Kinsky-Palais (Palác Goltz-Kinských)

Das prächtige Kinsky-Palais (Palác Goltz-Kinských) erhebt sich an der Südostseite des Altstädter Rings und zählt zu den elegantesten Gebäuden des Prager Rokoko. Mit seiner zartrosa-weißen Fassade, den feinen Stuckornamenten und den Statuen antiker Gottheiten zieht es jeden Blick auf sich – ein architektonisches Juwel mitten im Herzen der Altstadt.

Geschichte und Architektur

Das Palais wurde zwischen 1755 und 1765 für Graf Jan Arnošt von der Goltz erbaut, der die mittelalterlichen Vorgängerhäuser auf dem Gelände abreißen ließ. Der Entwurf wird häufig Kilian Ignaz Dientzenhofer zugeschrieben, während die Ausführung wahrscheinlich Anselmo Lurago übernahm. Die Statuen und der reiche Fassadenschmuck stammen vom Bildhauer Ignaz Franz Platzer, einem der führenden Künstler des böhmischen Rokoko.

Der Bau gilt als Musterbeispiel für die elegante Spätphase des Barock, in der sich bereits der frühe Klassizismus ankündigt: harmonische Proportionen, geschwungene Balkone und plastische Fassaden mit mythologischen Figuren, die die Elemente darstellen. In den unteren Geschossen sind noch gotische Gewölbe und romanische Mauerreste erhalten – ein faszinierender Blick in die Baugeschichte Prags.

Vom Adelspalais zur Nationalgalerie

1768 erwarb die Familie Kinský das Gebäude, das fortan ihren Namen trug. Über Generationen diente es als repräsentativer Stadtpalast der böhmischen Hochadeligen.

Im Jahr 1843 wurde hier Bertha von Suttner, die spätere Friedensnobelpreisträgerin, geboren. Ende des 19. Jahrhunderts besuchte der junge Franz Kafka im Kinsky-Palais das Deutsche Staatsgymnasium – sein Vater betrieb im Erdgeschoss sogar ein Kurzwarengeschäft.

Eine historische Szene ist bis heute eng mit dem Balkon des Palastes verbunden: Am 25. Februar 1948 verkündete Klement Gottwald von hier aus den Sieg der Kommunisten – ein Schlüsselmoment der tschechoslowakischen Geschichte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg ging das Palais in staatlichen Besitz über und wurde der Nationalgalerie Prag (Národní galerie Praha) übergeben, die hier seit 1949 ihre Räume hat. Heute beherbergt das Gebäude wechselnde Kunstausstellungen, darunter Sammlungen der asiatischen und afrikanischen Kunst sowie Druckgrafik und Zeichnungen.

Das Kinsky-Palais heute

Das Palác Goltz-Kinských ist nicht nur ein Ort der Kunst, sondern auch ein architektonisches Denkmal, das die Schichten der Prager Geschichte sichtbar macht – von der mittelalterlichen Stadt über die barocke Blüte bis in die Moderne. Die kunstvolle Fassade bildet einen beliebten Fotospot auf dem Altstädter Ring, insbesondere bei Sonnenauf- oder -untergang, wenn das warme Licht die Rosatöne des Stucks betont. Im Inneren finden regelmäßig Sonderausstellungen der Nationalgalerie statt.


Adresse: Staroměstské náměstí 12, 110 00 Prag 1