Barockes Juwel am Karlsplatz – Ein Meisterwerk der Jesuiten im Herzen der Neustadt
Mitten auf dem weitläufigen Karlsplatz (Karlovo náměstí), umgeben von alten Bäumen und Stadttrubel, erhebt sich die prächtige St.-Ignaz-Kirche (Kostel svatého Ignáce) – eines der beeindruckendsten Beispiele barocker Sakralarchitektur in Prag. Die Kirche wurde dem Gründer des Jesuitenordens, Ignatius von Loyola, gewidmet und zählt zu den bedeutendsten Bauwerken der Prager Neustadt (Nové Město).
Adresse: Ječná 2 / Karlovo náměstí, 120 00 Praha 2
Geschichte und Entstehung
Der Bau der Kirche begann 1655 unter der Leitung des italienischen Architekten Carlo Lurago, einem der wichtigsten Vertreter des Frühbarocks in Böhmen. Sie wurde zwischen 1665 und 1677 errichtet und diente als zentrales Bauwerk des ehemaligen Jesuitenkollegs auf dem Karlsplatz – einem der größten Ordenskomplexe Europas jener Zeit.
Die Fassade und der Turm wurden später, in den Jahren 1697 bis 1699, von Pavel Ignác Bayer ergänzt. Am 31. Juli 1678 – dem Gedenktag des heiligen Ignatius – wurde die Kirche feierlich eingeweiht.
Auffällig an der Fassade ist die vergoldete Statue des heiligen Ignatius, die von einem leuchtenden Strahlenkranz (Mandorla) umgeben ist. Dieses Symbol sorgte einst für Kontroversen, da eine solche Strahlenaura bis dahin ausschließlich Christus vorbehalten war. Sie zeigt jedoch den Anspruch der Jesuiten, die Heiligkeit ihres Ordensgründers hervorzuheben.
Architektur und Innenraum
Die St.-Ignaz-Kirche ist ein eindrucksvolles Beispiel für die Jesuitenarchitektur des Frühbarocks, die stark von der römischen Mutterkirche Il Gesù inspiriert wurde.
Das Kircheninnere ist einschiffig angelegt und wird von hohen Seitenkapellen flankiert. Der monumentale Triumphbogen trennt das Kirchenschiff vom Chorraum, wodurch die Blickachse auf den prächtigen Hochaltar gelenkt wird.
Das Hauptaltarbild stammt von Jan Jiří Heinsch und zeigt den „Heiligen Ignatius in der himmlischen Herrlichkeit“. Der Altarraum ist reich mit Stuckarbeiten von Tommaso Soldati geschmückt, die das Licht eindrucksvoll brechen und dem Raum eine feierliche Tiefe verleihen.
Die barocken Fresken und Statuen vereinen italienische Eleganz mit böhmischer Opulenz. Besonders eindrucksvoll sind die Seitenaltäre mit Darstellungen jesuitischer Heiliger wie Franz Xaver oder Franz Borgia.
Bedeutung und heutige Nutzung
Die Kirche gehört zur römisch-katholischen Erzdiözese Prag (Arcidiecéze pražská) und ist bis heute ein aktiver Ort des Glaubens. Täglich finden hier Gottesdienste statt, viele davon in lateinischer oder tschechischer Sprache.
Öffnungszeiten:
Täglich 7:00 – 12:00 Uhr und 15:30 – 18:30 Uhr
Messen:
- Montag bis Samstag 7:30 und 17:30 Uhr
- Sonntag 7:00, 9:00 (lateinisch) und 17:30 Uhr
Die St.-Ignaz-Kirche ist weniger überlaufen als die großen Touristenziele der Altstadt und bietet eine stille, fast meditative Atmosphäre. Sie ist ein Ort, an dem man die Pracht des Barock in Ruhe auf sich wirken lassen kann – ein Geheimtipp für alle, die das spirituelle und künstlerische Prag erleben möchten.
Tipp für deinen Besuch
Wenn du durch die Neustadt (Nové Město) spazierst, lohnt sich ein Abstecher hierher unbedingt. Besonders am späten Nachmittag taucht das Sonnenlicht die Fassade in ein warmes Gold, das den barocken Formen noch mehr Tiefe verleiht – ein perfekter Moment für Fotografen und Kunstliebhaber.
Die Kirche liegt zentral, nur wenige Gehminuten von der Metrostation Karlovo náměstí entfernt, und lässt sich wunderbar mit einem Bummel durch die angrenzenden Straßen Ječná oder Na Moráni verbinden, wo du gemütliche Cafés und Buchhandlungen findest.