Kirche St. Cyrill und Method (Kostel sv. Cyrila a Metoděje) in Karlín

Neoromanische Pracht im Herzen von Karlín

Die Kirche St. Cyrill und Method (Kostel sv. Cyrila a Metoděje) ist das markante Wahrzeichen des Prager Stadtteils Karlín. Mit ihren zwei 78 Meter hohen Türmen, der monumentalen Fassade und dem weitläufigen Kirchenschiff zählt sie zu den bedeutendsten Sakralbauten des 19. Jahrhunderts in Böhmen. Sie steht auf dem Karlínské náměstí, dem zentralen Platz des Viertels, und prägt das Stadtbild mit ihrer kraftvollen, neoromanischen Architektur.

Adresse: Karlínské náměstí, 186 00 Praha 8 – Karlín


Ein Meisterwerk des 19. Jahrhunderts

Der Bau der Kirche wurde in den Jahren 1854 bis 1863 unter der Leitung des Wiener Architekten Karl Rösner und des Prager Architekten Vojtěch Ignác Ullmann ausgeführt. Der Grundstein wurde am 10. Juni 1854 gelegt – in Anwesenheit von Kaiser Franz Joseph I. und Kaiserin Elisabeth („Sisi“). Das Gotteshaus entstand aus einer beeindruckenden Bürgerinitiative: Die Bewohner von Karlín wollten ihrem wachsenden Viertel eine eigene, repräsentative Pfarrkirche schenken.

Die Weihe der Kirche fand am 18. Oktober 1863 statt, genau 1000 Jahre nach der Mission der Slawenapostel Cyrill und Method. Diese symbolische Verbindung zur Geschichte des Christentums in den slawischen Ländern verleiht dem Bau bis heute eine besondere Bedeutung.


Architektur und Gestaltung

Die Kirche ist eine dreischiffige Basilika im neoromanischen Stil – eine bewusste Abkehr vom damals vorherrschenden Neugotik-Trend. Mit 75 Metern Länge und 31 Metern Breite wirkt sie imposant, ohne überladen zu sein. Das Hauptschiff ragt 27,5 Meter in die Höhe, während die beiden Türme den Himmel über Karlín dominieren.

Der Innenraum beeindruckt durch harmonische Proportionen und eine reiche Ausstattung. Glasfenster, Reliefs und Gemälde erzählen Szenen aus dem Leben der beiden Kirchenpatrone. Besonders sehenswert ist die Ausmalung von František Ženíšek und Maxmilián Pirner, die im 19. Jahrhundert zu den bedeutendsten tschechischen Künstlern gehörten. Die Bronzetüren am Hauptportal zeigen Darstellungen tschechischer Heiliger – ein Detail, das die nationale Identität der Kirche betont.

Ein späteres Schmuckstück ist die Jugendstil-Taufkapelle aus dem Jahr 1905, die einen reizvollen Kontrast zum sonst romanischen Erscheinungsbild bildet.


Ein Symbol für Karlín

Die Kirche wurde zu einer Art Gründungsmonument für den Stadtteil Karlín, der Mitte des 19. Jahrhunderts gerade erst zu einem modernen, bürgerlichen Viertel heranwuchs. Ihr Bau markierte den Übergang von einer Arbeitersiedlung zur stolzen, urbanen Gemeinde.

Auch in schwierigen Zeiten blieb sie ein Zentrum des Glaubens und der Gemeinschaft. Während der verheerenden Moldau-Überschwemmung im Jahr 2002 stand das Wasser im Kirchenschiff bis zu 1,5 Meter hoch. Der Innenraum wurde schwer beschädigt, doch nach einer mehrjährigen Restaurierung (2003–2006) erstrahlt die Kirche heute wieder in alter Schönheit.


Besuch der Kirche

Die Kirche St. Cyrill und Method ist täglich geöffnet, meist von den frühen Morgenstunden bis in den Abend hinein. Besucher sind willkommen, den stillen Innenraum zu besichtigen oder an einem Gottesdienst teilzunehmen.

Regelmäßige Messen finden sonntags um 9:30 Uhr und 18:30 Uhr statt. Die Kirche ist barrierefrei zugänglich und liegt nur wenige Gehminuten von der Metrostation Křižíkova (Linie B) entfernt.