Die alte Eisenbahnbrücke mit Charakter – zwischen Technikgeschichte und Kultblick
Die Vyšehrad-Brücke (tschechisch: Železniční most oder auch Vyšehradský most) ist eine der ältesten erhaltenen Eisenbahnbrücken Prags – und zweifellos eine der markantesten. Mit ihrer dunklen Stahlkonstruktion im historischen Fachwerkstil überspannt sie die Moldau südlich des Stadtzentrums und bietet einen unvergleichlichen Blick auf die Burg Vyšehrad, den Fluss und die angrenzenden Stadtteile.
Auch wenn sie vorrangig dem Bahnverkehr dient, ist sie für Fußgänger begehbar – und zählt zu den ungewöhnlichsten Brücken Prags: technisch, rustikal, unterschätzt – und bei Sonnenuntergang magisch.
Zwischen Eisenbahn, Fluss und Legende
Die Vyšehrad-Brücke wurde in ihrer heutigen Form im Jahr 1901 eröffnet – als Ersatz für eine frühere Brückenkonstruktion, die 1872 fertiggestellt worden war. Ziel war es, eine dauerhafte, tragfähige Verbindung für Züge über die Moldau zu schaffen – zwischen dem linken Flussufer (Smíchov) und dem rechten Ufer in Höhe des heutigen Stadtteils Nusle.
Benannt wird sie oft nach der südlich angrenzenden Burg Vyšehrad, deren Türme über der Moldau thronen – ein Symbol für tschechische Geschichte und Mythen. Die offizielle tschechische Bezeichnung „Železniční most“ bedeutet schlicht „Eisenbahnbrücke“.
Technische Details
Merkmal | Info |
---|---|
Baujahr (aktuell) | 1901 |
Gesamtlänge | ca. 300 Meter |
Breite | ca. 8 Meter (inkl. Gehweg) |
Konstruktion | genietete Stahlträger (Fachwerkbau) |
Nutzung | Eisenbahn- & Fußverkehr |
Besonderheit | Eines der letzten Bauwerke dieser Art in Prag |
Die Konstruktion besteht aus drei großen Fachwerkträgern mit genieteten Verbindungen – typisch für den Eisenbahnbau des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Trotz ihres Alters wird sie täglich von Zügen genutzt – vor allem im Nah- und Regionalverkehr. Parallel verläuft ein schmaler, begehbarer Fußweg – getrennt vom Gleiskörper.
Nutzung und Bedeutung
Auch wenn die Brücke architektonisch schlicht wirkt, ist sie ein echtes Unikat: Als eine der wenigen begehbaren Eisenbahnbrücken Tschechiens bietet sie Fußgängern ein außergewöhnliches Erlebnis. Der Blick auf den Vyšehrad-Felsen, die Moldau, das Palacký-Ufer und die umliegenden Stadtteile ist spektakulär – vor allem am frühen Abend oder in den Morgenstunden.
Die Brücke verbindet nicht nur Smíchov (westlich) mit dem Rašínovo nábřeží in der Neustadt, sondern dient auch als wichtiger Bestandteil des Bahnverkehrs in Südrichtung (z. B. nach Vršovice oder Richtung Brno).
Tipps für deinen Besuch
- Spaziergang mit Ausblick: Gehe von der Palacký-Brücke südlich zur Vyšehrad-Brücke und überquere sie zu Fuß – kaum ein Weg bietet so viel urbanes Panorama.
- Sonnenuntergangs-Spot: Der Blick Richtung Nordwesten (Karlsbrücke, Hradschin, Nationaltheater) bei untergehender Sonne ist ein echtes Highlight.
- Vyšehrad kombinieren: Starte deinen Besuch bei der Brücke und nimm anschließend den Aufstieg zur Burg Vyšehrad – vorbei an Gärten, Friedhof und romanischer Kirche.
Erhalt und Zukunft der Brücke
Die Vyšehrad-Brücke ist seit Jahren Thema in Fachkreisen: Aufgrund ihres Alters und der starken Belastung wird sie regelmäßig begutachtet. Eine geplante Sanierung oder möglicher Ersatzbau wird derzeit intensiv diskutiert – es gibt Bestrebungen, die Originalstruktur denkmalgerecht zu erhalten, gleichzeitig aber die Kapazität für den Bahnverkehr zu erweitern.
Für Prag ist die Brücke ein technisches Denkmal mit funktionalem Wert – und ein Ort mit überraschend poetischem Charme.
Ein Ort für Eisenbahnfans, Stadtwanderer und Fotoliebhaber
Die Vyšehrad-Brücke gehört nicht zu den touristischen Hotspots – aber genau das macht sie aus. Hier begegnest du dem echten Prag: schwer arbeitend, leise eindrucksvoll, voller versteckter Perspektiven. Sie ist Brücke und Zeitkapsel zugleich – ein rostbrauner Zeuge der industriellen Stadtentwicklung und ein Geheimtipp für alle, die Prag auf eigenen Wegen entdecken möchten.