Nationalmuseum (Národní muzeum)

Das Nationalmuseum in Prag (Národní muzeum) ist ein kulturelles Herzstück der Stadt und ein Muss für jeden Besucher. Es vereint Geschichte, Naturwissenschaften und Kunst unter einem Dach und bietet einen tiefen Einblick in das tschechische Erbe. Das Nationalmuseum ist eines der bedeutendsten und ältesten Museen in Tschechien. Es befindet sich im historischen Gebäude am oberen Ende des Wenzelsplatzes in Prag.


Adresse: Václavské nám. 68, 110 00 Prag 1 – Nové Město
Die genauen Google Maps Koordinaten lauten 3CHJ+H9 Prag 1, Tschechien


Mit seinem gewaltigen Kuppelbau und den prachtvoll gestalteten Fassaden ist es das wohl bekannteste Museum Tschechiens. Seit seiner Gründung 1818 (als „Vaterländisches Museum in Böhmen“) durch Graf Kaspar Maria Sternberg hat sich das Nationalmuseum zur bedeutendsten Institution für Kultur- und Naturgeschichte in Tschechien entwickelt. Hier findest du rund 13 Millionen Objekte, von archäologischen Funden bis zu dinosauriergroßen Fossilien, die die Geschichte der tschechischen Böhmischen Länder erzählen. Jährlich besuchen etwa eine Million Menschen das Museum – ein Pflichtziel für jeden Prag-Entdecker!

Das Nationalmuseum verfügt heute über mehrere Gebäude und Zweigmuseen, die alle unter seinem Dach organisiert sind. Aber das Herzstück ist nach wie vor das prächtige historische Hauptgebäude am oberen Ende des Wenzelsplatzes. In diesem Artikel führen wir dich durch die Geschichte des Museums, seine Architektur und Sammlungen und geben dir alle wichtigen Tipps für deinen Besuch – von Anreise und Tickets bis zu unseren Geheimtipps.

Das prächtige Hauptgebäude des Nationalmuseums am oberen Ende des Wenzelsplatzes. Der 70 Meter hohe Kuppelbau im Stil der Neorenaissance wurde von Josef Schulz zwischen 1885 und 1891 errichtet.

Geschichte des Nationalmuseums

Das Nationalmuseum wurde 1818 von einer Gruppe böhmischer Patriot*innen unter Leitung des Grafen Kaspar Maria von Sternberg gegründet. Damals hieß es „Vlastenecké muzeum v Čechách“ (Vaterländisches Museum in Böhmen) und vereinte zunächst die Sammlungen adeliger Bibliotheken und akademischer Einrichtungen. Schon bald erwarb der Verein ein Palais in der Prager Neustadt (Palais Sternberg, später Palais Nostitz), um seine ersten Ausstellungsstücke zu zeigen.

Bereits im 19. Jahrhundert wuchs der Bestand des Museums rasant: Es entstand neben der Bibliothek (heute eine der größten und bedeutendsten Bibliotheken des Landes) auch eine wissenschaftliche Zeitschrift und ein Verlagshaus. Das Nationalmuseum trug maßgeblich zur tschechischen National- und Kulturentwicklung bei – zahlreiche bekannte Naturforscher und Historiker arbeiteten hier oder unterstützten das Haus.

Das war die Zeit der Habsburgermonarchie, und das Museum hieß damals České muzeum (1848) bzw. Muzeum království českého (1854–1919). Nach der Eröffnung der tschechoslowakischen Republik 1918 wurde es schließlich zum Nationalmuseum des Landes.

Architektur des historischen Gebäudes

Das Hauptgebäude am Wenzelsplatz ist ein Meisterwerk der Neorenaissance. Sein Architekt war Josef Schulz (auch beteiligt am Wiener Naturhistorischen Museum), der ab 1885 im Stil der italienischen Hochrenaissance entwarf. Die monumentale Vorderfront ist über 100 Meter breit und durch eine breitere Treppenrampe zugänglich. Über der Eingangspforte thront ein hohes Kuppelgeschoss mit einer gläsernen Kuppel. Die Fassade wird durch allegorische Figuren und Reliefs geschmückt: Personifikationen Böhmens, Mährens und Schlesiens, Darstellungen von Elbe und Moldau von Antonín P. Wagner sowie Symbolbilder für Geschichte, Wissenschaft, Landschaften und vier Tugenden auf den Seitenkuppeln. Die Namen berühmter tschechischer Persönlichkeiten sind in vergoldeten Marmorplatten an der Fassade verewigt.

Im Eingangsbereich findest du auch mehrere prächtige Skulpturen. Ludwig Schwanthaler aus München schuf z.B. große Bronze-Statuen von Libuše, Přemysl, König Ottokar II. und dem ersten böhmischen König Wenzel (Václav von Böhmen) – gleich neben dem roten Teppich auf der Haupttreppe. An den Wänden der Eingangshalle sind historische Szenen aus Böhmen zu sehen. Dieses prunkvolle Treppenhaus, mit seinem riesigen Oberlicht und üppigen Dekor, ist das Herz des Museums. Bereits hier bekommst du Gänsehaut von der Pracht – also halte dein Smartphone zum Fotografieren bereit! (Ein beliebtes Fotomotiv ist auch der Brunnen vor der Eingangstreppe, der gerne für Instagram-Fotos genutzt wird.)

Das opulente Haupttreppenhaus im Nationalmuseum: Ornamente, goldene Lampen und Portraitbüsten säumen den Weg nach oben. Es vermittelt ein Gefühl wie in einem Königspalast.

Renovierung und Modernisierung: Nach Jahrhunderten haben Krieg und Zeit Spuren hinterlassen – etwa 1945 beschädigte Granaten das Gebäude im Prager Frühling, und in den 1970er Jahren gab es Schäden beim Bau der U-Bahn. Zwischen 2011 und 2018 fand eine umfassende Sanierung statt. Die Arbeiten kosteten über 190 Millionen Euro und erweiterten die Ausstellungsfläche auf rund 11.300 m² (Historisches Hauptgebäude plus das angrenzende Neue Gebäude). Am 28. Oktober 2018 – zum 100. Jubiläum der Tschechoslowakei – wurde das Museum offiziell wiedereröffnet. Seitdem strahlt das Haus wieder in neuem Glanz, ohne seinen historischen Charakter zu verlieren.

Dauerausstellungen im Hauptgebäude

Im Hauptgebäude sind die Dauerausstellungen breit gefächert. Du entdeckst hier einerseits Prag- und Böhmen-Geschichte: Angefangen bei jungsteinzeitlichen Funden und mittelalterlicher Kunst bis zu Objekten des Habsburger Königreichs und der tschechoslowakischen Republik. Ein eigenes Kapitel widmet sich der Ur- und Frühgeschichte mit Steinzeit-Werkzeugen und Skeletten. Eindrucksvoll ist auch das naturwissenschaftliche Angebot: Schatzkiste und Museum in einem sind beispielsweise die Mineralogie- und Geologie-Abteilung mit Fossilien – von winzigen Trilobiten bis zu gigantischen Ammoniten. In der Zoologie-Abteilung bestaunst du Pinguine und Bärenpräparate ebenso wie ein (lebensgroßes) Modell eines Steppenelefanten oder Mammuts, das besonders bei Kindern beliebt ist.

► Besonderer Tipp: Verpasse nicht das verglaste Dach (Kupola). Wer mag, kann heute eine Treppenführung hinauf zur Kuppel machen und durch Bullaugen einen Panoramablick über Prag genießen. (Erkundige dich am Infoschalter nach Führungen durch den Kuppelbereich – oft findet man im Museum spezielle Rundgänge.)

Auch die Anthropologie und Völkerkunde sind vertreten. Hier siehst du historische Ausrüstung, Textilien und kulturelle Artefakte aus Böhmen. Ein kleiner “Zeitreise”-Bereich zeigt Alltagsgegenstände aus dem 19./20. Jahrhundert. Insgesamt erhältst du einen umfassenden Überblick über die nationale Geschichte und Naturwissenschaften.

Weitere Standorte und Sammlungen des Nationalmuseums

Das Nationalmuseum ist nicht nur das eine große Haus am Wenzelsplatz, sondern ein Museen-Komplex mit vielen Zweigmuseen in Prag und Umgebung. Hier ein Überblick über die wichtigsten:

  • Neues Gebäude (Nová budova): Direkt neben dem historischen Haus steht das Gebäude der „Föderalversammlung“ aus den 1930er Jahren, das seit 2009 zum Nationalmuseum gehört. Es wurde in den 1970ern mit viel Glas und Stahl überbaut (erinnert ein bisschen an moderne Architektur) und bildet einen starken Kontrast zum Altbau. Dank eines unterirdischen Durchgangs sind beide verbunden – in diesem Tunnel gibt es heute sogar eine Multimedia-Show über die Entwicklung des Wenzelsplatzes. Im Neuen Gebäude dreht sich alles um das 20. Jahrhundert: Du siehst ikonische Objekte aus den 1980er/90er Jahren (alte Computer, Handys wie das legendäre Nokia 3310 usw.). Außerdem ist hier ein Kindermuseum untergebracht, das speziell für junge Besucher geschaffen wurde. Tipp: Das Neue Gebäude erreichst du über einen unterirdischen Gang vom Hauptgebäude oder einfach über die Straße – es ist ebenfalls mit der Station „Muzeum“ sehr gut erreichbar.
  • Náprstek-Museum (Betlémské náměstí): Dieses ethnographische Museum zeigt faszinierende Kulturschätze aus Asien, Afrika und Amerika. Du findest traditionelle Kunst, Kleidung, Alltagsgegenstände und Ritualfunde aus fernen Welten. Ein Besuch lohnt sich, wenn du mehr über die globalen Wurzeln menschlicher Kultur lernen willst.
  • Tschechisches Museum der Musik (České muzeum hudby): In der Karmelitská Straße ist das Museum der Musik untergebracht. Hier kannst du Musikinstrumente, Noten und Materialien zu berühmten Komponisten (wie Smetana, Dvořák) entdecken sowie Dokumente zur tschechischen Musikgeschichte.
  • Bedřich-Smetana-Museum & Antonín-Dvořák-Museum: Zwei Häuser nahe der Moldau sind berühmten tschechischen Komponisten gewidmet. Das Smetana-Museum (Novotného lávka, Altstadt) erzählt von seinem Leben und den Sinfonien, das Dvořák-Museum (Klementinum) von Familie Dvořák. Außerdem gehört das Geburtshaus Antonín Dvořáks (Nelahozeves) zum Komplex.
  • Lapidárium im Výstaviště: Im historischen Ausstellungsgelände Výstaviště (an der Prager Messe) ist ein Freilichtmuseum mit mittelalterlichen und Renaissance-Steinmetzarbeiten untergebracht. Statuen und Basreliefs erzählen von Schlössern, Kirchen und Denkmälern Böhmens.
  • Bibliothek des Nationalmuseums: Die Museumsbibliothek zählt zu den größten und bedeutendsten Bibliotheken Tschechiens. Besonders wertvoll sind ihre alten Handschriften und der Katalog mit Einträgen früher Bibliothekare. (Bis 1982 führten Bibliothekare wie Václav Hanka oder Adolf Patera handschriftliche Vermerke im Hauptkatalog – ein Historiker-Traum!).
  • Weitere Häuser: Dazu kommen kleinere Zweigmuseen (z.B. für Textil- oder Garnherstellung) sowie im Raum Prag das Marionetten- und Zirkusmuseum und nahegelegene Schlösser und Geburtshäuser großer Tschechen (Bedřich Smetana, Josef Suk usw.), die ebenfalls zum „Nationalmuseum“ gehören.

Kurz gesagt: Das Nationalmuseum ist eine Museumfamilie. Plane für den Besuch seiner Teile genug Zeit ein!

Praktische Tipps für deinen Besuch

Damit dein Ausflug ins Nationalmuseum reibungslos und spannend verläuft, hier einige handfeste Tipps:

  • Anreise: Nutze die Prager Metrolinien A oder C und steige an der Station „Muzeum“ aus – die liegt direkt unter dem Museum. Alternativ bringen dich die Tram-Linien 11 und 13 zur Haltestelle Muzeum (ein Katzensprung) und Busse der Linien 135, 207 und 505 in die Nähe. Vom Altstädter Ring zu Fuß ist das Museum etwa 10 Minuten entfernt.
  • Öffnungszeiten: Das Hauptgebäude ist täglich von 10:00 bis 18:00 Uhr geöffnet, letzter Einlass ist in der Regel kurz vor 17:30 Uhr. (Über den Winter entfällt die Montagsruhe – also kannst du jede Woche alle Wochentage nutzen!) Plane mindestens 1–2 Stunden für einen Rundgang ein, besser 2–3 Stunden, wenn du alle Highlights sehen möchtest. Am Wochenende und an Feiertagen ist mehr los – versuche, morgens oder am frühen Nachmittag unter der Woche zu kommen.
  • Tickets: Ein Einzelticket für Erwachsene kostet etwa 260 CZK (Stand 2024) – das sind rund 10 Euro. Ermäßigte Karten (Studenten, Rentner, Kinder ab 6) gibt es günstiger (ca. 170 CZK). Kleinkinder (bis 6 Jahre) dürfen gratis hinein. Check vorab auf der offiziellen Website, ob es Kombi-Tickets oder Sonderangebote (Familientickets, Gruppenrabatt) gibt. Tipp: Du kannst Karten oft online kaufen oder einen Skip-the-Line-Bonus nutzen, um Wartezeit am Schalter zu vermeiden.
  • Zugang & Barrierefreiheit: Der Haupteingang ist über eine breite Rampe erreichbar. Fahrstühle und Rampen ermöglichen weitgehend barrierefreien Zugang ins Gebäude. Vor dem Museum findest du übrigens ein kleines Mahnmal für Jan Palach und Jan Zajíc (Studenten, die 1969 protestierten) – dezent aber sehenswert.
  • Führungen & Audio-Guide: Es werden (je nach Saison) mehrsprachige Führungen angeboten – in Deutsch oft vormittags oder nachmittags. Frage am Informationsschalter nach aktuellen Terminen. Außerdem lohnt sich die offizielle Museums-App auf deinem Smartphone; dort findest du zusätzliche Infos zu Exponaten und auch interaktive Inhalte (Museums-App in Google Play / App Store verfügbar).
  • Rucksack & Verpflegung: Pack einen bequemen Tagesrucksack mit Trinkflasche, bequemen Schuhen und evtl. einer leichten Jacke ein. In den Ausstellungen kann es kühl sein (Klimatisierung) und das Museum ist groß. Eine Sitzbank gibt es im historischen Treppenhaus und in einigen Ausstellungsräumen. Es gibt ein kleines Café im Foyer; rund um den Wenzelsplatz findest du zahlreiche Lokale für eine Pause.
  • Fotografieren: Ohne Blitz darfst du in der Regel frei fotografieren (privat, nicht für Werbung). Die Architektur und Exponate eignen sich perfekt für coole Schnappschüsse. Ein beliebter Spot ist das Treppenhaus, aber auch vor dem Eingang und im Grünen rundherum (Sommer) bieten sich Motive.
  • Kinderfreundlich: Für Familien ist das Museum sehr geeignet. Die Naturkundeschau (s. Bereich „Tiergeschichte“ im 2. Obergeschoss) mit Skeletten und ein großformatiges Mammutskelett faszinieren Kinder. Der unterirdische Multimedia-Tunnel („Momente der Geschichte“) zwischen Alt- und Neubau ist ebenfalls spannend für junge Gäste. Ältere Kinder oder Teenager freuen sich über Technik-Exponate aus den 80er/90er Jahren (Gameboy, Computer) und über das Kindermuseum im Neubau.
  • Beste Besuchszeit: Frühmorgens (Öffnung) an Wochentagen ist es am ruhigsten. Die Nebensaisonen (Frühling, Herbst) bieten oft angenehme Temperaturen und etwas weniger Touristen als Hochsommer oder Weihnachtszeit. Ein Tipp der Prager: Mit einer Audio-Tour oder App im Gepäck verbringt man die Zeit effektiver und bekommt mehr Details mit.
  • Tipps vor Ort: Nimm dir Zeit, auch das Náprstek-Museum gleich in der Nähe (Betlémské náměstí, Ecke Celetná) zu besuchen, wenn dich Kulturen Asiens und Afrikas interessieren. Es gehört zum Nationalmuseum-Komplex und ist nur wenige Gehminuten entfernt. Ebenso lohnt ein Abstecher ins Musikmuseum (Karmelitská), wenn dir klassische Musikgeschichte gefällt.

Zuletzt noch ein kleiner Fun-Fact zum Abschied: Der Platz vor dem Museumsportal war ursprünglich als Standort für ein Weltkriegsdenkmal geplant, das Denkmal des heiligen Wenzel steht aber etwas weiter vorn auf dem Platz. Stattdessen findest du heute nur das schlichte Palach-Mahnmal vor dem Portal – ein Ort der Ruhe mitten im Trubel der Stadt.

Mit diesen Tipps gewappnet, kannst du das Nationalmuseum in vollen Zügen genießen. Ob du mehr an alten Schätzen, an Naturwundern oder moderner Geschichte interessiert bist – das Národní muzeum hält für alle etwas bereit. Viel Spaß beim Entdecken!



Quellen: