Entdecke das Terezín Ghetto (Theresienstadt) – nur eine Stunde von Prag entfernt. Besichtige Kleine Festung, Ghetto-Museum und Krematorium, erfahre alles über NS-Propaganda und jüdisches Kulturleben.
Ein bewegender Tagesausflug ab Prag
Nur ~60 km nördlich von Prag erinnert die barocke Festungsstadt Terezín an eines der dunkelsten Kapitel der europäischen Geschichte. Zwischen 1941 und 1945 diente die ehemalige Garnison als Ghetto und Gestapo-Gefängnis (Nazi-Konzentrationslager): Rund 144 000 Juden wurden hierher deportiert, etwa 33 000 starben an Hunger und Krankheit; mehr als 88 000 wurden weiter in Vernichtungslager verschleppt. Heute bewahrt das Památník Terezín (Terezín Memorial) das Andenken und bietet eindrückliche Ausstellungen, die sich hervorragend in einen Tages- oder Halbtagstrip ab Prag integrieren lassen.
Geschichtlicher Überblick (1780 – 1945)
Epoche | Ereignisse |
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1780er | Kaiser Joseph II. lässt die Doppelfestung Theresienstadt als Bollwerk gegen Preußen errichten. |
1880 – 1918 | Habsburgisches Militärgefängnis; hier stirbt 1918 Gavrilo Princip. |
1940 | Die „Kleine Festung“ wird Gestapo-Gefängnis für politische Häftlinge. |
Nov 1941 | Errichtung des Judenghettos Theresienstadt in der Hauptfestung. |
1944 | NS-Propagandafilm & IKRK-Besuch sollen die Weltöffentlichkeit täuschen. |
8. Mai 1945 | Befreiung durch die Rote Armee; 23 000 Menschen erleben das Ende des Krieges. |
Was du heute besichtigen kannst
Wer Terezín besucht, erhält an fünf Hauptstationen einen dichten, fast greifbaren Eindruck vom System der NS-Unterdrückung – vom Gestapo-Gefängnis bis zur letzten Ruhestätte der Opfer. Anders als Auschwitz war Theresienstadt zugleich Ghetto, Durchgangs- und Propagandalager – das spiegelt sich in den vielfältigen Ausstellungen wider. Plane 3–4 Stunden für alle Kernstationen – mehr, wenn du jede Ausstellung intensiv lesen möchtest.
Kleine Festung
Die barocke Vorfestung diente von 1940 bis 1945 als Polizeigefängnis der Prager Gestapo; mehr als 32 000 politische Häftlinge aus über 40 Nationen wurden hier interniert. Hinter den Mauern stößt du auf enge Arrestzellen mit originalen Holzpritschen, den düsteren Exekutionshof IV – Schauplatz der letzten Erschießungen am 2. Mai 1945 – sowie einen 500 Meter langen Flucht- und Versorgungskorridor, der die beklemmende Enge der Festungsarchitektur spürbar macht. Die Dauerausstellung „KZ-Gestapo-Gefängnis 1940-45“ verbindet Täterdokumente mit Opferporträts und Zeitzeugenvideos und vermittelt eindringlich, wie Terror, Hunger und Zwangsarbeit zum Alltag wurden.
Ghetto-Museum
In einem ehemaligen Schulgebäude enthüllt eine multimediale Chronologie die schrittweise Einrichtung des Ghettos, seine Verwaltung sowie die 63 „Osttransporte“ in die Vernichtungslager. Besonders berührend sind mehr als 4 000 erhaltene Kinderzeichnungen, in denen Hoffnung und Angst nebeneinanderstehen. 2025 zeigt die Sonderausstellung Unfinished Lives neu entdeckte Tagebücher und Kunstwerke, die nach Kriegsende weltweit verstreut waren. Interaktive Karten, Modelle und Archivfilme machen verständlich, warum Theresienstadt gleichzeitig Ghetto, Durchgangs- und Propagandalager war.
Magdeburger Kaserne
Das Gebäude, in dem einst die Jüdische Selbstverwaltung untergebracht war, dokumentiert heute das Alltags- und Kulturleben hinter den Mauern. Nachgestellte Schlafsaal-Baracken zeigen den drangvollen Wohnraum von bis zu 5 000 Menschen; Küchendienste, Hygieneregeln und Dienstpläne veranschaulichen die straff organisierte Lagerordnung. Gleichzeitig wird die erstaunlich reiche geheime Kulturszene lebendig: Theaterplakate, Jazz-Notenblätter, Marionetten und Bühnenbilder belegen mehr als 2 300 registrierte Veranstaltungen – ein Akt geistigen Widerstands, der Identität und Mut bewahrte.
Krematorium und Kolumbarium
Am Rand des früheren Jüdischen Friedhofs erinnert das 1942 errichtete Krematorium mit seinen vier Öfen, dem Leichenhaus und schlichten Abschiedsräumen daran, wie systematisch selbst der Tod verwaltet wurde. Rund 30 000 Verstorbene wurden bis 1945 eingeäschert; ihre Asche lagerte in Urnen, die im November 1944 auf SS-Befehl in den Fluss Ohře gestürzt wurden. Ein Gedenkort am Ufer erinnert heute an diese Tat. Das Kolumbarium bewahrt die wenigen verbliebenen Urnen und erklärt jüdische Trauerrituale im Ghetto-Kontext. Sonntags bis freitags geöffnet, ist der Komplex am Schabbat aus Respekt geschlossen.
Nationalfriedhof
Unmittelbar vor dem Haupttor der Kleinen Festung liegt der 1945 angelegte Nationalfriedhof mit rund 10 000 Gräbern – einfache Steinplatten, teils namenlos, aber geordnet zu drei Massengräbern, die von Kreuz, Davidstern und Sowjetstern flankiert werden. Die Symbolik ehrt christliche, jüdische und sowjetische Opfer gleichermaßen und macht deutlich, wie viele verschiedene Gruppen hier litten und starben. Bis heute findet jedes Jahr am zweiten Sonntag im Mai eine große Gedenkfeier statt, bei der Überlebende, Diplomaten und Schulklassen Kränze niederlegen, Reden halten und das Kaddisch sprechen.
Anreise ab Prag
Ein Besuch in Terezín ist kein leichter, aber ein unverzichtbarer Ausflug für alle, die Prag besuchen und die Geschichte des Holocaust verstehen möchten. Dank klarer Beschilderung, moderner Ausstellungen und guter Verkehrsanbindung lässt sich der Gedenkort bequem in einen Tag integrieren – und bleibt doch nachhaltiger Eindruck als reine Sight- oriented Trips.
Verkehr | Dauer | Ablauf |
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Bus | ~1 h | RegioJet/Prague ↔ Litoměřice, Umstieg auf Lokalbus 660 nach Terezín. Achtung: Seit 1. Apr 2025 dürfen Reisebusse das Stadtzentrum nicht mehr befahren; Gruppen müssen am Info-Parkplatz Litoměřice halten. |
Zug | 50 min + 10 min Bus | ČD nach Bohušovice nad Ohří; von dort Bus 660 oder Taxi (4 km). |
Auto | 50 min | D8 → Abfahrt 45 (Roudnice/Litoměřice), kostenpflichtiger Parkplatz „Parkoviště Terezín“. |
Geführter Tagesausflug | 6 h | Zahlreiche Anbieter ab Prag inkl. Transport, Guide & Eintritt. |
Quellen: