Kirche der Heiligen Cyrill und Method (Pravoslavná katedrála sv. Cyrila a Metoděje) in der Neustadt

Ein Stück Prager Geschichte zwischen Glaube und Widerstand

Mitten in der Neustadt von Prag (Nové Město), unweit des belebten Karlsplatzes (Karlovo náměstí), steht ein Ort, der wie kaum ein anderer Spiritualität und Geschichte miteinander verbindet: die Kirche der Heiligen Cyrill und Method (Pravoslavná katedrála sv. Cyrila a Metoděje). Heute ist sie die Hauptkirche der orthodoxen Gemeinde in Böhmen – und zugleich ein nationales Denkmal, das an einen der mutigsten Momente des tschechischen Widerstands erinnert.

Adresse: Resslova 9a, 120 00 Prag 2


Barocke Architektur mit bewegter Vergangenheit

Errichtet wurde die Kirche zwischen 1730 und 1736 im Stil des böhmischen Barock. Entworfen wurde sie von keinem Geringeren als Kilián Ignác Dientzenhofer, einem der bedeutendsten Architekten seiner Zeit. Ursprünglich war sie dem heiligen Karl Borromäus geweiht und diente als Klosterkirche für die Brüder des Ordens des heiligen Lazarus.

Mit ihren weichen Fassadenlinien, dem geschwungenen Giebel und dem harmonischen Innenraum spiegelt die Kirche den typischen barocken Prager Baustil wider. Besonders eindrucksvoll sind die Stuckverzierungen von Michal Ignác Palliardi und die Deckenfresken von Karel Schöpf, die noch heute das Auge des Besuchers fesseln.

Im Zuge der josefinischen Reformen wurde die Kirche 1783 aufgehoben. Nach Jahren wechselnder Nutzung fand sie erst Anfang des 20. Jahrhunderts zu einer neuen Bestimmung: 1935 wurde sie zur orthodoxen Kathedrale geweiht – zu Ehren der Slawenapostel Cyrill und Method, die als Missionare das Christentum in die slawischen Länder brachten.

Die Krypta – Schauplatz der Operation Anthropoid

Besondere historische Bedeutung erhielt die Kirche während des Zweiten Weltkriegs. Nach dem Attentat auf den nationalsozialistischen Reichsprotektor Reinhard Heydrich im Mai 1942 fanden die tschechoslowakischen Fallschirmspringer, die an der Operation beteiligt waren, Zuflucht in der Krypta unter der Kirche.

Sie hielten dort tagelang stand, bis sie am 18. Juni 1942 von SS-Einheiten umzingelt wurden. Nach stundenlangen Kämpfen nahmen sich die letzten Widerstandskämpfer das Leben, um einer Gefangenschaft zu entgehen.

Heute erinnert ein eindrucksvolles Nationaldenkmal – das „Národní památník hrdinů heydrichiády“ – an diesen heldenhaften Akt des Widerstands. Besucher können die Krypta besichtigen, die authentisch erhaltene Einschusslöcher zeigt, sowie eine Ausstellung über die Operation Anthropoid und den tschechischen Widerstand besuchen.

Symbol des Glaubens und der Freiheit

Seit der Nachkriegszeit ist die Kirche Sitz des orthodoxen Erzbischofs von Prag und der böhmischen Länder. Sie bleibt ein zentraler Ort des Glaubens, der Andacht und der nationalen Erinnerung.

Ihre doppelte Bedeutung – als geistliches Zentrum und historisches Mahnmal – macht sie zu einem der bewegendsten Orte Prags. Besonders beim Betreten der stillen Krypta spürt man die tiefe Symbolik dieses Ortes: Glaube, Mut und Opferbereitschaft in einer der dunkelsten Stunden der tschechischen Geschichte.

Besuch und Besichtigung

Die Kirche liegt ruhig, aber zentral, in der Resslova Straße 9a, nur wenige Schritte vom Karlsplatz (Karlovo náměstí) entfernt.

  • Anreise: Mit der Metro (Linie B) oder den Straßenbahnlinien 3, 4, 10, 14, 16 bis Karlovo náměstí.
  • Öffnungszeiten: Die Kathedrale ist für Gottesdienste und Besucher geöffnet, die Krypta mit Ausstellung kann zu festgelegten Zeiten besichtigt werden.
  • Eintritt: Der Besuch der Krypta ist in der Regel kostenlos oder gegen eine kleine Spende möglich.
  • Hinweis: Bitte achte auf angemessene Kleidung und respektvolles Verhalten – die Kirche ist weiterhin ein aktiver Ort der Liturgie.

Auf der Fassade sind noch heute Einschusslöcher sichtbar, die an die Kämpfe von 1942 erinnern. Es lohnt sich, nach dem Besuch auch einen Spaziergang über den Karlsplatz oder in Richtung Moldau zu unternehmen – die Umgebung gehört zu den geschichtlich reichsten Vierteln Prags.