Das Jüdische Museum in Prag gehört zu den bedeutendsten jüdischen Museen weltweit. Es ist nicht nur eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten in Prag, sondern auch ein wichtiger Ort des Gedenkens und der Geschichte. Das Museum umfasst mehrere historische Standorte, die in Prag verstreut sind und die Vergangenheit der jüdischen Gemeinde der Stadt dokumentieren. Es bietet eine bewegende Reise durch die Geschichte des Judentums in Böhmen und Mähren und dient zugleich als Mahnmal für die Opfer des Holocaust.
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Inhaltsübersicht:
- Überblick: Bedeutung des Jüdischen Museums in Prag
- Sehenswürdigkeiten im Jüdischen Museum: Synagogen, Friedhof und Galerie
- Maisel-Synagoge
- Spanische Synagoge
- Pinkas-Synagoge
- Alter Jüdischer Friedhof
- Klausen-Synagoge
- Zeremonienhalle
- Robert-Guttmann-Galerie
- Dein Besuch im Jüdischen Museum: Ablauf und Highlights
- Öffnungszeiten, Eintritt und wichtige Infos
- Praktische Tipps für einen gelungenen Besuch
- Ein Ort von bewegender Bedeutung für Prag
Überblick: Bedeutung des Jüdischen Museums in Prag
Mitten im historischen Judenviertel Josefov erwartet dich das Jüdische Museum in Prag – allerdings nicht als einzelnes Gebäude, sondern als Ensemble mehrerer bedeutender Stätten. Zum Museum gehören insgesamt sechs historische Objekte: mehrere Synagogen, der Alte Jüdische Friedhof und eine Galerie. Gemeinsam bewahren sie die reiche Geschichte der jüdischen Gemeinde in Böhmen und Mähren. Mit rund 40.000 Ausstellungsstücken und über 100.000 Büchern verfügt das Museum über eine der größten Judaica-Sammlungen der Welt. Es ist sogar eines der ältesten jüdischen Museen überhaupt – gegründet 1906 – und hat sich zu einer der meistbesuchten Attraktionen Prags entwickelt. Jährlich strömen Hunderttausende Besucher hierher, um in diese faszinierende Welt einzutauchen.
Warum ist dieser Ort so bedeutsam? Das Jüdische Museum in Prag verbindet Kultur, Religion und Gedenken auf einzigartige Weise. Es dient als Schaufenster in die jahrhundertealte jüdische Geschichte der Stadt und gleichzeitig als Mahnmal für ihre dunkelsten Kapitel. In den Synagogen und Ausstellungsräumen entdeckst du kostbare Zeremonialobjekte – von filigran gearbeitetem Silberschmuck bis zu handbestickten Toramänteln – die vom reichen Gemeindeleben vergangener Zeiten zeugen. Gleichzeitig begegnest du den erschütternden Zeugnissen der Verfolgung und des Holocaust, die im Museum eindringlich präsent sind. Kurz gesagt: Dieses Museum ist mehr als nur ein Museum – es ist ein lebendiges Denkmal einer Gemeinschaft, die Prag über Jahrhunderte mitprägte, und ein Ort, der Vergangenheit für uns heute fühlbar macht.
Historischer Hintergrund: Von der Gründung bis zur NS-Zeit
Die Ursprünge des Museums reichen ins frühe 20. Jahrhundert: 1906 gründeten der Historiker Salomon Hugo Lieben und der Prager Stadtrat August Stein das Museum, um wertvolle Ritualgegenstände aus Synagogen zu retten, die im Zuge der Modernisierung des Ghettos abgerissen wurden. Dieses erste Museum diente zunächst dazu, die religiösen Schätze der jüdischen Gemeinde Prags zu bewahren – ein vorausschauendes Unterfangen, das bald tragische Aktualität bekam. Denn nur wenige Jahrzehnte später, 1939, wurde Prag von NS-Deutschland besetzt, das Museum geschlossen und die jüdische Gemeinde einer akuten Bedrohung ausgesetzt.
Aus der Not heraus entstand während der nationalsozialistischen Besatzung etwas Einzigartiges: 1942 genehmigten die Nazis nach langem Zögern die Wiedereröffnung des Museums, allerdings unter perversen Vorzeichen. Unter dem harmlosen Decknamen „Zentralmuseum“ sammelte man nun systematisch die beschlagnahmten Kulturgüter aus aufgelösten jüdischen Gemeinden in Böhmen und Mähren – insgesamt rund 100.000 Objekte, die von dutzenden jüdischen Mitarbeitern inventarisiert wurden. Offiziell diente dies der Bewahrung des Erbes einer angeblich „ausgestorbenen Ethnie“ – ein zynisches Vorhaben, hinter dem die Vernichtung der jüdischen Bevölkerung als Tatsache stand. Doch ironischerweise rettete genau diese Konzentration von Ritualgegenständen, Büchern und Archiven zahlreiche Kulturschätze vor der sicheren Zerstörung. Die Prager Synagogen wurden als Schauräume in das „Museum“ eingegliedert, und die Mitarbeiter – allen voran der Kunsthistoriker Dr. Josef Polák – bemühten sich trotz allem um eine fachgerechte Bewahrung der Gegenstände. Viele dieser tapferen Kuratoren wurden später selbst deportiert und ermordet, doch die Sammlung überstand den Krieg nahezu unversehrt.
Nach 1945 fand die auf unter 1.000 Mitglieder geschrumpfte jüdische Gemeinde ein komplett erhaltenes Museum vor. In den folgenden Jahrzehnten jedoch geriet das Haus unter den Einfluss wechselhafter politischer Mächte: Ab 1950 wurde es als Staatliches Jüdisches Museum verstaatlicht, was die inhaltliche Arbeit durch ideologische Zensur erheblich einschränkte. Dennoch entstanden in dieser Zeit wichtige Gedenkprojekte – so wurde in den 1950er-Jahren die Pinkas-Synagoge erstmals zur Holocaust-Gedenkstätte umgestaltet. Nach der Samtenen Revolution kam schließlich die Wende: 1994 wurde das Museum an die Prager jüdische Gemeinde zurückgegeben und erlangte seine Unabhängigkeit zurück. Seither erlebt es eine neue Blüte – als modernes Museum, Forschungszentrum und Ort der Begegnung. Heute kannst du hier frei und offen jene Geschichte erkunden, die einst fast ausgelöscht worden wäre.
Sehenswürdigkeiten im Jüdischen Museum: Synagogen, Friedhof und Galerie
Das Jüdische Museum Prag ist dezentral organisiert – dein Ticket öffnet dir die Türen zu mehreren historischen Sehenswürdigkeiten. Jede davon erzählt einen eigenen Teil der Geschichte. Im Folgenden stellen wir dir die wichtigsten Stationen vor, die du mit dem Kombiticket besichtigen kannst.
Maisel-Synagoge
Die Maisel-Synagoge wurde ursprünglich 1592 vom reichen Hofbankier Mordechai Maisel gestiftet und prägt bis heute mit ihrer neugotischen Fassade das Josefov-Viertel. Im Inneren erwartet dich eine hervorragend kuratierte Dauerausstellung über das jüdische Leben in Böhmen vom 10. bis zum 18. Jahrhundert. Dabei kannst du seltene und einzigartige Judaica bewundern: zum Beispiel kunstvoll gearbeitetes zeremonielles Tafelsilber, prachtvolle Kronleuchter und kostbare mittelalterliche Textilien, die Einblicke in religiöse Traditionen und Alltagsleben längst vergangener Epochen geben. Multimediale Elemente und ein kurzer Film (in der Regel mit deutschen Untertiteln verfügbar) ergänzen die Ausstellung und machen die Geschichte lebendig. Die Atmosphäre in der Maisel-Synagoge verbindet auf eindrucksvolle Weise historischen Charme mit moderner Museumsdidaktik – ein idealer Startpunkt für deine Zeitreise.
Spanische Synagoge
Die Spanische Synagoge – 1868 fertiggestellt – gilt als schönste Synagoge Prags. Anders als die gotischen oder barocken Gotteshäuser ihrer Umgebung erstrahlt sie in exotischem maurischem Revival-Stil: ein Hauch von Alhambra mitten in Prag. Sobald du eintrittst, umfangen dich üppige Arabesken an den Wänden, ein leuchtend blauer Sternenhimmel in der Kuppel, farbenprächtige Buntglasfenster und filigrane Goldverzierungen. Diese Synagoge ist nicht nur architektonisch atemberaubend, sondern beherbergt auch eine Ausstellung über die jüngere Geschichte der Juden in Böhmen (19. und 20. Jahrhundert). Hier erfährst du von den Emanzipationsbemühungen im Habsburgerreich, vom kulturellen Aufblühen der jüdischen Gemeinde in der ersten Tschechoslowakischen Republik und schließlich von ihrem Schicksal im Holocaust. In Vitrinen funkeln zudem zahlreiche Silbergegenstände aus Synagogen, die einst in böhmischen Gemeinden genutzt wurden – von reich dekorierten Torakronen bis zu filigranen Kiddusch-Bechern. Ein besonderes Highlight ist die originale Orgelbühne; tatsächlich verfügte die Spanische Synagoge als eine der ersten über eine Orgel, was den Reformgeist ihrer liberalen Gemeinde im 19. Jahrhundert widerspiegelt. Ob du dich für Geschichte interessierst oder einfach von der Pracht des Ortes verzaubern lässt – die Spanische Synagoge ist ein Must-See.
Pinkas-Synagoge
Die Pinkas-Synagoge grenzt unmittelbar an den Alten Jüdischen Friedhof und ist nach der Altneu-Synagoge die zweitälteste erhaltene Synagoge Prags (erbaut 1535). Heute ist sie vor allem eines: eine erschütternde Gedenkstätte für die Opfer des Holocaust. Seit Ende des Zweiten Weltkriegs dient die Pinkas-Synagoge als Memorial für die fast 80.000 böhmischen und mährischen Jüdinnen und Juden, die während der NS-Besatzung ermordet wurden. An den Wänden der Synagoge sind in stiller Eindringlichkeit all ihre Namen von Hand eingetragen – Name, Geburtsdatum und Datum der Deportation bzw. Ermordung, fein gemalt in endlosen Spalten. Während du durch das schlichte, gotische Gewölbe gehst und diese Namen liest, umfängt dich eine Atmosphäre ehrfürchtiger Stille. Jede Wand ist ein Buch der Erinnerung, das die Geschichte ganzer Familien erzählt, die es nicht mehr gibt. Im Obergeschoss der Pinkas-Synagoge erwartet dich zusätzlich eine kleine Ausstellung von Kinderzeichnungen aus dem Ghetto Theresienstadt (Terezín). Diese bunten Bilder, gemalt von jüdischen Kindern in den Jahren 1942–1944, stehen in herzzerreißendem Kontrast zur Tragik ihres Schicksals – viele dieser kleinen Künstler*innen überlebten den Holocaust nicht. Ein Besuch der Pinkas-Synagoge geht unter die Haut: Nimm dir Zeit, die Atmosphäre auf dich wirken zu lassen. Dieser Ort ist kein Museum im üblichen Sinne, sondern eine heilige Stätte des Gedenkens.
Alter Jüdischer Friedhof
Direkt hinter der Pinkas-Synagoge betrittst du den Alten Jüdischen Friedhof, einen der ältesten und eindrucksvollsten jüdischen Friedhöfe Europas. Er wurde im frühen 15. Jahrhundert angelegt und bis 1787 genutzt. Auf diesem begrenzten Areal fanden im Laufe der Jahrhunderte über 100.000 Menschen ihre letzte Ruhe. Weil der Platz knapp war und nach jüdischer Tradition alte Gräber nicht entfernt werden dürfen, begrub man die Toten in Schichten übereinander – an manchen Stellen bis zu zwölf Lagen. Heute ragen rund 12.000 Grabsteine dicht gedrängt aus dem Erdreich empor. Viele sind im Laufe der Zeit verwittert, schief gesackt oder mit Moos überzogen, andere tragen noch gut lesbare hebräische Inschriften und kunstvolle Reliefs. Ein Spaziergang über die unebenen Pfade zwischen den Gräbern ist eine ernüchternde und zugleich faszinierende Erfahrung: Jeder Schritt führt dich tiefer in die Geschichte, vorbei an Grabmalen aus dem 15., 16., 17. Jahrhundert – Zeugen einer langen, ununterbrochenen Tradition. Zu den berühmtesten Persönlichkeiten, die hier begraben sind, zählt Rabbi Jehuda Löw (Rabbi Löw), der Legende nach Schöpfer des mystischen Golems. Seine Grabstätte, ein unscheinbarer Stein mit hebräischen Schriftzeichen, ist meist leicht an den vielen kleinen Steinen und Zetteln zu erkennen, die Besucher als Zeichen des Respekts darauf abgelegt haben. Auch das prächtige Renaissance-Grab des Mäzens Mordechai Maisel und das Grab des Dichters und Rabbiners Avigdor Kara kannst du entdecken. Trotz der oft zahlreichen Touristen liegt über dem Friedhof eine feierliche Ruhe – man spricht leise, die Bäume rascheln, vielleicht zwitschert ein Vogel. Nimm Rücksicht auf diesen Ort: Für viele Prager Jüdinnen und Juden ist er bis heute von großer emotionaler Bedeutung. Wenn du magst, kannst auch du einen kleinen Stein auf einem Grab hinterlegen – ein alter jüdischer Brauch des Gedenkens.
Klausen-Synagoge
Die Klausen-Synagoge schließt sich unmittelbar an den Friedhof an, am Ausgang in Richtung Josefov. Mit ihrem frühbarocken Äußeren (Baujahr um 1694) und dem hellen, hohen Innenraum ist sie die größte Synagoge Prags. Im Vergleich zu den anderen Gotteshäusern wirkt sie beinahe schlicht, doch gerade das lenkt den Blick auf ihre besonderen Details: Im Hauptschiff erhebt sich eine imposante, dreistöckige Aron ha-Kodesch (Toraschrein) mit vergoldeten Verzierungen – ein echtes Schmuckstück barocker Synagogalkunst. Die Klausen-Synagoge beherbergt eine umfangreiche Ausstellung über jüdische Bräuche und Traditionen. Hier kannst du viel über das rituelle und religiöse Leben der Gemeinde lernen: von der Beschneidung und Namensgebung über die Bar Mizwa (die religiöse Volljährigkeit eines 13-jährigen Jungen) bis hin zur traditionellen Hochzeit unter der Chuppa. Vitrinen zeigen original Ritualgegenstände, z.B. Gewürzdosen für die Hawdala, Chanukka-Leuchter oder kunstvoll geschriebene Torah-Rollen mit ihren bestickten Mänteln. Ein Teil der Ausstellung widmet sich auch dem Gebetsleben und den Feiertagen: Schabbatkerzen, Pessach-Geschirr, der Aufbau der Synagoge selbst – all das wird veranschaulicht. Die gut verständlichen Beschriftungen (auch auf Deutsch verfügbar) und ein übersichtlicher Rundgang machen den Besuch in der Klausen-Synagoge sehr kurzweilig. Egal, wie viel Vorwissen du hast: Hier bekommst du einen intimen Einblick in die jüdische Lebenswelt, der viele Besucher bereichert und nachdenklich stimmt.
Zeremonienhalle
Gleich neben der Klausen-Synagoge – eigentlich direkt vor dem Friedhofsausgang – steht ein markantes Gebäude mit kleinem Türmchen: die ehemalige Zeremonienhalle der Prager Chewra Kadischa (Beerdigungsbruderschaft). Dieses zweistöckige Gebäude wurde Anfang des 20. Jahrhunderts im Stil der Neorenaissance/Neoromanik errichtet, mit Ziegelmauern, Rundbogenfenstern und einem charakteristischen kegelförmigen Turmdach. Einst nutzte die jüdische Gemeinde diese Halle für die rituellen Vorbereitungen von Beerdigungen – hier wurden die Verstorbenen nach religiösem Ritus gereinigt und für die Bestattung eingekleidet. Heute setzt die Zeremonienhalle als Museumsstandort die Ausstellung der Klausen-Synagoge thematisch fort: im Fokus stehen die Bräuche rund um Tod und Bestattung. In dem leicht schummrigen, doch atmosphärischen Inneren siehst du z.B. eine alte Trage für den Sarg, die Trauerkleidung der Beerdigungsbrüder und historische Dokumente der Bruderschaft. Tafeln erklären, wie eine traditionelle jüdische Beerdigung abläuft, was es mit dem Waschen des Verstorbenen auf sich hat und welche Gebete gesprochen werden. Obwohl das Thema düster klingt, vermittelt die Ausstellung viel Ruhe und Würde. Es ist beeindruckend, welch hohen Stellenwert die Gemeinschaftspflicht hatte, sich um die Toten zu kümmern – ein Aspekt jüdischen Lebens, der oft wenig bekannt ist. Ein Besuch der Zeremonienhalle rundet den Rundgang perfekt ab und lässt dich den Friedhof mit noch tieferem Verständnis verlassen.
Robert-Guttmann-Galerie
Etwas abseits vom Hauptpfad (in der Nähe der Spanischen Synagoge) findest du noch die Robert-Guttmann-Galerie. Diese kleine Galerie, untergebracht in einem ehemaligen jüdischen Spital, ist benannt nach Robert Guttmann – einem Prager jüdischen Maler des 20. Jahrhunderts, der durch sein exzentrisches Auftreten bekannt war und 1942 im Ghetto Litzmannstadt (Łódź) ermordet wurde. Die Galerie zeigt wechselnde Ausstellungen mit Bezug zur jüdischen Kultur, Geschichte und Kunst. Mal sind es Gemälde und Zeichnungen (etwa Guttmanns eigene Werke, der naive, farbenfrohe Stadtansichten und Szenen des Prager Lebens schuf), mal historische Fotodokumentationen oder thematische Schauen, z.B. zu Verfolgungsschicksalen, jüdischen Feiertagen oder zeitgenössischer jüdischer Kunst. Wenn du dich für Kunst interessierst oder tiefer in spezielle Themen eintauchen möchtest, lohnt ein kurzer Abstecher hierher. Die Robert-Guttmann-Galerie ist oft weniger frequentiert als die großen Synagogen, bietet aber spannende Einblicke und ergänzt das Spektrum des Museums um eine künstlerische Perspektive. Hinweis: Der Eintritt zur Galerie ist in der Regel im Museumsticket enthalten; informiere dich aber vor Ort, da sie gelegentlich für Renovierungen geschlossen ist.
Dein Besuch im Jüdischen Museum: Ablauf und Highlights
Was erwartet dich als Besucher konkret? Zunächst einmal brauchst du ein Kombiticket – das „Prager Jüdische Stadt“-Ticket, mit dem du alle oben beschriebenen Orte betreten kannst. Dieses Ticket bekommst du bequem vor Ort an mehreren Stellen: im Informations- und Reservierungszentrum (Maiselova Straße 15) oder direkt an den Kassen der Spanischen, Klausen-, Pinkas- oder Maisel-Synagoge. Du kannst es auch online im Voraus kaufen, was in der Hochsaison sinnvoll sein kann. Das Ticket kostet für Erwachsene 600 CZK, für Studenten bis 26 Jahre 400 CZK, für Kinder 6–15 Jahre 200 CZK (Kinder unter 6 haben freien Eintritt). Einmal gekauft, behält das Ticket für individuelle Besucher drei Tage Gültigkeit (für Gruppen ab 6 Personen nur am selben Tag). Das heißt, du musst nicht alle Stationen hektisch an einem Tag schaffen, sondern kannst dir den Rundgang auch auf zwei oder drei Tage aufteilen – ein echter Vorteil für Genießer.
Der Rundgang selbst ist flexibel gestaltbar. Es gibt keine feste Reihenfolge, jedoch hat sich eine Route bewährt: Viele Besucher starten in der Pinkas-Synagoge, um anschließend vom Gedenkraum aus direkt auf den Alten Jüdischen Friedhof zu gelangen. Von dort führt der ausgeschilderte Weg zum Ausgang an der Klausen-Synagoge – perfekt, um gleich die Klausen-Synagoge und die gegenüberliegende Zeremonienhalle anzuschauen. Danach kannst du einen kurzen Spaziergang durch das Viertel machen (keine 5 Minuten) und die Maisel-Synagoge besichtigen. Den krönenden Abschluss bildet oft die Spanische Synagoge, die mit ihrer prächtigen Architektur vielen Besuchern im Gedächtnis bleibt. In der Nähe der Spanischen Synagoge liegt auch die Robert-Guttmann-Galerie, falls du noch Zeit und Interesse für eine Sonderausstellung hast. Natürlich ist dies nur ein Vorschlag – du kannst die Stationen auch in anderer Reihenfolge besuchen. Wichtig zu wissen: Jedes Objekt darf mit deinem Ticket einmalig besucht werden, Mehrfacheintritte sind nicht möglich.
Planst du eine Audioführung oder geführte Tour? Das Museum verleiht Audio-Guides (gegen Gebühr, deutsch verfügbar) am Infozentrum. Eine private Führung ist ebenfalls sehr lohnenswert, wenn du tiefergehende Erklärungen wünschst – es gibt zertifizierte deutschsprachige Guides, die spannende Hintergründe vermitteln. Achte allerdings darauf, genug Zeit für deinen Rundgang einzuplanen. Die Fülle der Eindrücke ist groß: Mindestens 2 bis 3 Stunden solltest du für alle Stationen insgesamt einrechnen. Viele Besucher verbringen sogar einen halben Tag im jüdischen Viertel, besonders wenn sie zwischendurch eine Pause einlegen oder sich noch in den Gassen von Josefov umsehen.
Öffnungszeiten, Eintritt und wichtige Infos
Bevor du losziehst, hier die wichtigsten Fakten: Das Jüdische Museum in Prag hat ganzjährig geöffnet, außer samstags und an jüdischen Feiertagen (z.B. an Rosch Haschana, Jom Kippur etc.), denn an diesen Tagen ruht der Betrieb aus religiösem Respekt. An allen anderen Tagen kannst du kommen – und zwar montags bis freitags sowie sonntags. Die Öffnungszeiten richten sich nach der Saison und dem Tageslicht, da einige Bereiche (wie der Friedhof) im Dunkeln nicht zugänglich sind:
- Winterzeit (Ende Oktober – Ende März): ca. 9:00 bis 16:30 Uhr (Einlass bis 30 Minuten vor Schließung).
- Sommerzeit (Ende März – Ende Oktober): ca. 9:00 bis 18:00 Uhr, in den langen Sommermonaten Juli/August teils sogar bis 19:00 Uhr.
Prüfe vor deinem Besuch am besten nochmal die aktuellen Zeiten auf der Website des Museums, da sich Details ändern können – aber grob kannst du dich an diesen Zeitfenstern orientieren. Freitags ist übrigens oft nur bis zum frühen Nachmittag geöffnet (damit vor Sonnenuntergang zum Schabbat geschlossen werden kann), daher eignen sich Montag bis Donnerstag oder Sonntag besser für einen langen Besuch.
Was kostet der Eintritt? Wie oben erwähnt, liegt der Standardpreis für das Kombiticket bei 600 CZK (rund 24 €), ermäßigt 400 CZK. Darin enthalten sind alle Synagogen des Museums, der Alte Jüdische Friedhof sowie die Robert-Guttmann-Galerie. Nicht enthalten ist die Altneu-Synagoge – diese älteste aktive Synagoge Europas gehört nicht zum Museumsverbund und erfordert ein separates Ticket, falls du sie besuchen möchtest. Für Familien, Schülergruppen etc. gibt es oft spezielle Angebote; Kinder unter 6 Jahren haben freien Eintritt. Übrigens: Falls du den Prague Visitor Pass/CoolPass besitzt, ist der Eintritt zum jüdischen Museum darin inkludiert.
Eine oft gestellte Frage: Darf man im Museum fotografieren? Ja, Fotografieren ist erlaubt – aber ohne Blitz, ohne Stativ und nur für private Zwecke. Das ist eine relativ neue Regelung; früher war das Fotografieren strenger gehandhabt. Heute kannst du also beruhigt deine Eindrücke festhalten: die stimmungsvollen Lichtspiele in der Spanischen Synagoge, die alten Grabsteine im Friedhof oder die endlosen Namenswände in der Pinkas-Synagoge. Bitte verzichte jedoch auf lautes Rufen für Fotos und respektiere die Atmosphäre – insbesondere in der Pinkas-Gedenkstätte empfinden es andere Besucher als störend, wenn Leute posieren oder Selfies machen. Professionelle Foto- oder Filmaufnahmen sind nur mit vorheriger Genehmigung des Museums gestattet.
Barrierefreiheit: Da viele Standorte in historischen Gebäuden liegen, ist die Zugänglichkeit für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen leider nicht überall gegeben. Die Maisel-Synagoge und Spanische Synagoge sind über Rampen bzw. ebenerdig zugänglich. Die Pinkas-Synagoge verfügt über ein paar Stufen – der Innenraum ist nicht rollstuhlgerecht, jedoch kann man zumindest den Vorhof betreten, in dem eine kleine Außeninstallation zu sehen ist. Der Alte Jüdische Friedhof und die Altneusynagoge sind aufgrund des sehr unebenen Geländes und enger Zugänge bislang nicht barrierefrei zugänglich. Das Museum arbeitet daran, die Situation zu verbessern, und das Personal ist hilfsbereit, wo immer es geht. Wenn du auf einen Rollstuhl angewiesen bist oder schlecht zu Fuß, lohnt es sich, vorab beim Informationszentrum nachzufragen – man wird versuchen, dir den Besuch so angenehm wie möglich zu machen.
Praktische Tipps für einen gelungenen Besuch
- Wähle den richtigen Zeitpunkt: Das jüdische Viertel ist ein beliebtes Ziel, daher können einige Orte – besonders der Alte Friedhof und die Spanische Synagoge – tagsüber sehr gut besucht sein. Wenn du morgens gleich zur Öffnung kommst, hast du oft noch relativ viel Ruhe, um die Stimmung ungestört zu genießen. Alternativ bietet sich der späte Nachmittag an (Achtung, genug Puffer vor Schließzeit einplanen!). Zur Mittagszeit und am frühen Nachmittag sind oft Reisegruppen unterwegs. Generell gilt: In der Nebensaison (Winter, außer um Weihnachten/Chanukka) ist es deutlich leerer als im Frühjahr und Sommer.
- Plan genug Zeit ein: Wie schon erwähnt, sind 2–3 Stunden das Minimum, um alles in Ruhe anzusehen. Nimm dir lieber etwas mehr Zeit, damit du nicht hetzen musst – es gibt viel zu entdecken, von kleinen Details auf den Grabsteinen bis zu informativen Texttafeln. Falls du merkst, dass es zu viel auf einmal wird, nutze die 3-Tages-Gültigkeit deines Tickets und verteile den Besuch. Zwischendurch kannst du dich in einem der Cafés rund um den Altstädter Ring stärken oder einfach die Atmosphäre der umliegenden Gassen wirken lassen.
- Respektiere die Würde des Ortes: Du betrittst nicht nur ein Museum, sondern auch heilige und erinnerungsgeladene Orte. Verhalte dich entsprechend respektvoll. In der Pinkas-Synagoge herrscht zum Beispiel fast immer andächtige Stille – viele Besucher flüstern oder schweigen ganz von selbst. Auch auf dem Friedhof solltest du lautes Verhalten vermeiden. Berühre keine Grabsteine, viele sind sehr alt und empfindlich. Stattdessen kannst du Anteilnahme zeigen, indem du – wie oben erwähnt – einen kleinen Stein auf einem Grab hinterlegst (besonders am Grab von Rabbi Löw tun das viele). Das Gelände ist kein Park, sondern eine Ruhestätte, also bitte nicht darauf herumklettern oder picknicken.
- Kleiderordnung und Kippa: Eine spezielle Kleiderordnung gibt es nicht, normale Touristenkleidung ist in Ordnung. Allerdings gibt es eine wichtige Regel: Männliche Besucher müssen im Friedhof und in den Synagogen ihren Kopf bedecken. Das heißt, wenn du keine eigene Mütze oder Kappe dabeihast, kein Problem – am Eingang z.B. des Friedhofs und der Pinkas-Synagoge liegen in der Regel Papp-Kippot (kleine runde Käppchen) bereit, die man sich kostenlos nehmen kann. Setz dir so eine Kippa auf (oder notfalls Kapuze/Mütze), sobald du das Gelände betrittst. Dies ist ein Zeichen des Respekts und wird vom Aufsichtspersonal auch eingefordert. Frauen müssen keine Kopfbedeckung tragen, aber in der Pinkas-Synagoge empfiehlt es sich, ebenfalls eine ruhige, respektvolle Haltung einzunehmen (Schultern bedecken etc. ist nicht zwingend, aber in Gebetsräumen allgemein gern gesehen).
- Achte auf deine Schritte: Der Alte Jüdische Friedhof hat unebene Wege und Stufen, ebenso einige Synagogen (z.B. enge Wendeltreppen zu den Emporen). Trage am besten bequemes, festes Schuhwerk, damit du sicher laufen kannst. Mit hohen Absätzen über Kopfsteinpflaster oder Kies zu balancieren, mindert das Vergnügen erheblich. Wenn es geregnet hat, können die Pfade schlammig und rutschig sein – nimm dann extra Acht. Auch in den Synagogen sind Böden und Stufen teils glatt getreten.
- Informationstafeln und Sprache: Die Haupttexte in den Dauerausstellungen sind in der Regel auf Tschechisch und Englisch gehalten. Deutsche Beschriftungen sind nicht überall vorhanden, aber ein deutschsprachiger Audioguide kann hier helfen, die Sprachbarriere zu überbrücken. Viele Mitarbeiter sprechen Englisch, einige auch Deutsch – zögere nicht zu fragen, falls du etwas nicht findest oder verstehen solltest.
- Besondere Stationen: Wenn dich bestimmte Aspekte besonders interessieren, kannst du deinen Besuch darauf ausrichten. Zum Beispiel werden kostenlose Kurzführungen zur Altneu-Synagoge manchmal separat angeboten (frag im Infozentrum) – dieser weltberühmten Synagoge einen Besuch abzustatten, lohnt sich trotz Extrakosten. Ebenfalls eindrucksvoll, aber weniger bekannt: In der Pinkas-Synagoge werden auf Anfrage Führungen zur alten rituellen Mikwe (dem Ritualbad) angeboten, die aus dem 16. Jahrhundert stammt. Solche Spezialführungen kosten zwar extra, können aber ein tolles Add-on sein, wenn du tiefer eintauchen willst.
- Mit Kindern ins Museum? Ja, aber: Der Rundgang ist inhaltlich schwer und sehr textlastig. Kleinere Kinder könnten sich langweilen oder von der düsteren Thematik überfordert sein. Andererseits gibt es visuell viel zu sehen (etwa die bunten Fenster der Spanischen Synagoge oder die vielen Steine auf dem Friedhof). Wenn du mit Kindern gehst, plane genügend Pausen ein und erkläre ihnen vorab ein wenig, was sie erwartet. Insbesondere die Halle mit den Namen der Holocaust-Opfer in der Pinkas-Synagoge kann auch für Jugendliche sehr bewegend sein – hier ist elterliche Begleitung wichtig, um Fragen zu beantworten. Das Museum bietet auch Bildungsmaterial und Führungen für Schulklassen an, was die Familienfreundlichkeit unterstreicht.
Ein Ort von bewegender Bedeutung für Prag
Wenn du das Jüdische Museum in Prag besuchst, betrittst du nicht nur eine Ausstellungswelt, sondern auch einen integralen Teil der Prager Stadtgeschichte. Das ehemalige Ghetto Josefov, dessen Schauplätze du durchläufst, existiert an dieser Stelle seit dem 12. Jahrhundert. Hier lebten und wirkten über die Jahrhunderte hinweg zahllose jüdische Prager, die das Gesicht der Stadt mitprägten – Gelehrte, Rabbiner, Künstler, Mäzene. Namen wie Rabbi Löw, der Schöpfer des Golem, oder David Gans, der Chronist, sind fest mit Prags Legenden verwoben. Später kamen berühmte Persönlichkeiten wie der Schriftsteller Franz Kafka hinzu, oder der Komponist Gustav Mahler, Sigmund Freud, die Dichterin Gertrude Kolmar – sie alle entstammen der reichhaltigen jüdischen Kultur Böhmens. Wenn du heute durch Josefov spazierst, folgst du auch den Spuren dieser Menschen.
Gleichzeitig ist jeder Stein hier Zeuge der Tragödie des 20. Jahrhunderts. Das jüdische Viertel hat Pogrome, Seuchen, Brände und Vertreibungen überstanden, doch die Shoah traf es ins Mark: Von den rund 78.000 Juden aus Böhmen und Mähren, die deportiert wurden, kehrte nur ein Bruchteil zurück. Die Namen an den Wänden der Pinkas-Synagoge machen dieses unfassbare Ausmaß persönlich greifbar. Wer durch die Reihen der Grabsteine auf dem Alten Friedhof wandelt, spürt förmlich, wie eng Freud und Leid beieinander liegen – prachtvolle Rabbinergräber neben einfachen verwitterten Steinen, fröhliche Kinderzeichnungen aus Theresienstadt nur ein Stockwerk über der Liste ihrer Mörderopfer.
Prag ist eine Stadt der Geschichten, und das Jüdische Museum erzählt eine der bewegendsten und lehrreichsten von allen. Hier wirst du mit Trauer und Verlust konfrontiert, aber auch mit der unglaublichen Widerstandskraft und Lebensfreude einer Gemeinschaft, die immer wieder neu erblüht ist. Es ist empathisch und ehrlich gestaltet – nichts wird beschönigt, aber auch nichts ist reißerisch. Viele Besucher verlassen das Museum tief berührt, mit einem neuen Verständnis für die jüdische Geschichte Prags und einem Gefühl der Dankbarkeit, dass diese Kultur trotz allem noch erlebbar ist.
Zum Schluss ein Tipp: Lass deinen Rundgang ruhig am Altstädter Ring ausklingen, der nur wenige Schritte vom Josefov entfernt ist. Wenn du vom stillen Friedhof kommst und plötzlich wieder in das lebhafte Treiben des Prager Zentrums eintauchst, spürst du erst richtig, wie wertvoll Freiheit und Vielfalt sind. Genau das vermittelt das Jüdische Museum in Prag auf eindrucksvolle Weise – ein Ort der Erinnerung, der zugleich in die Zukunft weist. Es ist ein Ort, den du so schnell nicht vergessen wirst.
Besuche das Jüdische Museum mit offenem Herzen und wachem Geist – Prag wird für dich um eine Dimension reicher, wenn du die Geschichten dieses besonderen Viertels gehört hast. Schalom und viel Freude bei deiner Entdeckungsreise durch diese lebendige Gedenkstätte im Herzen der Goldenen Stadt.
Quellen: