hier wurden Verstorbene nach dem rituellen Gesetz gewaschen (daher der Begriff „Taharahaus“) und auf die Bestattung vorbereitet. Die Chewra Kadischa von Prag war sehr angesehen – eine soziale Einrichtung, die Kranke besuchte, für Arme sammelte und dafür sorgte, dass jeder Jude ein würdevolles Begräbnis erhielt.

Heute gehört die Zeremonienhalle, wie alle hier genannten Stätten, zum Jüdischen Museum Prag. In ihren Räumen ist eine Dauerausstellung untergebracht, die – passend zum Ort – die Arbeit der Beerdigungsbruderschaft und allgemeine jüdische Gebräuche rund um Krankheit, Tod und Bestattung erläutert. Du kannst alte Fotografien sehen, auf denen die Brüder in traditionellen Trachten abgebildet sind, sowie Geräte und Objekte, die sie nutzten (Tragen, Leichenbahre, Gebetsbücher für die Sterbebegleitung etc.). Eine Vitrine zeigt die zeremoniellen Gewänder und Zeichen der Chewra Kadischa, die oft reich bestickt waren. Es mag ein ungewohnter, ernster Themenbereich sein, aber auch er gehört zum Kreislauf des jüdischen Lebens und wird behutsam erklärt.

Beim Durchschreiten dieser Räume spürst du vielleicht einen Hauch Melancholie – doch auch Trost, denn die Bruderschaft galt als Werk der Barmherzigkeit. Sie stellte sicher, dass in schweren Stunden niemand allein war. In einem Raum sind Inschriften angebracht, die an verdiente Mitglieder der Bruderschaft erinnern. Über eine kleine Treppe gelangst du im Obergeschoss schließlich wieder hinaus ins Freie, zurück auf den Friedhofsweg. Die Zeremonienhalle bildet somit den Abschluss der historischen Stätten – von der Wiege bis zur Bahre hast du nun symbolisch alle Stationen des Lebens im jüdischen Viertel kennengelernt.

Legenden und Mystik: Die Sage vom Golem und andere Geschichten aus Josefov

Kein Rundgang durch Prags jüdisches Viertel wäre vollständig ohne einen Abstecher in die Welt der Legenden und Mythen, die sich um diesen Ort ranken. Die Häuser und Gassen von Josefov sind Schauplatz zahlreicher jüdischer Sagen, von denen die Geschichte vom Golem die berühmteste ist. Sie verbindet sich untrennbar mit dem Namen Rabbi Löw und der Altneu-Synagoge und verleiht dem Viertel bis heute einen Hauch von Mystik.

Der Golem von Prag – Beschützer und Gefahr aus Lehm

Die Golem-Sage entstand im späten 16. Jahrhundert, einer Zeit, in der die Prager Juden oft Anfeindungen ausgesetzt waren. Der Legende nach erschuf der angesehene Rabbi Judah Löw ben Bezalel (der Maharal) aus Lehm einen künstlichen Diener, um seine Gemeinde zu schützen. In stiller Nacht formte er die Gestalt eines großen, starken Mannes aus der Erde der Moldau-Ufer. Durch geheime kabbalistische Rituale – manche Versionen sprechen von einem in die Stirn gelegten Schriftzug (Schem) mit dem Namen Gottes – erweckte Rabbi Löw den Golem zum Leben. Fortan patrouillierte dieses wortlose, riesenhafte Wesen durch die Gassen des Ghettos, stets bereit, Angreifer abzuwehren. Tatsächlich soll der Golem mehrmals das Ghetto vor Pogromen bewahrt haben, indem er einschritt, wenn feindselige Horden heranzogen.

Mit jedem Tag wurde der Golem jedoch stärker und größer, fast unkontrollierbar. Rabbi Löw musste ihm regelmäßig den belebenden Schriftzug wieder entnehmen, damit er zur leblosen Figur erstarrte und sich ausruhen konnte. Eines Freitagabends jedoch, so erzählt man es sich, vergaß der Rabbi, den Schem rechtzeitig zu entfernen, bevor der Sabbat begann. Der Golem geriet außer Rand und Band – ohne Auftrag und Ziel wütete er durch die Gassen, zerstörte Häuser und versetzte die Menschen in Angst und Schrecken. Rabbi Löw erkannte den Fehler. Gemeinsam mit seinen Schülern folgte er den Spuren der Verwüstung. Schließlich fand er den Golem, der gerade dabei war, eine weitere Attacke zu starten. Mit letzten Kräften näherte sich der Rabbi seinem Geschöpf und sprach den verborgenen Namen Gottes rückwärts – da erlosch die Kraft des Golems schlagartig, und die Lehmfigur sank in sich zusammen.

Rabbi Löw verbot aus Sorge vor weiteren Gefahren, den Golem je wieder zu erwecken. Der Legende nach ließ er den leblosen Körper des Golems auf dem Dachboden der Altneu-Synagoge zurück, zwischen alten Büchern und Gerümpel. Dort soll der Golem bis heute ruhen. Aus Ehrfurcht wurde der Dachboden jahrhundertelang nicht betreten – tatsächlich ist er auch jetzt für Besucher gesperrt, was der Sage natürlich perfekt in die Hände spielt. Einige behaupten, im Zweiten Weltkrieg habe ein deutscher Soldat versucht, auf den Dachboden zu steigen, sei aber unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen – was die Nazis dazu bewogen hätte, den Bereich verschlossen zu lassen. Wie auch immer: Die Faszination des Golem lebt fort. In Souvenirläden des Viertels begegnet dir seine Figur aus Ton oder Holz auf Schritt und Tritt, und in Büchern, Filmen sowie sogar Computerspielen taucht der Golem von Prag immer wieder auf.

Diese Legende ist nicht nur eine schaurig-schöne Erzählung, sondern verrät auch viel über das Lebensgefühl der Menschen damals. Der Golem steht symbolisch für den Wunsch nach einem Beschützer in Notzeiten, aber auch als Warnung vor den Grenzen menschlicher Macht. Rabbi Löw selbst wird bis heute verehrt – nicht wegen des Golems (der in historischen Quellen übrigens kaum auftaucht), sondern wegen seiner Gelehrsamkeit. Sein Grab auf dem Alten Friedhof ist eine Pilgerstätte. Doch seien wir ehrlich: Ein bisschen hoffen wir alle, dass irgendwo in der Dunkelheit des Dachbodens tatsächlich noch die Überreste des stummen Wächters liegen. Wenn du nachts durch Josefov gehst und es ganz still ist, kannst du dir vielleicht vorstellen, wie der Golem einst durch diese Straßen stampfte…

Weitere Legenden und Anekdoten

Neben dem Golem kennt das jüdische Prag noch viele weitere Legenden. So erzählt man sich etwa von den Geistern auf dem Alten Friedhof, die an besonderen Nächten erscheinen sollen. Eine Sage berichtet von einem Rabbi, der in den 1750er Jahren beschloss, den Friedhof nach dessen Schließung 1787 nachts zu bewachen. Er sah dabei schemenhafte Gestalten zwischen den Gräbern wandeln – die Seelen der Verstorbenen, die keine Ruhe fanden, bis der Friedhof gesegnet und offiziell geschlossen war.

Eine andere Anekdote dreht sich um die Maisel-Synagoge: Mordechai Maisel soll der Legende nach so reich gewesen sein, dass er das Ghetto pflastern ließ und sogar Kaiser Rudolf II. finanziell aushalf. Als Maisel starb, fand man in seinem Keller angeblich einen Stuhl aus purem Gold. Doch kaum hatten habgierige Erben Platz genommen, zerbrach der Stuhl in wertloses Stroh – eine Lehre, dass wahrer Reichtum nur mit Segen Bestand hat.

Auch vom jüdischen Rathaus mit seiner berühmten hebräischen Uhr gibt es Geschichten. Die Uhr, deren Zeiger „verkehrt herum“ laufen (weil Hebräisch von rechts nach links gelesen wird), soll einmal einem nicht-jüdischen Uhrmacher zur Reparatur übergeben worden sein. Der gute Mann war ratlos, wieso die Uhr falsch herum ging, und stellte sie „richtig“. Prompt liefen alle Uhren im Viertel verkehrt, bis man den Fehler erkannte. Seither rührt kein Fremder mehr dieses eigenwillige Uhrwerk an.

Solche Legenden und Erzählungen – ob heiter oder schaurig – verleihen dem Viertel eine zusätzliche Dimension. Wenn du also durch Josefov gehst, denke daran: Jeder Stein hat hier seine Geschichte, jede Ecke ihr Geheimnis. Und wer weiß – vielleicht begegnest du ja im Schatten der Synagoge dem Geist des Maharal oder hörst das Poltern des Golems in weiter Ferne… Prag ist eine Stadt der Sagen, und gerade hier in Josefov wird das Unwirkliche manchmal für einen Moment lang spürbar.

Das Jüdische Museum in Prag – Hüter des Erbes von Josefov

All die genannten Synagogen, der Friedhof und die Zeremonienhalle sind heute Teil eines großen Ganzen: des Jüdischen Museums in Prag. Dieses Museum ist kein einzelnes Gebäude, sondern ein Verbund von historischen Stätten und Ausstellungen, der das reiche jüdische Erbe Böhmens bewahrt. Gegründet wurde das Jüdische Museum bereits 1906, womit es zu den ältesten jüdischen Museen Europas gehört. Seine Gründer – Historiker Salomon Hugo Lieben und Kunstsammler August Stein – wollten damals Kulturgüter retten, die im Zuge der Assanierung des Viertels abgerissen wurden. So bildeten Torahvorhänge, Ritualgegenstände und Bücher aus verschwundenen Synagogen den Grundstock der Sammlung.

Tragischerweise verdankt das Museum seinen heutigen Umfang den Ereignissen des Zweiten Weltkriegs: Die Nazis genehmigten 1942 die Einrichtung eines „Zentralen Jüdischen Museums“ in Prag. Unter ihrem zynischen Plan, hier ein „Museum einer ausgestorbenen Rasse“ zu schaffen, wurden über 100.000 Kunst- und Kultusobjekte aus ganz Böhmen und Mähren in Prag zusammengetragen. Die jüdischen Kuratoren arbeiteten damals unter Lebensgefahr daran, die Artefakte zu katalogisieren – einer von ihnen, Dr. Josef Polák, legte damit den Grundstein für das heutige Museum. Nach Kriegsende ging das Museum zunächst in staatliche Hand über (1950 nationalisiert) und musste in kommunistischer Zeit mit starken Einschränkungen arbeiten. Doch 1994 erhielt es seine Unabhängigkeit zurück und wird seither von der jüdischen Gemeinde bzw. einer Stiftung betrieben. Heute zieht das Jüdische Museum jedes Jahr Hunderttausende Besucher an und gilt als eine der umfassendsten Sammlungen jüdischer Kultur weltweit.

Was erwartet dich konkret? Das Museum umfasst fünf Synagogen, den Alten Friedhof, die Zeremonienhalle und eine Galerie. In der Maisel-, Pinkas-, Klausen- und Spanischen Synagoge sowie in der Zeremonienhalle sind Dauerausstellungen untergebracht. Jede Synagoge beleuchtet einen anderen Aspekt: Geschichte, Holocaust-Gedenken, Traditionen usw., wie wir oben beschrieben haben. Die Altneu-Synagoge gehört der Gemeinde und ist zwar ebenfalls zugänglich, erfordert aber ein separates Ticket (siehe unten bei den Tipps). Darüber hinaus gehört zum Museum die Robert Guttmann Galerie in der Josefov-Straße – benannt nach einem Prager jüdischen Maler – in der Wechselausstellungen zeitgenössischer Kunst oder historischer Themen stattfinden. Das Museum betreibt auch ein Archiv und eine Bibliothek, die für Forschung genutzt werden.

Als Besucher kannst du im Informations- und Reservierungszentrum des Museums (Maiselova Straße 15) Tickets kaufen. Es gibt Kombitickets, die mehrere oder alle Standorte einschließen. Sehr beliebt ist der Museumspass, der den Eintritt in die Maisel-, Klausen-, Pinkas-Synagoge, den Alten Friedhof, die Zeremonienhalle und meist auch die Spanische Synagoge beinhaltet. Die Altneu-Synagoge muss – aufgrund ihres Sonderstatus als aktive Synagoge – separat gezahlt werden. Im Infozentrum kannst du dich auch über Führungen informieren. Es werden regelmäßige Touren durch das Viertel angeboten, auch in deutscher Sprache, bei denen fachkundige Guides zusätzliche Hintergründe liefern.

Das Jüdische Museum Prag ist mehr als eine Ansammlung von Ausstellungsstücken – es ist der Hüter eines Jahrhunderte alten Erbes. Seine Mitarbeiter sorgen dafür, dass Synagogen restauriert, Texte übersetzt und Bildungsprogramme durchgeführt werden. Wenn du Glück hast, erwischst du vielleicht eine der Kulturveranstaltungen: gelegentlich gibt es Konzerte, Vorträge oder Workshops, oft in der Spanischen Synagoge oder im Bildungssaal des Museums. So bleibt die Tradition lebendig. Für dich als Besucher ist das Museum vor allem eines: eine Zeitmaschine, die dich vom Mittelalter über die Neuzeit bis zur Gegenwart durch die jüdische Geschichte führt. Nimm dir ausreichend Zeit – mindestens zwei bis drei Stunden – um alle Stationen zu würdigen. Es wird dich bereichern und sicher nachhaltig beeindrucken.

Architektur im Wandel – vom Ghetto zum Großstadtviertel

Die bauliche Entwicklung von Josefov ist faszinierend, spiegelt sie doch den Wandel vom engen Mittelalter zum weitläufigen 20. Jahrhundert. Architektonische Besonderheiten gibt es viele: In Josefov begegnet dir ein ungewöhnlicher Mix der Baustile. Da ist zum einen die mittelalterlich-frühneuzeitliche Bausubstanz der Synagogen: die Altneu-Synagoge mit ihrer robusten Gotik (13. Jh.), die Pinkas-Synagoge mit spätgotischen und Renaissance-Elementen (16. Jh.), die Maisel-Synagoge (ursprünglich Renaissance, neugotisch überformt), die Barockpracht der Klausen-Synagoge (17. Jh.) und die exotische Maurische Spanische Synagoge (19. Jh.). Jede dieser Synagogen hat ihren eigenen architektonischen Charakter – zusammen ergeben sie ein einmaliges Ensemble, das es so nirgendwo sonst gibt.

Zum anderen sind da die Wohn- und Geschäftsgebäude, die überwiegend aus der Zeit nach 1900 stammen. Als die Altstadt-Sanierung um die Jahrhundertwende erfolgte, war der Jugendstil modern. So wurden entlang der neuen breiten Straßen – etwa der eleganten Pařížská (Pariser Straße), die vom Altstädter Ring durch Josefov führt – prachtvolle Jugendstil-Häuser errichtet. Ihre dekorativen Fassaden mit floralen Mustern, geschwungenen Balkonen und goldenen Ornamenten geben dem Viertel heute ein prächtiges Gepräge. Viele dieser Häuser wurden von berühmten Architekten der Wiener und Prager Sezession entworfen. Halte Ausschau nach den reich verzierten Erkern und Dachgiebeln – jedes Haus erzählt vom Optimismus und Selbstbewusstsein der Bürger um 1900. Insbesondere die Ecke Pařížská/Široká und das Viertel um die Hochsynagoge (bei der jüdischen Rathausuhr) zeigen diesen fin de siècle-Charme.

Doch wie passt das zusammen – Gasse und Boulevard, Tempel und Mietshaus? Erstaunlich harmonisch, wie du sehen wirst. Die Stadtplaner hatten sich bemüht, zumindest rund um die Synagogen ein wenig vom alten Grundriss zu erhalten. So blieben kleine Gassen wie die Červená ulička und Vězeňská erhalten oder neu angelegt, die noch ein gewundenes Ghetto-Gefühl vermitteln. An anderen Stellen entstanden rechtwinklige Straßen. Interessanterweise wurden manche Jugendstilpaläste bewusst mit orientalisierenden Elementen versehen, um sich dem jüdischen Viertel anzupassen – z.B. findest du an einem Haus an der Ecke Břehová Straße maurische Fensterelemente. So schwingt auch in der neuen Architektur ein kleiner Gruß an den Orient und die jüdische Kultur mit.

Eine besondere architektonische Kuriosität ist das Jüdische Rathaus (Židovská radnice) an der Ecke Maiselova/Chevská. Es wurde 1586 erbaut (später barockisiert) und besitzt zwei Uhren am Turm: eine mit lateinischen Ziffern und darunter eine mit hebräischen Ziffern, deren Zeiger links herum laufen. Dieses Uhrenspiel ist einzigartig – und ein Symbol dafür, wie im jüdischen Viertel buchstäblich andere Zeiten herrschten. Das Rathaus ist bis heute Sitz der Prager jüdischen Gemeinde. Gleich daneben befindet sich die Hohe Synagoge, einst Privat-Synagoge des Rabbinats (ebenfalls 16. Jh.), die heute als Ausstellungshalle dient.

Abschließend darf man nicht vergessen, dass die Assanierung um 1900 auch Kritik hervorrief: Zwar entstanden hygienischere Wohnungen, doch verschwanden viele mittelalterliche Gassen und Innenhöfe unwiederbringlich. Manche Prager bedauerten den Verlust der pittoresken Winkel, andere begrüßten die „Modernisierung“. Heute kann man sagen: Das neue Josefov mit seinen opulenten Bauten ist selbst historisch geworden und steht großteils unter Denkmalschutz. Es bildet einen interessanten Kontrast zum benachbarten gotisch geprägten Altstädter Ring. Für Besucher bietet dies die Chance, mehrere Epochen auf kleinstem Raum zu erleben: vom Mittelalter über Barock bis zur Belle Époque. Josefov ist somit auch architektonisch ein kleines Freilicht-Lehrbuch der Stadtgeschichte.

Kulinarische Tipps – koschere Küche und jüdische Spezialitäten in Josefov

Geschichte macht hungrig – warum also nicht deinen Besuch in Josefov mit einem kulinarischen Abstecher abrunden? Das jüdische Viertel und seine Umgebung bieten auch in dieser Hinsicht Spannendes. Zwar wohnen heute nur noch wenige Juden in der Josefstadt, doch einige koschere Restaurants und Cafés halten die kulinarischen Traditionen lebendig. Wenn du Lust hast, typische jüdische Gerichte zu probieren oder koscher zu essen, hast du hier Gelegenheit dazu.

Zu den bekanntesten koscheren Restaurants Prags zählen King Solomon und ShalomKing Solomon (in der Široká-Straße, nahe der Altneu-Synagoge) gilt als das älteste und renommierteste koschere Restaurant der Stadt. In edlem Ambiente werden hier traditionelle aschkenasische Gerichte serviert – von der klassischen Hühner-Matzo-Knödelsuppe über Gefilte Fisch (gestopfter Karpfen) bis zu geschmorter Rinderbrust mit Kräutern. Die Preise sind zwar gehoben, aber Qualität und Atmosphäre rechtfertigen es – es heißt, es sei „das beste koschere Restaurant im jüdischen Prag“. Ein Highlight: Zum Schabbat bietet King Solomon spezielle Menüs an, die du im Voraus reservieren kannst. Nur wenige Schritte entfernt befindet sich das Restaurant Shalom in der Maiselgasse 18, betrieben von der jüdischen Gemeinde Prag. Hier geht es familiärer zu. Shalom ist beliebt für ein authentisches Mittagessen in einfacher Umgebung – du kannst dort traditionelle Hausmannskost probieren, etwa Cholent (Schalet), einen deftigen Eintopf, der am Sabbat gegessen wird, oder Latkes, knusprige Kartoffelpuffer. Das Restaurant hat auch einen angeschlossenen kleinen Lebensmittelladen, wo du koschere Produkte kaufen kannst (etwa im nahen Bilkova-Straße gibt es einen gut sortierten koscheren Supermarkt). Shalom bietet solide Küche zu fairen Preisen und ist ein guter Ort, um in die lokale Gemeindeatmosphäre einzutauchen – manchmal sitzen hier Rabbiner neben Touristen und Studenten beisammen.

Beachte: Koschere Restaurants haben spezielle Öffnungszeiten – am Schabbat (Freitagabend bis Samstagabend) sind sie geschlossen oder nur für vorreservierte Gäste geöffnet. Es empfiehlt sich, vorher zu reservieren, besonders im Shalom, da es bei Reisegruppen beliebt ist. Generell musst du in Prag nicht „koscher“ essen, um gut zu essen – die tschechische Küche ist hervorragend – aber dieses Viertel bietet dir die Möglichkeit, jüdische Küche aus erster Hand zu erleben. Guter Geschmack verbindet eben Kulturen. Guten Appetit – oder wie man auf Jiddisch sagt: Sei gesund!

Praktische Tipps für deinen Besuch – Respekt, Regeln und nützliche Hinweise

Ein Ausflug nach Josefov berührt nicht nur den Geist, sondern erfordert auch ein wenig Feingefühl. Damit dein Besuch reibungslos und respektvoll verläuft, hier einige Verhaltenstipps und Hinweise:

1. Respektiere die Würde des Ortes: Viele Stätten im jüdischen Viertel – insbesondere die Pinkas-Synagoge und der Alte Friedhof – sind Gedenkorte von unschätzbarem Wert. Verhalte dich ruhig und respektvoll, sprich gedämpft und verzichte auf lautes Lachen oder Telefonate. Es versteht sich von selbst, dass an diesen Orten nichts berührt oder gar mitgenommen werden darf (etwa Steine vom Friedhof). Respektvolle Kleidung ist ein Muss: Männer sollten in Synagogen eine Kopfbedeckung tragen (oft werden am Eingang Kippot aus Papier ausgeteilt), und alle Besucher sollten Schultern und Knie bedeckt halten. Allzu freizügige Kleidung wie ärmellose Tops oder kurze Hosen ist unangebracht und kann sogar dazu führen, dass man dir den Eintritt verwehrt. Denk daran, dass insbesondere orthodoxe Besucher ebenfalls vor Ort sein können – begegne ihnen und der Umgebung mit der gebotenen Achtung.

2. Fotografieren und Filmen: In vielen Bereichen des Jüdischen Museums ist Fotografieren verboten oder eingeschränkt erlaubt. In der Pinkas-Synagoge zum Beispiel ist das Fotografieren untersagt, um die Würde der Gedenkstätte zu wahren. Auch in anderen Synagogen sind Fotos oft ohne Blitz oder nur mit spezieller Genehmigung gestattet. Achte auf die Hinweisschilder am Eingang. Wo es erlaubt ist, verzichte bitte auf Blitzlicht und nimm Rücksicht auf andere Besucher – niemand mag es, wenn Führungen durch Selfie-Sessions gestört werden. Besonders auf dem Alten Friedhof solltest du sensibel sein: Ein Foto der malerischen Grabsteinlandschaft ist verlockend, aber klettere niemals über Absperrungen oder auf Gräber für ein besseres Bild! Halte dich an die Regeln des Museums und frage im Zweifel lieber das Aufsichtspersonal. Sie sind es gewohnt und erklären dir freundlich, was erlaubt ist.

3. Öffnungszeiten und Sabbat-Regelung: Plane deinen Besuch so, dass du nicht vor verschlossenen Türen stehst. Das jüdische Viertel hat eine Besonderheit: Am Sabbat (dem jüdischen Ruhetag, von Freitag ca. 16 Uhr bis Samstagabend) sowie an jüdischen Feiertagen sind alle Synagogen, der Friedhof und das Museum geschlossen. Das bedeutet, du kannst Josefov samstags nicht besichtigen. Auch am späten Freitagnachmittag finden keine Führungen mehr statt, da die Stätten rechtzeitig schließen. Informiere dich am besten vorab über die Feiertage – etwa Pessach, Rosch Haschana oder Jom Kippur, an denen ebenfalls geschlossen ist. Von Sonntag bis Donnerstag sowie Freitagvormittag sind die Museen geöffnet. Typischerweise gelten Öffnungszeiten von 9:00 Uhr bis etwa 16:30 Uhr (Winter) bzw. 18:00 Uhr (Sommer), aber das kann leicht variieren. Aktuelle Zeiten findest du auf der offiziellen Website des Jüdischen Museums oder auf Prag-Tourismusportalen. Den letzten Einlass gewährt man meist 30 Minuten vor Schließzeit.

4. Tickets und Führungen: Es empfiehlt sich, das bereits erwähnte Kombiticket des Jüdischen Museums zu erwerben. Damit kannst du alle wichtigen Synagogen (außer Altneu) plus Friedhof und Zeremonienhalle besuchen. Dieses Ticket bekommst du im Besucherzentrum oder online und es ist meist zwei Tage gültig. Für die Altneu-Synagoge brauchst du ein separates Ticket – das kannst du direkt dort an der Kasse lösen. Preise liegen je nach Umfang des Tickets bei etwa 20-25 Euro pro Person (ermäßigt weniger). Wenn du tiefer in die Materie eintauchen willst, lohnt sich eine geführte Tour. Zahlreiche Anbieter (auch auf Deutsch) bieten 2- bis 3-stündige Rundgänge durch Josefov an. Ein Guide kann dir viele Geschichten erzählen, die du allein vielleicht übersehen würdest – zum Beispiel wo Kafka wohnte, oder welche Hauszeichen es früher gab. Alternativ gibt es Audioguides im Museum, die du ausleihen kannst.

5. Sicherheit und Verhalten: Das jüdische Viertel gilt als sicher. An einigen Synagogen siehst du Sicherheitskontrollen (bedingt durch die generelle Gefährdungslage jüdischer Einrichtungen weltweit). Lass dich davon nicht verunsichern – Taschendiebe sind hier selten, aber wie überall in Prag solltest du auf deine Wertsachen achten. Fotografiere keine betenden Menschen oder religiöse Zeremonien ohne vorher zu fragen – das wäre unhöflich. Wenn du einen Gottesdienst besuchen möchtest (zum Beispiel am Sabbat in der Altneu-Synagoge), informiere dich vorher über die Gepflogenheiten. Männer und Frauen sitzen getrennt, und die Liturgie ist orthodox. Besucher sind aber meistens willkommen, solange sie sich anpassen.

Zum Schluss: Nimm dir Zeit für Josefov. Dieses Viertel ist kein Ort, den man „abhakt“. Es lädt dich ein, zu verweilen, nachzudenken, Fragen zu stellen. Vielleicht setzt du dich nach dem Rundgang auf eine Bank in der Siroká und lässt das Erlebte auf dich wirken. Die Mischung aus Trauer und Schönheit, die Josefov ausstrahlt, ist schwer in Worte zu fassen – man muss sie gespürt haben. Und mit dem Wissen um die richtige Etikette und Planung im Hinterkopf wirst du diese besondere Atmosphäre ungestört genießen können.

Ein Muss für jeden Prag-Besucher

Das jüdische Viertel Josefov ist eine tragende Säule von Prags kulturellem Reichtum und ein absolutes Muss für Geschichts- und Kulturliebhaber. Kaum ein anderer Ort vereint so viele Facetten: architektonische Superlative wie die Spanische und Altneu-Synagoge, bewegende Gedenkstätten wie die Pinkas-Synagoge und der Alte Friedhof, mystische Legenden wie die vom Golem, sowie Einblicke in Tradition und Alltagsleben der jüdischen Gemeinde. Ein Spaziergang durch Josefov bedeutet, durch Jahrhunderte von Triumph und Tragödie zu gehen – vom mittelalterlichen Lehrhaus bis zur modernen Museumsvitrine, vom schattigen Grabsteinfeld bis zur goldglänzenden Kuppel. Jeder Moment dort lässt dich die Widerstandsfähigkeit und den Lebenswillen dieser Gemeinschaft nachempfinden.

Sei dir bewusst: Die Eindrücke können überwältigend sein. Aber genau das macht einen Besuch in Josefov so bereichernd und unvergesslich. Du wirst Prag danach mit anderen Augen sehen – denn du hast sein jüdisches Herz kennengelernt. Mach dich also auf den Weg in die Josefstadt und lass dich von ihrer Magie einfangen. Und wenn du am Ende deines Rundgangs das Viertel verlässt, nimm ein Stück von dessen Geist mit: die Erinnerung daran, wie wichtig Toleranz, Gedenken und kulturelles Erbe sind. נאַשטאָ (Neshtò) – nichts geht verloren, solange wir uns erinnern. In diesem Sinne: Viel Freude und viele bewegende Momente bei deinem Besuch im jüdischen Prag!



Quellen: