Franz Kafka (1883–1924) gehört zu den herausragenden Erzählern der Moderne. Seine Visionen von Bürokratie, Schuld und Isolation prägen bis heute den literarischen Kanon. Zugleich ist er Prags wohl berühmtester Sohn: hier wurde er geboren, hier studierte und arbeitete er, und hier suchte er Inspiration. Wer Kafkas Spuren folgt, begegnet dem alten Prag ebenso wie einer faszinierenden Persönlichkeit. In diesem ausführlichen Beitrag nehmen wir dich mit auf eine Reise durch Kafkas Leben, seine Beziehung zu Prag und die Orte, an denen seine Werke entstanden.
Themenüberblick:
- Geburt im Herzen Prags – Ein Schriftsteller nimmt seinen Anfang
- Kindheit, Schule und erste literarische Eindrücke
- Studentenleben zwischen Jura und Literatur
- Beamtenleben und literarische Schatten
- Kafkas Wohnungen – ein Leben im ständigen Umzug
- „Dieses Mütterchen hat Krallen“ – Kafkas ambivalente Beziehung zu Prag
- Kafkas Prag heute – Orte, die du selbst erleben kannst
- Ein letztes Wort – Kafka bleibt

Franz Kafka und Prag – Auf den Spuren des weltberühmten Schriftstellers
Am 3. Juli 1883 erblickte Franz Kafka das Licht der Welt – und zwar mitten im Herzen der Prager Altstadt. Sein Geburtshaus stand am Altstädter Ring (Staroměstské náměstí), an der Ecke zum heutigen Franz-Kafka-Platz (náměstí Franze Kafky). Das Originalgebäude ist nicht mehr erhalten, doch eine Gedenktafel und eine Büste erinnern an den weltberühmten Schriftsteller.
Schon dieser Ort erzählt viel: Nur wenige Meter entfernt vom gotischen Teyn-Dom (Kostel Matky Boží před Týnem) und dem Altstädter Rathaus (Staroměstská radnice) wuchs Kafka in einer Welt voller Geschichte, Legenden und architektonischer Gegensätze auf. Enge Gassen, finstere Hinterhöfe und monumentale Fassaden – genau diese Mischung von Enge und Größe prägte sein Lebensgefühl.
Seine Familie war jüdisch und deutschsprachig, lebte aber inmitten einer Stadt, die mehrheitlich tschechisch war. Schon früh spürte Kafka, dass er zwischen den Kulturen stand – ein Gefühl der Zerrissenheit, das später in vielen seiner Texte anklingen sollte.
Wenn du heute über den Altstädter Ring schlenderst, kannst du dir vorstellen, wie der junge Franz Kafka hier über Kopfsteinpflaster ging, zwischen Marktschreiern, Händlern und Kutschen. Und während andere Kinder noch staunten, begann in ihm schon die stille Beobachtung, das Grübeln und das unermüdliche Notieren – Eigenschaften, die ihn zu einem der einflussreichsten Schriftsteller der Moderne machen sollten.
Kindheit, Schule und erste literarische Eindrücke
Nach seiner Geburt am Altstädter Ring verbrachte Franz Kafka seine Kindheit in der Altstadt (Staré Město). Die Familie zog mehrmals um, doch immer blieb sie in unmittelbarer Nähe des Platzes – das Zentrum Prags war Kafkas Lebensraum.
Schon früh fiel er durch seine Begabung auf. Im prachtvollen Kinsky-Palais (Palác Kinských), das direkt am Altstädter Ring liegt, besuchte Kafka das deutsche Staatsgymnasium. Hier lernte er Latein, Griechisch und deutsche Literatur – Sprachen und Texte, die später in sein Werk einflossen. Schon damals begann er zu schreiben: kleine Aufsätze, Skizzen, Beobachtungen.
Doch die Schulzeit war für ihn nicht nur Glanz, sondern auch Schatten. Der strenge Vater Hermann Kafka, ein wohlhabender, aber autoritärer Kaufmann, setzte seinen Sohn massiv unter Druck. Diese Dominanz hinterließ Spuren: Das berühmte „Brief an den Vater“ ist ein literarisches Zeugnis dieser schwierigen Beziehung.
Parallel zur Schule entdeckte Kafka die Stadt als Inspirationsquelle. Er liebte Spaziergänge durch die engen Gassen, das Beobachten von Händlern, Bettlern und Beamten. Schon als Jugendlicher faszinierte ihn die Vielschichtigkeit Prags: deutschsprachig, tschechisch, jüdisch – drei Welten, die nebeneinander existierten und ein Spannungsfeld bildeten.
Wenn du heute vor dem Kinsky-Palais stehst und dir die prunkvolle Barockfassade anschaust, kannst du dir vorstellen, wie der junge Kafka mit Schultasche und Büchern die Stufen hinaufging. Vielleicht schon mit dem Gefühl, dass er nicht in die laute, kaufmännische Welt seines Vaters gehörte, sondern in die stille, nachdenkliche Welt der Worte.
Studentenleben zwischen Jura und Literatur
Nach dem Abitur am deutschen Gymnasium im Kinsky-Palais entschied sich Franz Kafka 1901 für ein Studium an der Karls-Universität (Univerzita Karlova). Zunächst schrieb er sich für Germanistik und Kunstgeschichte ein – Fächer, die seinem literarischen Interesse entsprachen. Doch bald wechselte er, auf Drängen des Vaters, zur Rechtswissenschaft.
Jura bedeutete für Kafka Sicherheit: ein solides Fach, das ihm eine Beamtenlaufbahn ermöglichen sollte. Doch es war auch ein Fach voller Paragrafen, Formalismen und endloser Akten – genau jene Stoffe, die später in seinem Werk düster und grotesk verarbeitet werden.
Die Universitätszeit brachte ihm aber auch entscheidende Begegnungen. Vor allem lernte er Max Brod kennen, einen Kommilitonen, der sein engster Freund und literarischer Wegbegleiter werden sollte. Ohne Brod, der später Kafkas Nachlass rettete und veröffentlichte, wäre die Welt um Der Prozess oder Das Schloss ärmer geblieben.
Kafka führte als Student ein Doppelleben: tagsüber Vorlesungen in staubigen Hörsälen, abends Spaziergänge durch die Stadt, Nächte voller Notizen, Träume und ersten literarischen Entwürfen. In Cafés wie dem Café Louvre oder dem Café Arco diskutierte er mit Gleichgesinnten über Philosophie, Literatur und Politik.
Wenn du heute durch das Karolinum, das historische Hauptgebäude der Karls-Universität, gehst, kannst du dir die Atmosphäre von damals vorstellen: eine Mischung aus Tradition, Intellektualität und stiller Melancholie. Genau in diesem Umfeld reifte Franz Kafka zu dem Schriftsteller, der später die Weltliteratur prägen sollte – und zugleich zu dem Beamten, der sich täglich zwischen Pflicht und Leidenschaft zerrieben fühlte.
Beamtenleben und literarische Schatten
Nach seinem Jura-Studium begann Franz Kafka 1907 zunächst bei der italienischen Versicherung Assicurazioni Generali in Prag zu arbeiten. Die langen Arbeitszeiten von früh bis spät ließen ihm jedoch kaum Raum für das Schreiben. Schon nach einem Jahr wechselte er – eine Entscheidung, die sein Leben prägte.
Ab 1908 war er bei der Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt für das Königreich Böhmen in der Na Poříčí-Straße angestellt. Dort blieb er fast bis zu seinem Tod. Sein Job bestand darin, Fabriken zu kontrollieren, Arbeitsunfälle zu dokumentieren und Versicherungsberichte zu verfassen. Kafka war in dieser Aufgabe gewissenhaft, sogar anerkannt – er wurde mehrfach befördert. Doch innerlich fühlte er sich von der Bürokratie erdrückt.
Diese Spannung floss direkt in seine Literatur ein. Aktenberge, Gutachten, Paragraphen und endlose Vorschriften verwandelte er in literarische Bilder von übermächtigen Apparaten, anonymen Behörden und hilflosen Individuen. Werke wie Der Prozess oder Das Schloss sind ohne seine Erfahrungen im Büroalltag kaum vorstellbar.
Prag spielte dabei immer eine heimliche Rolle: Die düsteren Treppenhäuser, die grauen Amtsstuben, das labyrinthische Nebeneinander von Straßen und Gassen – all das nährte seine Vorstellung von einer Welt, die zugleich real und unentrinnbar kafkaesk wirkte.
Wenn du heute durch die Na Poříčí-Straße gehst, vorbei am funktionalen Versicherungsgebäude, kannst du dir vorstellen, wie Kafka morgens hier eintrat, Akten unter dem Arm, in einem Anzug, der ihm mehr Pflicht als Persönlichkeit war. Und vielleicht verstehst du, warum er abends verzweifelt zum Füllfederhalter griff – um wenigstens in der Literatur eine Welt zu schaffen, die seine eigene Enge sprengte.
Kafkas Wohnungen – ein Leben im ständigen Umzug
Franz Kafka war kein Mensch der Sesshaftigkeit. Obwohl er sein Leben fast ausschließlich in Prag verbrachte, zog er mit seiner Familie und später allein immer wieder um. Mehr als ein Dutzend Adressen sind überliefert – die meisten in der Altstadt (Staré Město) und rund um den Altstädter Ring.
Sein Geburtshaus am heutigen Franz-Kafka-Platz war nur der Anfang. Später lebte er in Wohnungen in der Niklasstraße (náměstí Franze Kafky), in der Celetná-Straße, am Altstädter Ring und in der Pařížská-Straße, der eleganten Prachtstraße des jüdischen Viertels Josefov. Jede Wohnung war nur Station für wenige Jahre – und doch sind sie heute Teil einer literarischen Landkarte.
Besonders berühmt ist das kleine Häuschen in der Goldenen Gasse (Zlatá ulička) auf der Prager Burg. Hier wohnte Kafka 1916/17 bei seiner Schwester Ottla und nutzte die Stille, um zu schreiben. Viele Besucher halten es heute für eine der magischsten Adressen des „Kafka-Prags“.
Dass Kafka so häufig umzog, hatte verschiedene Gründe: familiäre Spannungen, gesundheitliche Probleme, aber auch seine innere Rastlosigkeit. Er suchte Orte der Ruhe, fand aber oft nur vorübergehende Zuflucht.
Wenn du Prag auf Kafkas Spuren erkundest, kannst du dir die enge Celetná-Straße vorstellen, in der er zur Schule lief, oder das noble Haus Oppelt in der Pařížská-Straße, wo er mit seiner Familie wohnte. Jede dieser Adressen erzählt ein Stück seiner Geschichte – von Kindheit und Jugend über erste Schriftversuche bis zu reifen Jahren voller literarischer Arbeit.
Cafés, Freunde und das intellektuelle Prag
Prag um 1900 war eine Stadt der Cafés – und genau dort spielte sich das geistige Leben ab. Franz Kafka gehörte zu jener Generation, die zwischen dampfenden Kaffeetassen und vollen Aschenbechern über Literatur, Philosophie und Politik diskutierte.
Einer seiner wichtigsten Treffpunkte war das Café Arco in der Hybernská-Straße. Dort versammelte sich der sogenannte Prager Kreis – eine Gruppe junger deutschsprachiger Schriftsteller, darunter Max Brod, Felix Weltsch und Oskar Baum. Stundenlang saßen sie hier, debattierten über Nietzsche, Dostojewski oder die neuesten Theaterstücke und tauschten Manuskripte aus. Kafka war dabei oft der leiseste am Tisch – doch wenn er sprach, hörten alle zu.
Auch das elegante Café Louvre am Národní třída gehörte zu seinen Orten. Hier mischte sich die literarische Szene mit Künstlern, Studenten und Geschäftsleuten. Kafka, immer schüchtern und zurückhaltend, beobachtete lieber, als dass er sich in den Mittelpunkt drängte. Doch genau diese Beobachtungsgabe floss in seine Texte ein.
Neben den Cafés prägte auch das jüdische Kulturleben Kafka stark. Besonders beeindruckten ihn die Vorstellungen einer jiddischen Schauspieltruppe, die 1911 in Prag gastierte. In den leidenschaftlichen Auftritten sah er etwas Ursprüngliches, das ihn tief bewegte – und das seine eigene Auseinandersetzung mit seiner jüdischen Identität befeuerte.
Wenn du heute im Café Louvre Platz nimmst oder am Standort des ehemaligen Café Arco vorbeigehst, kannst du dir die Atmosphäre jener Zeit vorstellen: dichte Rauchschwaden, das Klappern der Billardkugeln, die leisen Stimmen einer Generation, die in Prag zwischen Tradition und Moderne eine ganz eigene Kultur schuf – und aus der ein stiller Mann hervorging, dessen Geschichten die Welt verändern sollten.
„Dieses Mütterchen hat Krallen“ – Kafkas ambivalente Beziehung zu Prag
Franz Kafka liebte und hasste Prag zugleich. Die Stadt war sein Zuhause, seine Inspiration – und doch fühlte er sich von ihr gefangen. Am berühmtesten brachte er dieses Gefühl in einem Satz zum Ausdruck: „Prag lässt nicht los… Dieses Mütterchen hat Krallen.“
Was meinte er damit? Einerseits spürte Kafka die Schönheit Prags: die Türme, die Gassen, die Moldau, das Nebeneinander von deutscher, tschechischer und jüdischer Kultur. Diese Vielfalt inspirierte ihn und machte die Stadt zu einem literarischen Schauplatz von Weltrang.
Andererseits empfand er Prag als bedrückend. Die Enge der Altstadt, die starre Gesellschaft, der Druck seines Vaters, die Beamtenwelt – all das schien ihn zu erdrücken. Mehrfach träumte er davon, die Stadt zu verlassen, etwa nach Berlin oder nach Palästina. Doch Prag ließ ihn nie los.
Diese innere Zerrissenheit spiegelte sich in seinen Texten wider: labyrinthische Städte, unergründliche Bürokratien, Figuren, die gefangen sind und doch nicht loskommen. Die Atmosphäre Prags verwandelte sich in Literatur – und machte die Stadt selbst zu einem unsichtbaren Protagonisten.
Wenn du heute durch die Altstadt gehst, vorbei an den schmalen Gassen, den Arkaden, den dunklen Durchgängen, kannst du diese Ambivalenz noch spüren. Prag zeigt dir seine märchenhafte Fassade – aber in den Schatten lauert immer auch ein Hauch von Kafkas Welt, geheimnisvoll, beklemmend und faszinierend zugleich.
Krankheit, Rückzugsorte und ein früher Abschied
Franz Kafkas Leben war von Anfang an von Zerbrechlichkeit geprägt. Schon als junger Mann litt er unter Nervosität, Schlafstörungen und einer empfindsamen Gesundheit. 1917 kam die Diagnose, die sein weiteres Leben überschattete: Tuberkulose.
Von da an begann ein ständiger Wechsel zwischen Prag und ländlichen Rückzugsorten. Besonders wichtig war ihm die Unterstützung seiner jüngsten Schwester Ottla, die ihn immer wieder aufnahm – etwa in Siřem (Zürau), einem kleinen Dorf in Nordböhmen. Dort erlebte Kafka eine seiner ruhigsten Zeiten: Spaziergänge auf Feldern, Tage voller Schweigen, Notizen, die später als „Oktavhefte“ bekannt wurden.
Auch Kuraufenthalte bestimmten sein Leben: in Meran, Spindlermühle (Špindlerův Mlýn) und anderen Sanatorien suchte er Linderung. Doch die Krankheit ließ ihn nicht mehr los. Trotz seiner Schwäche schrieb er weiter – oft nachts, in fiebriger Konzentration, als wolle er der Zeit davonlaufen.
1923 zog er nach Berlin, zusammen mit Dora Diamant, seiner letzten Gefährtin. Es war ein Versuch, Prag hinter sich zu lassen. Doch die Krankheit zwang ihn zurück. Im Frühjahr 1924 kam er in ein Sanatorium bei Wien, wo er am 3. Juni 1924, nur 40-jährig, starb.
Seine letzte Ruhestätte fand Kafka in Prag: auf dem Neuen Jüdischen Friedhof (Nový židovský hřbitov) in Žižkov. Sein schlichtes Grab ist bis heute ein Pilgerort für Leserinnen und Leser aus aller Welt.
Wenn du den Friedhof besuchst, spürst du sofort: Hier liegt kein vergessener Beamter, sondern ein Mann, dessen Worte ganze Generationen bewegt haben. Zwischen stillen Bäumen, unscheinbar und bescheiden, ruht ein Autor, dessen Geist längst unsterblich geworden ist.
Max Brod, der Nachlass und Kafkas Weg in die Weltliteratur
Als Franz Kafka 1924 starb, hinterließ er ein klares Testament: Seine unveröffentlichten Manuskripte sollten verbrannt werden. Für ihn waren sie Skizzen, Fragmente, unvollendete Gedanken. Doch sein engster Freund Max Brod widersetzte sich diesem Wunsch – eine Entscheidung, die Weltliteratur schrieb.
Brod nahm die Manuskripte an sich und veröffentlichte sie in den folgenden Jahren: Der Prozess, Das Schloss, Amerika und viele Erzählungen. Damit machte er Kafka erst posthum zu dem, was er heute ist – einer der einflussreichsten Autoren des 20. Jahrhunderts.
Die Welt war bereit für Kafka: Nach dem Zweiten Weltkrieg griffen Philosophen wie Sartre und Camus seine Themen auf, die Begriffe „kafkaesk“ und „Kafka-Welt“ wurden zu Synonymen für das Absurde, für labyrinthische Bürokratien und existenzielle Verlorenheit.
In Prag selbst war die Rezeption lange zwiespältig. In der kommunistischen Tschechoslowakei galt Kafka als „bürgerlich-dekadent“ und wurde teilweise ignoriert. Erst mit der legendären Kafka-Konferenz 1963 in Liblice änderte sich das Bild. Ab den späten 1960er Jahren erschienen tschechische Übersetzungen, nach 1989 wurde Kafka endgültig Teil des offiziellen kulturellen Erbes des Landes.
Heute ist er in Prag allgegenwärtig: auf Postkarten, in Buchläden, als Denkmal, als Museumsfigur. Doch hinter diesem touristischen Gesicht bleibt der Kern bestehen: Kafkas Welt war immer eine innere, voller Fragen, Zweifel und Visionen – eine Welt, die Max Brod vor den Flammen bewahrte.
Wenn du also im Kafka-Museum auf der Kleinseite stehst, umgeben von schummrigem Licht, flüsternden Stimmen und endlosen Aktenwänden, dann kannst du erahnen: Ohne Max Brods Mut wäre dieser Raum leer – und die Literaturgeschichte um eine Stimme ärmer.
Kafkas Prag heute – Orte, die du selbst erleben kannst
Auch hundert Jahre nach seinem Tod ist Franz Kafka in Prag lebendig wie kaum ein anderer Autor. Überall in der Stadt findest du Spuren, die dich seinem Leben und seiner Welt näherbringen.
- Kafka-Museum (Malá Strana)
Direkt an der Moldau, in der ehemaligen Herget-Ziegelei, entführt dich die Ausstellung „The City of K.“ in Kafkas Welt. Multimediale Installationen, Originaldokumente und eine beklemmende Inszenierung machen den Besuch zu einem intensiven Erlebnis. - Franz-Kafka-Denkmal
Auf dem Platz bei der Spanischen Synagoge in Josefov steht seit 2003 die surreale Bronzeplastik von Jaroslav Róna: ein leerer Anzug, auf dessen Schultern eine kleine Kafka-Figur reitet. Ein Sinnbild für Identität, Entfremdung und das Unsichtbare in seinem Werk. - Geburtshaus am Franz-Kafka-Platz
Heute ersetzt durch einen Neubau, aber mit Gedenktafel und Büste. Von hier aus kannst du direkt über den Altstädter Ring flanieren – genau dort, wo Kafka einst seine ersten Schritte machte. - Goldenes Gässchen (Zlatá ulička)
Das winzige Häuschen Nr. 22, in dem Kafka 1916/17 schrieb, ist ein Highlight für Besucher. Zwischen bunten Fassaden und engen Türen lässt sich erahnen, wie er hier nachts mit dem Füllfederhalter arbeitete. - Café Arco & Café Louvre
Das Arco existiert heute nicht mehr, aber ein Besuch am Standort weckt Erinnerungen an die literarischen Debatten des „Prager Kreises“. Das Café Louvre hingegen kannst du noch immer besuchen – und dir einen Kaffee an dem Ort gönnen, an dem Kafka selbst saß. - Neuer Jüdischer Friedhof (Žižkov)
Am schlichten Grab von Franz Kafka kannst du einen Moment innehalten. Zwischen einfachen Grabsteinen liegt einer der größten Schriftsteller der Welt – und dennoch wirkt die Stille dort fast privat.

Ein letztes Wort – Kafka bleibt
Franz Kafka hat Prag geprägt – und Prag hat Franz Kafka nie losgelassen. Zwischen engen Gassen und prunkvollen Palästen, in Cafés voller Ideen und in stillen Amtsstuben entstand eine Literatur, die bis heute Menschen auf der ganzen Welt bewegt.
Wenn du dich auf Kafkas Spuren begibst, erlebst du nicht nur die Stadt mit neuen Augen – du begegnest auch einem Menschen, der aus dem Alltäglichen das Universelle formte. Vielleicht spürst du beim Blick auf die Moldau, beim Schlendern durch die Altstadt oder am Grab in Žižkov genau das, was Kafka selbst empfand: eine unsichtbare Verbindung zwischen Stadt und Seele.
Prag ohne Kafka? Unvorstellbar.
Kafka ohne Prag? Undenkbar.
Quellen: