Der Altstädter Brückenturm (tschechisch: Staroměstská mostecká věž) ist ein gotischer Turm in Prag, Tschechien. Er steht am östlichen Ende der Karlsbrücke und ist einer der bekanntesten Wahrzeichen der Stadt. Der Turm wurde im 14. Jahrhundert von Petr Parléř erbaut und ist 65 Meter hoch. Er ist aus Sandstein gebaut und hat ein Spitzdach. Im Inneren des Turms befindet sich eine Wendeltreppe, die zur Aussichtsplattform führt.
Der Altstädter Brückenturm ist ein beliebtes touristisches Ziel und gehört zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Prag. Die Aussichtsplattform bietet einen herrlichen Panoramablick auf die Altstadt von Prag, auf die Karlsbrücke und die Moldau.
Der Turm ist täglich von 10:00 bis 18:00 Uhr geöffnet (+/- Saisonale Abweichung). Der Eintritt kostet ca. 5 Euro.
Themenüberblick:
- Altstädter Brückenturm in Prag
- Geschichte
- Architektur und Baukunst
- Bildhauerische Symbolik
- Ausblick vom Turm
- Tipps für deinen Besuch
- Öffnungszeiten und Eintritt

Altstädter Brückenturm in Prag
Der Altstädter Brückenturm ist ein im 14. Jahrhundert erbauter gotischer Torturm und markiert das östliche Ende der Karlsbrücke in Prag. Er gilt als eines der beeindruckendsten gotischen Bauwerke der Welt. Kaiser Karl IV. ließ den Turm Mitte des 14. Jahrhunderts nach Plänen von Baumeister Petr Parléř errichten – zeitgleich mit der berühmten Karlsbrücke. Das Stadttor wurde von Anfang an als prächtiger Triumphbogen konzipiert, durch den die böhmischen Könige auf ihrem Krönungsweg zogen. Wenn du heute unter dem imposanten Bogen hindurchschreitest, kannst du dir vorstellen, wie sich einst dem mittelalterlichen Pilger plötzlich die majestätische Prager Burg mit dem Veitsdom auftat.
Geschichte
Der Altstädter Brückenturm wurde zwischen 1370 und 1380 im Zuge des Neubaus der Karlsbrücke errichtet. Verantwortlich war die Parler-Bauhütte – die Dombauschule um Star-Architekt Petr Parléř, der auch den Veitsdom mitgestaltete. Mit etwa 40 Metern ragt der Turm über die Brückenfahrbahn empor. Als Teil der Stadtbefestigung schützte er das Altstadtufer der Moldau und diente zugleich als repräsentatives Stadttor. Fertiggestellt wurde der Turm während der Regierungszeit von König Wenzel IV., dem Sohn Karls IV.
In den folgenden Jahrhunderten erlebte der Turm sowohl glanzvolle als auch düstere Zeiten. Nach der Niederlage der Protestanten am Weißen Berg 1620 nutzten die Habsburger ihn, um ein grausames Exempel zu statuieren: Oben am Turm wurden 1621 die abgeschlagenen Köpfe von zwölf aufständischen Adligen in eisernen Körben zur Abschreckung ausgestellt – und erst nach zehn Jahren heimlich abgenommen. 1648, am Ende des Dreißigjährigen Krieges, bombardierten schwedische Truppen vom westlichen Ufer her den Turm. Dabei wurde die zum Fluss und zur Brücke hin gewandte Westseite schwer beschädigt und ihr figürlicher Schmuck – darunter ein Marienbildnis mit Kaiser Karl IV. und seiner Frau – vollständig zerstört. Bereits 1650 erhielt der Turm als Ersatz eine Gedenktafel mit lateinischem Text, der an die heldenhafte Verteidigung Prags gegen die Schweden erinnern sollte.
Im 19. Jahrhundert war der Altstädter Brückenturm in recht dunklem, verwittertem Zustand, bis er 1874–1878 unter Leitung des Architekten Josef Mocker umfassend restauriert wurde. Dabei erhielt er auch das heutige hohe Dach mit den vier charakteristischen kleinen Ecktürmchen. Die einst farbig bemalten Wappen und Sternenmuster im Gewölbe des Tores malte der Künstler Petr Maixner in dieser Zeit neu aus. Spätere Sanierungen im 20. Jahrhundert brachten weitere Geheimnisse ans Licht: So entdeckte man unter dem Dach zufällig zwei mysteriöse Inschriften ohne Leerzeichen, die sich vorwärts wie rückwärts identisch lesen lassen. In korrektem Latein ergeben sie den Wortlaut „Signate, signate, mere me tangis et angis; Roma, tibi subito motibus ibit amor“ – Sätze ohne erkennbaren Sinn, in denen jedoch eine magische Formel der Macht verborgen sein sollte. Diese Art von Palindrom galt im Mittelalter als „magische Falle“, ein Zauberspruch zum Schutz des Bauwerks vor bösen Mächten.

Architektur und Baukunst
Der Altstädter Brückenturm gilt als Meisterwerk der Hochgotik und als eines der schönsten Stadttore Europas. Die Architektur verbindet wehrhafte Elemente mit filigranem Schmuck: Zum einen ist er ein Torturm der Stadtmauer – mit massivem Mauerwerk, Schießscharten und einst sogar einem Fallgitter, das im Ernstfall heruntergelassen wurde. Zum anderen präsentiert er sich als feingliedriger Triumphbogen, der Besucher beeindrucken sollte. Die sandsteinernen Fassaden sind reich mit Maßwerk, Figuren und Zierformen versehen. Der Turm erhebt sich insgesamt rund 47 Meter hoch. Über dem Brückendurchgang sind auf jeder Seite drei Stockwerke durch Gesimse abgesetzt und mit Spitzbogen-Blenden, Fialen und Wasserspeiern geschmückt – ein wahrer Steinmetz-Traum der Gotik.
Ein architektonisches Highlight versteckt sich im Inneren der Torhalle: Hier überspannt ein aufwändig konstruiertes Netzgewölbe den Durchgang. Die Form dieses Gewölbes wurde aus einem quadratischen Grundriss entwickelt und die steinernen Rippen schneiden sich in perfekten Winkeln, was dem Ganzen ein harmonisches Muster verleiht. Als Schlussstein prangt in der Gewölbemitte eine Sandsteinrosette, die wie eine Königskrone geformt ist. Dieses Detail verleiht dem Durchgang eine zusätzliche majestätische Note – fast so, als würde die Krone symbolisch über allen hindurchziehenden Besuchern schweben.
Im Turminneren führen 138 enge Stufen in Wendeltreppenform hinauf bis zur Galerie. Die zentrale Säule der Wendeltreppe krönt oben eine kleine steinerne Turmwächter-Statue aus dem 15. Jahrhundert. Auf halber Höhe befand sich früher eine Wachstube; von hier aus konnte bei Gefahr das schwere Eisentor verriegelt werden. Eine Etage darüber diente zeitweise sogar als Gefängnis – jedoch nur für vornehmere Schuldner, die hier ihre Schulden „absitzen“ mussten. Heute sind die historischen Räumchen im Innern teils leer, teils museal gestaltet: Im Erdgeschoss kannst du etwa ein kleines Animationsvideo über die Turmgeschichte anschauen (auf Tschechisch mit englischen Untertiteln), bevor du weiter nach oben steigst.
Bildhauerische Symbolik
Die Verzierung des Brückenturms ist voller mittelalterlicher Symbolik. Über dem großen Torbogen zur Altstadt hin sitzt der Heilige Veit – Schutzpatron der Karlsbrücke – mit einem kleinen Brückenmodell in der Hand, flankiert von zwei gekrönten Herrschern: links Kaiser Karl IV. und rechts sein Sohn **König Wenzel IV. Diese überlebensgroßen Sandsteinfiguren (Entstehungszeit ca. 1380–1400) zeigen die beiden Könige in unterschiedlichem Alter – Karl als weise ältere Gestalt, Wenzel als jungen Mann. Direkt über ihnen erheben sich zwei weitere steinerne Heilige: Adalbert (Vojtěch) und Sigismund, beides Landespatrone Böhmens. Alle Figuren tragen die Kaiserkrone, was die enge Verbindung von böhmischem Königreich und Kaisertum versinnbildlicht. (Die heute am Turm sichtbaren Statuen sind übrigens Kopien – die Originale wurden aus konservatorischen Gründen ins Lapidarium des Nationalmuseums überführt und durch detailgetreue Nachbildungen ersetzt.)
Unmittelbar oberhalb des Torbogens erblickst du eine Reihe von Wappenschildern. Sie repräsentieren sämtliche Länder, die Kaiser Karl IV. zu seiner Zeit regierte – darunter auch Regionen wie die Lausitz und Schlesien. Die beiden mittleren Wappen sind dabei besonders hervorgehoben: ein schwarzer Reichsadler auf goldenem Grund (Symbol für Karl IV. als römischer Kaiser) und der silberne böhmische Löwe auf Rot (für Karl IV. als König von Böhmen). Gemeinsam stehen sie für Karls doppelte Rolle als Kaiser und böhmischer König.
Ein wiederkehrendes Motiv am Turm ist der Eisvogel (tschechisch Ledňáček), eingefangen in ein geknotetes Tuch. Dieses auffällige Emblem war das persönliche Zeichen von König Wenzel IV. Gleich mehrere Eisvögel findest du in der Dekoration: Vier kleine Vögel sind für aufmerksame Besucher sofort zu entdecken – doch wo versteckt sich der fünfte? Nach einer alten Prager Legende kann nur ein makelloser und rechtschaffener Mensch alle fünf Eisvögel gleichzeitig erspähen. Probiere dich also selbst einmal daran und zähle mit offenen Augen die Eisvögel – vielleicht gehörst du zu den Auserwählten!
Daneben begegnen dir an der Fassade noch allerlei weitere Figuren, Fabelwesen und Details. Auf den Konsolen links und rechts des Torbogens spielen steinerne Tiere die Rolle von Wächtern: An der Ostseite (Altstadtseite) sieht man einen Löwen, der eine Keule verschlingt, sowie einen Adler mit einem Hasen in den Fängen. An der Westseite (zur Brücke gewandt) kämpft ein Adler mit einem Löwen-Griffin, während auf der anderen Seite ein Löwe eine Schlange bekämpft. Diese Darstellungen symbolisieren den ewigen Kampf der Kräfte – möglicherweise Gut gegen Böse – und sind gleichzeitig dekorative Anspielungen auf Wenzel IV.: So galt der Greif (eine Mischung aus Adler und Löwe) als Sinnbild der Verbindung zwischen Böhmen und Mähren. Tatsächlich fällt jedes Jahr zum Namenstag des heiligen Veit (15. Juni) der Schatten des steinernen Löwenkopfes exakt auf den Körper des Adlerweibchens im Wappen über St. Veit – ein symbolischer Schattentrick, der die Einheit Böhmens (Löwe) mit Mähren (Adler) betont.
Sogar für humorvolle oder anzügliche Details war Platz: In etwa zwei Metern Höhe, an den Ecken des Turms, haben die Bildhauer scherzhafte Skulpturen versteckt. Auf der einen Seite ertappt man einen Mönch (oder Mann) und eine Nonne, wie sich seine ungestüme Hand unter ihrem Gewand zu schaffen macht. Auf der anderen Seite versucht ein weiterer geschnitzter Tunichtgut gerade, den Busen seiner Begleiterin zu inspizieren. Diese pikanten Mini-Szenen zeigen, dass selbst bei einem sakral-kaiserlichen Bauwerk der Sinn für Humor nicht fehlte – ein kleines Augenzwinkern aus dem Mittelalter, das viele Besucher erst beim zweiten Blick bemerken.
Ausblick vom Turm
Oben auf dem Altstädter Brückenturm erwartet dich ein Panorama, das zu den schönsten in Prag zählt. Nachdem du die 138 Stufen bezwungen hast, kannst du einmal um die Aussichtsplattform herumgehen und den 360°-Rundblick genießen. Vor dir liegen die Prager Altstadt mit ihren unzähligen Türmen und Giebeln, die geschwungene Moldau und selbstverständlich die gesamte Karlsbrücke in ihrer Länge – mit ihren barocken Statuen und dem Getümmel der Menschen darauf (aus der Vogelperspektive allerdings erscheinen die Touristen winzig klein). Im Westen thront die Prager Burg mit dem Veitsdom, besonders eindrucksvoll bei klarem Wetter oder in der Abenddämmerung. Dieser Aussichtspunkt ist ein wahrer Genuss für Fotografen: Viele Postkartenmotive von Prag wurden genau hier oben geschossen.
Nicht nur die Aussicht selbst, auch die Atmosphäre auf dem Turm ist etwas Besonderes. Du bist umgeben von den alten Zinnen und den vier kleinen Ecktürmchen, die fast wie Märchenschlosstürme wirken. Mit etwas Glück hörst du vielleicht sogar Trompetenklänge: Gelegentlich steigt nämlich ein Trompeter in historischem Kostüm hinauf und bläst vom Altstädter Turm eine Fanfare über die Karlsbrücke – ein Gänsehautmoment, der an vergangene Zeiten erinnert. Im Inneren des Turms findest du – neben der erwähnten Videoprojektion im Keller – auch kleine Ausstellungsstücke und Infotafeln, die dir mehr über die Geschichte und Baukunst dieses einzigartigen Bauwerks verraten.
Tipps für deinen Besuch
Nicht vorbeilaufen:
Viele Besucher der Karlsbrücke übersehen den Zugang zum Turm. Halte Ausschau nach einer kleinen Tür an der Nordseite des Turms (Altstadtseite, rechts neben dem Torbogen) – dort gelangst du zur Kasse und ins Innere. Es lohnt sich unbedingt, den Turm zu besteigen und nicht nur darunter hindurchzugehen!
Beste Zeit:
Am frühen Morgen hast du die Karlsbrücke und den Turm fast für dich allein. Gleich nach der Öffnung ist es noch ruhig, und du kannst die Aussicht ungestört genießen – ideal für Fotos mit sanftem Morgenlicht. Außerdem bekommst du direkt nach Öffnung 50 % Rabatt auf den Eintritt. Auch abends bietet der Turm zauberhafte Stimmungen, besonders wenn die Stadtbeleuchtung angeht. Beachte aber die saisonalen Schließzeiten – im Sommer kannst du bis etwa 20:30 Uhr hinauf, im Winter nur bis 18:00 Uhr.
Fototipp:
Für ein tolles Erinnerungsfoto empfiehlt es sich, jemanden unten auf der Karlsbrücke zu postieren, der dich oben auf dem Turm ablichtet – so sieht man dich hoch über dem Brückentrubel, umrahmt vom gotischen Gemäuer. Umgekehrt kannst du von oben wunderbare Panorama-Fotos schießen. Ein Weitwinkelobjektiv hilft, die gesamte Szene mit Fluss, Brücke und Burg einzufangen.
Kombitickets:
Wenn du noch mehr Aussicht möchtest, kannst du ein Kombiticket für beide Brückentürme kaufen – also den Altstädter und den kleineren Kleinseitner Brückenturm am anderen Ende der Karlsbrücke. Damit sparst du Geld und erhältst zwei unterschiedliche Perspektiven auf die Stadt. Ebenfalls interessant: Mit dem Prague Visitor Pass (Siehe City Cards) ist der Eintritt in den Turm sogar gratis.
Öffnungszeiten und Eintritt
(Stand 2025)
- Öffnungszeiten: Täglich geöffnet. Von Januar–März ca. 10:00–18:00 Uhr, April–Mai 10:00–19:00 Uhr, Juni–September 9:00–20:30 Uhr, Oktober–November 10:00–18:00 Uhr, im Dezember 10:00–19:30 Uhr. (Änderungen je nach Wetter oder Veranstaltungen möglich.)
- Eintrittspreise: Regulär 250 CZK (ca. 10 €) für Erwachsene. Ermäßigt (Kinder 6–15 J., Studenten 16–26 J., Senioren ab 65) etwa 170–200 CZK. Kinder unter 6 Jahren haben freien Eintritt. Familien (2 Erwachsene + bis zu 4 Kinder) zahlen ca. 500 CZK. Ein Kombiticket für Altstädter + Kleinseitner Brückenturm ist für 340 CZK (Erwachsene) erhältlich. – Tipp: Wer morgens gleich zur ersten Stunde kommt, zahlt nur den halben Preis (Frühaufsteher-Rabatt).
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Quellen: