Der barocke Palais Sternberg (Šternberský palác) liegt eindrucksvoll am Hradschin-Platz (Hradčanské náměstí), nur wenige Schritte von der Prager Burg (Pražský hrad) entfernt. Das prachtvolle Bauwerk zählt zu den bedeutendsten Adelsresidenzen des Hochbarocks in Böhmen und beherbergt heute eine der wertvollsten Sammlungen der Nationalgalerie Prag (Národní galerie Praha).
Adresse: Hradčanské náměstí 15, 118 00 Prag 1
Geschichte des Palais Sternberg
Der Palast wurde zwischen 1699 und 1708 für den böhmischen Grafen Václav Adalbert von Sternberg (Václav Vojtěch ze Šternberka) errichtet, einen einflussreichen Adeligen und Kunstmäzen seiner Zeit. Die genaue Urheberschaft ist nicht vollständig geklärt – als Architekten werden Giovanni Battista Alliprandi, Christoph Dientzenhofer oder Jan Blažej Santini Aichel vermutet, allesamt bedeutende Vertreter des Barock in Böhmen.
Die vierflügelige Anlage entstand auf den Fundamenten älterer Häuser und wurde als Stadtpalais über dem Hirschgraben (Jelení příkop) errichtet. Schon kurz nach ihrer Fertigstellung galt sie als ein herausragendes Beispiel des böhmischen Hochadelsstils: repräsentativ, symmetrisch, reich verziert – und mit einem wunderbaren Blick über die Stadt Prag.
Im Laufe der Jahrhunderte wechselte das Palais mehrfach den Besitzer und die Nutzung. Im 19. Jahrhundert diente es der Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde (Společnost vlasteneckých přátel umění) als Sitz, später war hier unter anderem eine Militärschule und eine psychiatrische Einrichtung untergebracht. Seit 1947 gehört das Gebäude der Nationalgalerie Prag, die es nach umfassenden Restaurierungen als Ausstellungsort nutzt.
Architektur und Innenräume
Der Palais Sternberg ist ein Paradebeispiel des böhmischen Hochbarocks. Die Anlage gliedert sich in vier Flügel um einen zentralen Hof, das Mansarddach und der markante Mittelrisalit mit Rundfront zum Garten verleihen der Fassade Dynamik und Eleganz.
Im Inneren beeindrucken Stuckarbeiten von Giuseppe Donato Frisoni und Fresken des Malers Michael Václav Halbax, die den Prunk vergangener Jahrhunderte wieder lebendig machen. Besonders sehenswert sind der große Treppensaal und der Festsaal, die mit barocken Illusionsmalereien geschmückt sind.
Hinter dem Palast öffnet sich ein kleiner, ruhiger Garten mit Blick auf den Hirschgraben. Hier befinden sich moderne Skulpturen tschechischer Künstler und ein Teich mit der Skulptur eines Storches von Jan Lauda – ein schöner Ort zum Verweilen nach dem Museumsbesuch.
Die Nationalgalerie im Palais Sternberg
Heute ist der Palast einer der Hauptstandorte der Nationalgalerie Prag. Die Dauerausstellung „Alte Meister II“ zeigt herausragende Werke europäischer Kunst vom 14. bis 18. Jahrhundert. Zu den Highlights zählen:
- Italienische Renaissance mit Gemälden von Sandro Botticelli, Pietro della Francesca und Tizian
- Niederländische und flämische Meister wie Rembrandt, Peter Paul Rubens und Jan Gossaert
- Deutsche und österreichische Kunst mit Werken von Lucas Cranach d. Ä., Hans Holbein und Albrecht Dürer
- Spanische Barockmalerei, unter anderem von El Greco
Diese Sammlung ist eine der bedeutendsten ihrer Art in Mitteleuropa und zieht Kunstliebhaber aus aller Welt an. Die Ausstellung ist klar strukturiert, modern präsentiert und zugleich tief in der barocken Atmosphäre des Hauses verankert.
Besuchsinformationen
- Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 10:00–18:00 Uhr (Montag geschlossen)
- Eintrittspreise: ca. 180 CZK (≈ 7 €), ermäßigt 100 CZK (≈ 4 €)
- Führung & Audio-Guide: Erhältlich vor Ort, verfügbar in mehreren Sprachen
- Fotografieren: Ohne Blitz erlaubt
- Tipp: Der Garten ist nur saisonal geöffnet, meist von Frühling bis Herbst.