Alter Königspalast (Starý královský palác)

Der Alte Königspalast auf dem Areal der Prager Burg (Pražský hrad) zählt zu den geschichtsträchtigsten Orten Böhmens. Hier residierten einst die böhmischen Fürsten und Könige, hier wurde Politik gemacht, Geschichte geschrieben – und von hier aus begann mit dem Zweiten Prager Fenstersturz 1618 der Dreißigjährige Krieg.

Der Palast markiert das Herzstück der weltlichen Macht des mittelalterlichen Böhmens und beeindruckt bis heute durch seine Architektur, die mehrere Epochen vereint – von der Romanik über die Gotik bis zur frühen Renaissance.


Geschichte und Entwicklung

Bereits im 9. Jahrhundert stand an dieser Stelle eine hölzerne Fürstenresidenz. Im 12. Jahrhundert ließ Fürst Soběslav I. einen steinernen romanischen Palast errichten, dessen Fundamente bis heute erhalten sind. Unter Kaiser Karl IV. erlebte der Bau eine erste große Erweiterung im gotischen Stil, mit neuen Wohntrakten und Repräsentationsräumen.

Seine heutige Gestalt verdankt der Alte Königspalast jedoch König Vladislav II. Jagiello. Ende des 15. Jahrhunderts beauftragte er den Architekten Benedikt Rejt mit einem repräsentativen Umbau, der 1502 vollendet wurde. So entstand der Vladislavsaal (Vladislavský sál) – ein architektonisches Meisterwerk und einer der größten Profanräume Europas jener Zeit. Das imposante Netzgewölbe und die über fünf Meter hohen Fenster gelten als frühe Zeichen der Renaissance in Böhmen.

Ein Brand im Jahr 1541 beschädigte große Teile der Burg, doch der Palast wurde sorgfältig restauriert. Danach diente er nicht mehr als königliche Residenz, sondern als Versammlungsort des Landtags und Schauplatz feierlicher Zeremonien.


Architektur und Besonderheiten

Der Alte Königspalast ist ein architektonisches Mosaik aus Jahrhunderten: romanische Fundamente, gotische Säle, Renaissance-Details. Besonders beeindruckend ist der Vladislavsaal – 62 Meter lang, 16 Meter breit und 13 Meter hoch. Unter seinem weitgespannten Gewölbe fanden einst Krönungsbankette, Ritterturniere und Märkte statt.

Ein spektakuläres Detail ist die Reitertreppe (Jezdecké schody), über die Ritter hoch zu Ross direkt in den Festsaal gelangen konnten – ein weltweit einzigartiges architektonisches Element. Von der Aussichtsterrasse des Palastes bietet sich zudem ein herrlicher Blick über die südlichen Gärten und die Dächer der Prager Altstadt.

An den Palast grenzt die kleine Allerheiligenkapelle (Kostel Všech svatých), die im 12. Jahrhundert gegründet und später mehrfach umgebaut wurde.


Der Prager Fenstersturz

Ein besonders dramatisches Kapitel der europäischen Geschichte ist untrennbar mit dem Alten Königspalast verbunden: Am 23. Mai 1618 warfen böhmische Adlige in einem der Säle des Palastes zwei Statthalter des Kaisers aus dem Fenster – der sogenannte Zweite Prager Fenstersturz. Dieses Ereignis löste den Dreißigjährigen Krieg aus, der große Teile Europas erschütterte.


Der Palast heute

Heute ist der Alte Königspalast Teil des offiziellen Besucherprogramms der Prager Burg. Neben dem Vladislavsaal kannst du auch weitere historische Räume und Ausstellungen zur Geschichte der böhmischen Monarchie besichtigen. Besonders lohnenswert ist ein Rundgang mit Audio-Guide oder Führung, da viele Details – etwa romanische Mauerreste und gotische Arkaden – leicht übersehen werden.

Der Vladislavsaal wird bis heute für Staatsakte und repräsentative Veranstaltungen genutzt. Wenn du durch seine hohen Fenster auf die Stadt blickst, spürst du die lange Geschichte, die hier auf jedem Stein ruht.


Adresse

Alter Königspalast (Starý královský palác)
Prager Burg (Pražský hrad), 119 08 Praha 1 – Hradčany