In der ruhigen Jana-Masaryka-Straße im Prager Stadtteil Vinohrady steht die Villa Osvěta, ein wenig bekanntes, aber kulturhistorisch bedeutendes Gebäude. Sie trägt den Namen der Zeitschrift Osvěta („Aufklärung“), die im 19. Jahrhundert eine der wichtigsten tschechischen Publikationen für Literatur, Wissenschaft und Bildung war. Herausgeber war Václav Vlček, der auch Eigentümer der Villa war und hier bis zu seinem Tod im Jahr 1908 lebte.
Die Villa entstand in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als Vinohrady vom Landgebiet zu einem der elegantesten Wohnviertel Prags wurde. Typisch für diese Epoche ist ihre Mischung aus bürgerlicher Repräsentation und intimer Wohnlichkeit – ein stattliches Haus mit Garten, das zugleich Zentrum kultureller Begegnungen war. In den Salons der Villa Osvěta trafen sich Schriftsteller, Intellektuelle und Künstler, um über die Zukunft der tschechischen Kultur zu diskutieren.
Besonderes geschichtliches Gewicht erhielt das Haus durch die Familie Masaryk: Der spätere Außenminister Jan Masaryk, Sohn von Präsident Tomáš Garrigue Masaryk, wurde hier 1886 geboren. Damit ist die Villa Osvěta nicht nur ein Ort der Literaturgeschichte, sondern auch ein stilles Zeugnis der frühen Jahre einer der bedeutendsten Familien der tschechischen Politik.
Heute befindet sich die Villa in Privatbesitz, ihr klassizistisch anmutendes Erscheinungsbild mit hellem Putz und Gartenumfriedung prägt jedoch weiterhin das historische Stadtbild der Vinohrady. Sie bleibt ein Sinnbild jener Zeit, in der Aufklärung, Kunst und nationales Selbstbewusstsein in Prag Hand in Hand gingen.
Adresse: Jana Masaryka 22, Prag 2 – Vinohrady
Zugang: Nicht öffentlich zugänglich (Privatbesitz)
Tipp: Ein Spaziergang entlang der Jana-Masaryka-Straße verbindet mehrere historische Villen und vermittelt das besondere Flair des alten Vinohrady – eines der elegantesten Wohnviertel Prags.