Mitten in der Moldau (Vltava) auf der malerischen Slawischen Insel (Slovanský ostrov) erhebt sich der Palais Žofín (Sophienpalais) – eines der bedeutendsten Kultur- und Gesellschaftszentren Prags. Das neorenaissancezeitliche Gebäude ist nicht nur architektonisch beeindruckend, sondern auch ein Ort, an dem tschechische Musik- und Nationalgeschichte geschrieben wurde.
Geschichte und Bedeutung
Der Palast Žofín wurde in den Jahren 1836 bis 1837 vom Müller Václav Novotný errichtet, der die Insel – damals noch als „Färberinsel“ bekannt – gekauft hatte. Benannt wurde der Palast nach der Erzherzogin Sophie (Žofie), der Mutter von Kaiser Franz Joseph I. Seit seiner Eröffnung entwickelte sich der Ort schnell zu einem Treffpunkt für die kulturelle und gesellschaftliche Elite der Stadt.
Im Jahr 1848 fand hier der berühmte Slawische Kongress statt, ein historisches Ereignis, das die politische und nationale Emanzipationsbewegung der slawischen Völker symbolisierte. 1884 ging die Insel samt Gebäude in den Besitz der Stadt Prag über, die den Palast später im Stil der Neorenaissance umgestalten ließ.
Während des 19. Jahrhunderts wurde der Palast Žofín zu einer der wichtigsten Bühnen des mitteleuropäischen Musiklebens. Hier traten Komponisten wie Bedřich Smetana, Antonín Dvořák, Franz Liszt, Hector Berlioz, Pjotr Iljitsch Tschaikowski und Richard Wagner auf. Besonders legendär ist die Uraufführung von Smetanas sinfonischem Zyklus „Má vlast“ (Mein Vaterland) am 5. November 1882, die in der Musikgeschichte als Sternstunde der tschechischen Romantik gilt.
Nach einer aufwändigen Restaurierung zwischen 1991 und 1994 erstrahlt der Palast heute wieder in seinem ursprünglichen Glanz.
Architektur und Innenräume
Der Palast Žofín gilt als Paradebeispiel der Neorenaissance-Architektur in Prag. Die Fassade ist reich verziert, mit eleganten Bögen, Säulen und Figurenschmuck, der an italienische Palazzi erinnert. Im Inneren erwarten Besucher prachtvolle Säle mit Stuckdecken, Kristallleuchtern und historischen Gemälden.
Besonders bekannt ist der Große Saal, der für Konzerte und Bälle genutzt wird, sowie der Kleine Saal und der Rittersaal, die häufig für private Feiern oder kulturelle Veranstaltungen gemietet werden. Große Fensterfronten geben den Blick frei auf die Moldau – vor allem am Abend ein beeindruckendes Panorama.
Der Palast heute
Heute dient der Palast Žofín als vielseitiges Veranstaltungszentrum für Konzerte, Galaabende, Empfänge, Preisverleihungen und Tagungen. Neben den Innenräumen bietet auch die umgebende Insel mit ihrem Park und den Uferpromenaden eine idyllische Kulisse. Besonders im Sommer finden hier kulturelle Open-Air-Events, Hochzeiten und exklusive Empfänge statt.
Im Gebäude befindet sich zudem ein stilvolles Restaurant Žofín Garden, das moderne tschechische Küche mit Blick auf die Moldau serviert. Auf der Terrasse lassen sich bei einem Glas Wein unvergessliche Sonnenuntergänge über der Prager Altstadt erleben.
Besuchserlebnis
Ein Spaziergang über die Brücke der Legionen (Most Legií) führt dich direkt auf die Slawische Insel – einen der schönsten Ruheorte im Zentrum von Prag. Zwischen alten Bäumen, Wasservögeln und Blick auf die Nationaltheater-Kuppel lässt sich hier wunderbar entspannen. Der Palast Žofín steht meist offen für Besucher, wenn keine privaten Veranstaltungen stattfinden.
Ob du die Musikgeschichte spüren, die neorenaissancehafte Architektur bewundern oder einfach die Atmosphäre am Fluss genießen möchtest – der Palast Žofín ist ein Stück lebendige Kulturgeschichte mitten im Herzen Prags.
Adresse: Slovanský ostrov 226, 110 00 Prag 1