Wallenstein-Palais (Valdštejnský palác)

Prunksitz eines ehrgeizigen Feldherrn

Mitten im Stadtteil Malá Strana erhebt sich eines der prächtigsten Bauwerke des frühen Barock in Prag – das Wallenstein-Palais (Valdštejnský palác). Kaum ein Ort erzählt die Geschichte von Macht, Ehrgeiz und Kunstleidenschaft so eindrucksvoll wie dieser Palast, den Albrecht von Wallenstein, der berühmte Feldherr des Dreißigjährigen Krieges, zwischen 1623 und 1630 errichten ließ.

Adresse: Valdštejnské náměstí 4, 118 00 Prag 1 (Malá Strana)


Geschichte eines Machtmenschen

Albrecht von Wallenstein – auf Tschechisch Albrecht Václav Eusebius z Valdštejna – war nicht nur Generalissimus des kaiserlichen Heeres, sondern auch einer der reichsten Männer Europas seiner Zeit. Für seinen Palast ließ er ganze Straßenzüge abreißen: über 20 Häuser, Gärten und sogar ein Kloster mussten weichen, um Platz für seinen monumentalen Wohnsitz zu schaffen.

Wallenstein wollte mit dem Palais nicht nur seinen Wohlstand demonstrieren, sondern den kaiserlichen Hof in Wien architektonisch übertrumpfen. Nur wenige Jahre nach der Fertigstellung fiel er jedoch in Ungnade – 1634 wurde er in Eger ermordet. Sein Palast aber blieb, als gewaltiges Denkmal seiner Macht und seines Größenwahns.

Architektur zwischen Renaissance und Barock

Das Wallenstein-Palais gilt als eines der ersten großen barocken Profanbauten in Mitteleuropa. Entworfen wurde es von den italienischen Architekten Andrea Spezza und Giovanni Pieroni, die im Auftrag Wallensteins ein Ensemble von fast 340 Metern Länge errichteten – mit großzügigen Höfen, Reitstall, Gärten und Prunksälen.

Im Inneren zeugen Deckenfresken, Marmorverzierungen und aufwendige Stuckarbeiten von der Prachtentfaltung jener Zeit. Besonders imposant ist die Haupt­halle, deren Fresko Wallenstein selbst als Kriegsgott Mars darstellt – ein Symbol seiner militärischen Allmacht.

Nach seinem Tod blieb das Palais bis 1945 im Besitz der Familie Waldstein, bevor es verstaatlicht und später zum Sitz des Senats der Tschechischen Republik wurde.

Der Wallenstein-Garten (Valdštejnská zahrada)

Direkt hinter dem Palast öffnet sich einer der schönsten Barockgärten Prags: der Wallenstein-Garten. Er wurde parallel zum Bau des Palastes angelegt und ist ein Meisterwerk italienischer Gartenkunst.

Zentrale Elemente sind die monumentale Sala Terrena, eine offene Gartenhalle mit prächtigen Fresken, die Grotte mit ihren bizarren Steinformationen sowie die Skulpturenreihe nach Entwürfen des niederländischen Künstlers Adriaen de Vries. Die Originale wurden 1648 von schwedischen Truppen geraubt, doch sorgfältige Kopien geben heute ein authentisches Bild der ursprünglichen Anlage.

Im Garten leben heute sogar Pfauen, die frei umherstreifen und dem Ort eine fast märchenhafte Atmosphäre verleihen – ein beliebtes Fotomotiv und Ruhepunkt zugleich.

Besuch & praktische Hinweise

Der Wallenstein-Garten ist während der warmen Monate täglich geöffnet und kostenlos zugänglich. Besonders im Frühling und Sommer lohnt sich ein Spaziergang durch die gepflegten Wege zwischen Orangerie, Skulpturen und Brunnen.

Der Innenbereich des Palastes ist nur zu bestimmten Zeiten im Rahmen von Führungen zugänglich, da er heute als Sitz des Senats der Tschechischen Republik dient.