Prags alternative Hotspots: Diese Szeneviertel abseits der Touristenpfade musst du gesehen haben! Persönliche Geschichten treffen auf exklusive Geheimtipps – von authentischen Erlebnissen inspiriert, von Insidern empfohlen.
Auf unserem alternativen Stadtrundgang entdecken wir bunt gesprayte Wände in Arbeitervierteln, versteckte Cafés voller Kunst, ein krypto-anarchistisches Zentrum, vegane Köstlichkeiten und queere Kultur. Dabei sprechen wir alle Sinne an: Wir bestaunen Street Art, genießen kreativen Kaffee, kosten vegane Spezialitäten und tanzen uns in einem Steampunk-Club die Füße wund. Kommt mit – Prag abseits der typischen Touristenpfade ruft!
Bereit? Der Rundgang kann beginnen…

Wir lassen die überfüllte Karlsbrücke und die Altstadtgassen hinter uns und stürzen uns gemeinsam in das alternative – für viele Besucher unbekannte – Prag.
Inhalt (Das erwartet uns):
- Street Art und Graffiti:
Bunte Kunst in Žižkov und Holešovice - Versteckte Cafés:
Kreative Oasen mit Kunst und Design - Krypto-Anarchie und alternative Kultur:
Paralelní Polis in Holešovice - Subkulturelle Bars und vegane Küche:
Prags alternativer Genuss - Abtauchen ins Steampunk-Nachtleben:
Der Cross Club - Queeres Prag:
Treffpunkte, Kultur und Community - Zusammenfassung:
Route und Highlights unseres alternativen Prag-Trips
Auf Entdeckungsreise durch alternatives Prag:
Street Art, Krypto-Cafés, Steampunk-Clubs und queere Szene in geheimen Locations
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Street Art und Graffiti: Bunte Kunst in Žižkov und Holešovice
Unser Streifzug beginnt in den Straßen von Žižkov und Holešovice, zwei Vierteln, die sich in den letzten Jahren rasant vom grauen Arbeiterquartier zu kreativen Szenevierteln gewandelt haben. Hier werden Hauswände zur Leinwand: Wir stehen staunend vor riesigen Wandgemälden, sogenannten Murals, die gesellschaftliche Botschaften tragen.
In Žižkov entdecken wir zum Beispiel das farbenfrohe Mural „Ambitions“ in der Milíčova-Straße, das zu den vielen Street-Art-Werken zählt, die dieses Viertel wie eine Freiluftgalerie wirken lassen. Auch in Holešovice recken sich beeindruckende Gemälde an den Fassaden empor – eines davon zeigt etwa Sir David Attenborough in knalligen Farben, ein anderes prangert häusliche Gewalt an.
Während wir durch die Straßen schlendern, merken wir schnell: Graffiti und Street Art gehören in Prag fest zum Stadtbild. Anders als die oft illegalen Tags sind viele Murals hier legal entstanden und von der Stadt gefördert – echte Kunstprojekte, die Geschichten erzählen oder zum Nachdenken anregen
Ein lokaler Tipp: Um noch mehr Street Art zu sehen (und zugleich einen Abstecher ins benachbarte Karlín zu machen), nehmen wir den geheimnisvollen Fußgängertunnel durch den Vítkov-Hügel. Dieser Tunnel verbindet Žižkov und Karlín und ist selbst mit Graffiti verziert – ein kurzer, bunter Durchgang in eine weitere kreative Ecke der Stadt.
Doch nicht nur an den Wänden, auch kulturell pulsiert hier das Leben. In Holešovice sollten wir uns das DOX Zentrum moderner Kunst nicht entgehen lassen – eine ehemalige Fabrikhalle, die heute eines der spannendsten Zentren für moderne Kunst in Prag ist. Schon von außen fällt DOX mit seiner Architektur auf: Auf dem Dach thront das futuristische Luftschiff “Gulliver”, ein 42 Meter langer Holz- und Stahl-Zeppelin, der als begehbarer Kulturraum dient. Diese einzigartige Installation verbindet Kunst und Literatur und symbolisiert den kreativen Aufbruch, den das Viertel erlebt hat. Mit Street Art an den Hauswänden und avantgardistischer Kunst im DOX zeigt uns Holešovice gleich zu Beginn, wie vielfältig Prags alternative Szene ist.
Das Luftschiff „Gulliver“ schwebt auf dem Dach des DOX Kunstzentrums in Holešovice. Dieser hölzerne Zeppelin ist ein spektakulärer Veranstaltungsort für Lesungen und Diskussionen und symbolisiert die kreative Aufbruchsstimmung des Viertels.
Versteckte Cafés: Kreative Oasen mit Kunst und Design
Nach so viel urbaner Kunst gönnen wir uns eine Kaffeepause – natürlich an einem Ort, der genauso kreativ ist wie das Viertel selbst. In Holešovice stoßen wir auf Vnitroblock, ein verstecktes Juwel in einer ehemaligen Fabrik. Von außen unscheinbar, erwarten uns drinnen ein stylishes Café mit Latte Art, kleine unabhängige Designer-Läden und ständig wechselnde Kunstausstellungen.
Während wir unseren Cappuccino schlürfen, blättern wir durch ein lokales Design-Magazin und betrachten Fotografien junger tschechischer Künstler an den Wänden. Vnitroblock ist mehr als ein Café – es ist ein lebendiger Treffpunkt für die Kreativszene und gibt uns das Gefühl, direkt in Prags hipper Gegenwart angekommen zu sein.
Auch Letná (Prag 7) hält eine Kaffeepause der besonderen Art bereit. Hier, unweit des Letná-Parks, versteckt sich das Café Alchymista – eine Mischung aus Wohnzimmer und Wunderkammer. In dem gemütlich-künstlerisch eingerichteten Café genießen wir himmlische hausgemachte Torten in nostalgischem Ambiente. Überall können wir liebevolle Details entdecken: Vintage-Möbel, alte Bilderrahmen und ein kleiner Garten mit Brunnen im Hinterhof. Tatsächlich beherbergt Alchymista sogar ein kleines Kaffeemuseum; wer mag, kann hier mehr über die alchemistische Kunst des Kaffeebrühens lernen. Wir fühlen uns wie bei Freunden zu Besuch – genau solche Orte abseits der Massen machen das alternative Prag so liebenswert.
Ein weiterer Geheimtipp ist Kavárna co hledá jméno („Das Café, das einen Namen sucht“) im Stadtteil Smíchov. In einem Innenhof einer ehemaligen Tischlerei gelegen, hat dieses Café viel von seinem industriellen Charme behalten: rohe Ziegelwände, hohe Decken, dazu moderne Street-Art-Graffiti an den Wänden. Hier zeigen lokale Designer ihre Kreationen – von Illustrationen bis Mode – und abends finden manchmal kleine Akustik-Konzerte statt. Wir sitzen auf gemütlichen Secondhand-Sofas, nippen an hausgemachter Limonade und merken gar nicht, wie die Zeit vergeht. Solche versteckten Cafés sind ideal, um mit Einheimischen ins Gespräch zu kommen.
Nächster Tipp: das Café Jedna im Messepalast, wo ebenfalls moderne Kunst mit Kaffeehandwerk verschmilzt.
Krypto-Anarchie und alternative Kultur: Paralelní Polis in Holešovice
Frisch gestärkt machen wir uns wieder auf den Weg – es geht zurück nach Holešovice, denn hier wartet ein Ort auf uns, der weltweit einzigartig ist. Mit seiner mattschwarzen Fassade sticht das Gebäude sofort ins Auge:
Paralelní Polis, ein krypto-anarchistisches Institut und kulturelles Zentrum. Beim Eintreten umfängt uns der Duft von frisch geröstetem Kaffee – im Erdgeschoss betreiben Aktivisten das Bitcoin Coffee, ein Café der besonderen Art. Hier wechseln keine Kronen den Besitzer, sondern Bitcoin & Co.: Es war das weltweit erste Café, in dem ausschließlich mit Kryptowährung gezahlt wird.
An den Bildschirmen über der Theke verfolgen wir live die aktuellen Bitcoin-Kurse. Wir bestellen zwei Flat Whites (die Bohnen kommen aus einer lokalen Rösterei) und bezahlen sie tatsächlich via Smartphone-Wallet. Ein futuristisches Gefühl!
Doch Paralelní Polis ist weit mehr als nur ein Café. Das Projekt wurde 2014 von einer Künstler- und Hackergruppe gegründet und vereint Kunst, moderne Technologie und Gesellschaftskritik unter einem Dach. Im ersten Stock befindet sich das Institut für Kryptoanarchie – ein Think-Tank und Co-Working-Space namens Paper Hub, in dem Startups, Aktivisten und Künstler an Ideen für eine dezentrale Zukunft tüfteln. Hier stehen 3D-Drucker neben Laptops, und an den Wänden hängen Plakate von vergangenen Hackathons und politischen Kunstaktionen. Die Atmosphäre ist aufgeladen mit Kreativität und dem Geist der Unabhängigkeit.
Wir kommen mit einem Mitglied der Paralelní Polis Community ins Gespräch, das uns herumführt. In der Galerie im Obergeschoss bestaunen wir Kunstwerke, die sich mit Themen wie Überwachung und digitaler Freiheit auseinandersetzen. Eines der Ausstellungsstücke ist ein alter Bankautomat, der zu einem Bitcoin-Automaten umfunktioniert wurde – Sinnbild für den Paradigmenwechsel, den man hier vorantreiben will. „Paralelní Polis bedeutet Parallelgesellschaft“, erklärt man uns. „Wir bauen hier einen Raum auf, in dem wir Alternativen zum staatlichen System ausprobieren – sei es in Währung, Bildung oder Kunst.“ Uns beeindruckt dieser Mix aus idealistischem Labor und gemütlichem Café sehr. Mit jedem Schluck unseres Kaffees fühlen wir uns ein Stück mehr als Teil dieser Vision eines freien, kreativen Miteinanders.
Bevor wir gehen, werfen wir einen Blick in den kleinen Design-Shop im Eingangsbereich. Hier gibt es T-Shirts mit provokativen Aufdrucken, Bücher zu Netzpolitik und sogar Schmuck mit QR-Codes. Alles ist non-profit und unterstützt die Aktivitäten des Zentrums. Wir verlassen Paralelní Polis inspiriert – wo sonst erlebt man in einem Café solch einen Schub an Denkanstößen? Prag überrascht uns wieder einmal mit seiner Fähigkeit, Geschichte und Zukunft, Kunst und Technik in so harmonischen ungewöhnlichen Orten zu vereinen.
Subkulturelle Bars und vegane Küche: Prags alternativer Genuss
Natürlich darf auf unserem Rundgang auch das Nachtleben und die Küche nicht fehlen. Prag ist berühmt für seine Bierkneipen, doch wir zeigen euch ein paar alternative Bars, in denen ein anderes Flair herrscht. Zum Beispiel tauchen wir in Žižkov in die Kultkneipe U Vystřelenýho oka („Zum ausgeschossenen Auge“) ein – schon der skurrile Name verspricht etwas Besonderes. Drinnen erwartet uns eine urige Punk-Kneipe mit Wänden voller Konzertposter und kurioser Deko. Wir bestellen tschechisches Fassbier (hier kostet die Halbliter-Seidel oft unter 50 Kronen) und kommen schnell mit den Stammgästen ins Gespräch. Künstler, Musiker, Studenten – alle versammeln sich hier, um bei billigem Bier große Ideen zu diskutieren. Die Atmosphäre ist rau, herzlich und absolut authentisch. Žižkov ist bekannt für seine hohe Kneipendichte und alternativen Bars; an jeder Ecke scheint eine neue zu warten. So könnten wir an diesem Abend noch ins nahegelegene Palác Akropolis weiterziehen, einen legendären Musikclub mit Art-déco-Interieur, wo regelmäßig Indie-Bands und Weltmusik auftreten. Aber wir heben uns das für den nächsten Besuch auf, denn heute ruft uns noch eine andere Verabredung.
Bevor die Nacht beginnt, wollen wir noch etwas essen – und zwar abseits von Schweinebraten und Knödeln. Zum Glück hat Prag eine lebendige vegan-vegetarische Gastronomie, die perfekt zur alternativen Szene passt.
Wir entscheiden uns für das Bistro Střecha (übersetzt „Das Dach“), das in Žižkov nicht nur für leckere rein pflanzliche Küche bekannt ist, sondern auch für sein soziales Konzept. Střecha ist ein veganges Kollektiv-Restaurant, in dem ehemals obdachlose und ehemals inhaftierte Menschen Arbeit finden. Während wir uns an einem herzhaften veganen Svíčková-Braten mit Knödeln und Preiselbeeren versuchen (tatsächlich – tschechische Hausmannskost geht auch vegan!), erzählt uns eine Mitarbeiterin von ihrer Mission. Alle Gewinne fließen in das Kollektiv, die Preise sind bewusst moderat gehalten, und wer mag, kann an der Kasse einen bereits bezahlten „Pending Lunch“ für Bedürftige auslegen.
Das Essen schmeckt hausgemacht und deftig, und das warme Lächeln der Belegschaft gibt es gratis dazu. In solch familiärer Atmosphäre fühlen wir uns sofort wohl. Am Eingang entdecken wir eine Wandinstallation namens „The Writing on the Wall“: Hinter Glas sind handgeschriebene Briefe und Zeichnungen von Gefängnisinsassen aus aller Welt ausgestellt – ein Kunstprojekt, das uns nachdenklich stimmt. Střecha zeigt eindrucksvoll, dass alternative Gastronomie in Prag oft Hand in Hand geht mit sozialem Engagement.
Auch Vegan-Restaurants ohne sozialen Hintergrund gibt es reichlich.
Falls euch der Sinn nach etwas Leichterem steht, können wir einen Abstecher zu Forky’s machen, einem veganen Streetfood-Laden in der Innenstadt, bekannt für seine „Brokkoli-Burger“ und Süßkartoffel-Pommes.
Wer es esoterisch-magisch mag, dem empfehlen wir Maitrea im Zentrum: ein vegetarisches Restaurant mit Feng-Shui-Interieur, plätscherndem Innenbrunnen und Buddha-Statuen, das kreative vegane Versionen tschechischer Klassiker serviert (die geräucherte Tempeh-Gulaschsuppe hier werden wir nicht vergessen!).
Für den süßen Abschluss lockt Blue Vegan Pig Shop in Vinohrady mit veganen Cupcakes, bevor wir uns ins Nachtleben stürzen.
Abtauchen ins Steampunk-Nachtleben: Der Cross Club
Nun sind wir bereit für einen wahrhaft ausgefallenen Abendtipp.
Wir nehmen die Metro nach Holešovice (oder die Tram, die direkt vor unserem Ziel hält) und stehen kurz darauf vor dem berühmt-berüchtigten Cross Club. Von außen sieht der Club wie ein verrücktes Kunstwerk aus: Ein Konstrukt aus verschweißten Metallteilen, Zahnrädern und Röhren überzieht die Fassade und den Eingangsbereich. Es blinkt und leuchtet futuristisch – wir fühlen uns wie vor dem Eingang zu einem Zeitmaschinen-Labor. Kaum treten wir ein, verschlägt es uns den Atem. Cross Club ist ein dreistöckiges Labyrinth im Steampunk-Stil, eine Mischung aus Nachtclub, Kunstinstallation und sozialem Zentrum. Überall um uns herum drehen sich mechanische Skulpturen aus Schrott, bunte Lichter spiegeln sich in alten Platinen und Motorenteilen, und aus den Boxen wummern die Bässe elektronischer Beats.
Im Cross Club in Holešovice staunen wir über die einzigartige Steampunk-Dekoration: Überall sind aus Altmetall gefertigte Skulpturen, Rohre, Zahnräder und bunte Lichter. Der mehrstöckige Club ist ein Labyrinth voller kleiner Nischen, in denen wir immer neue Details entdecken. Hier vermischen sich Kunst, Aktivismus und elektronische Musik zu einem unvergesslichen Nachtleben-Erlebnis.
Wir bahnen uns unseren Weg durch die verschiedenen Ebenen. Im Keller lockt ein Dancefloor, wo heute eine Drum-and-Bass-Nacht stattfindet – die Menge tanzt ekstatisch unter einer Decke aus alten Schaltkreisen, die als Dekoration von der Decke hängen. Im Erdgeschoss befindet sich eine Bar und ein Lounge-Bereich, in dem wir auf Sofas versinken, die wie aus einem Jules-Verne-Roman wirken. Aus Lautsprechern dudelt Reggae-Musik; an manchen Abenden treten hier auch Live-Bands auf. Wir holen uns tschechisches Craft Beer vom Fass und stoßen an: Auf die alternative Seite Prags! Nebenan sehen wir einen kleinen Büchertisch – Cross Club versteht sich auch als kulturelles Zentrum und Aktivismusschmiede, wo manchmal politische Diskussionen oder Filmvorführungen stattfinden.
Je später der Abend, desto lebendiger wird es. Draußen im Hof flackert ein Lagerfeuer, um das sich Nachtschwärmer zum Plaudern versammeln. Über uns ragt eine filigrane Stahlkonstruktion auf, die wie ein riesiges Schiffsruder aussieht – man vergisst fast, dass man in einem Club ist, so sehr fühlt man sich wie in einer Kunstgalerie auf einem anderen Planeten. Cross Club ist tatsächlich mehr als ein normaler Club: Es ist „eine steampunk-artige dreistöckige Fabrik, die Kunst, Aktivismus und elektronische Beats ausstößt“, wie es treffend beschrieben wurde. Wir tanzen uns durch die Nacht, und als wir schließlich den Club verlassen, haben wir das Gefühl, aus einem wilden Traum aufzuwachen. So etwas findet man wirklich nur in Prag.
Queeres Prag: Treffpunkte, Kultur und Community
Am nächsten Morgen – oder eher Mittag – schlendern wir etwas müde, aber glücklich, durch Vinohrady, Prags Regenbogen-Bezirk. Die Stadt hat sich im Laufe der Zeit zu einem offenen Ort für LGBTQ+ entwickelt, mit einer lebendigen queeren Szene. Wir möchten euch diese unbedingt zeigen, denn auch sie ist Teil des alternativen Prag abseits der klassischen Touristenpfade.
In Vinohrady (rund um die Metro-Station Náměstí Míru und Jiřího z Poděbrad) reihen sich mehrere gemütliche queere Bars und Clubs aneinander, und die Atmosphäre ist entspannt und inklusiv.
Wir starten den Nachmittag im Q Café in der Opatovická-Straße – ein kleiner, aber sehr einladender LGBTQ+-Café-Bar-Hybrid im Neuen Stadtkern. Über zwei Etagen verteilt finden wir hier eine bunte Mischung an Gästen: Von queeren Studierenden bis zu älteren Stammgästen fühlen sich alle wohl. Wir bestellen hausgemachten Kuchen und schauen uns um. Die Wände sind dekoriert mit Pop-Art im Comicstil, die mit einem Augenzwinkern homoerotische Motive zeigt. In einer Ecke entdecken wir ein Regal mit LGBTQ-Büchern und Magazinen – Q Café versteht sich nicht nur als Bar, sondern auch als Community-Treffpunkt. Tatsächlich erfahren wir, dass hier regelmäßig Infoabende, kleine Ausstellungen oder thematische Quiz-Abende stattfinden. Tagsüber ist es der perfekte Ort, um bei einem Kaffee zu entspannen; abends kann es gut voll werden, wenn die Leute vor dem Ausgehen noch auf einen Cocktail vorbeischauen. Wir stoßen mit einem Cocktail an (es gibt sogar kreative Eigenkreationen mit Namen wie „Rainbow Rocket“) und machen uns dann auf den Weg ins nächste Viertel.
Mit der Straßenbahn fahren wir ein paar Stationen nach Vršovice, genauer gesagt in die Krymská-Straße – seit einigen Jahren DER Treffpunkt der jungen alternativen und queeren Szene.
Hier liegt Patra, ein queerer Kulturknotenpunkt, den wir sofort ins Herz schließen. Patra besteht aus zwei Etagen: Unten ein Café/Bar mit rustikal-gemütlichem Flair (freigelegte Backsteinwände, frische Blumen in alten Bierflaschen auf den Tischen, oben ein vielseitiger Veranstaltungsraum mit Galerie. Wir bestellen uns an der Theke ein Getränk – Patra hat leckere hausgemachte Limonaden und tschechisches Bier, aber auch guten Kaffee für den Nachmittag – und setzen uns zu den anderen an den Holztischen. Schnell kommen wir ins Gespräch, denn die Stimmung ist offen und kommunikativ. Niemand schaut schief, egal wie mensch gekleidet ist oder wen mensch liebt – Patra heißt queere Menschen aller Identitäten willkommen und zieht auch viele Allies an.
Gerade läuft oben eine Fotoausstellung lokaler queerer Künstler, die wir uns ansehen. Später am Abend soll hier eine Drag-Karaoke stattfinden – eine Drag Queen wird die Moderation übernehmen, und das Publikum (also auch wir!) darf Hits zum Besten geben. Solche Events sind typisch für Patra: mal Film-Screenings im Rahmen des Mezipatra Queer Filmfestivals, mal Diskussionsrunden, mal Partys. Kein Wunder, dass dieser Ort von den Organisatoren des Mezipatra-Festivals gegründet wurde und heute als einer der wichtigsten LGBTQ+-Spaces in Prag gilt. Wir spüren den Community-Geist überall. An der Pinnwand am Eingang hängen Flyer für kommende Pride-Veranstaltungen, für ein queer-feministisches Poetry Slam und einen offenen Stammtisch für Transpersonen. Es ist herzerwärmend zu sehen, wie lebendig und vielfältig die queere Kultur hier ist.
Wenn die Nacht hereinbricht, hat Prag auch für Nachtschwärmer in der queeren Szene einiges zu bieten. Vinohrady ist traditionell das Zentrum des schwulen Nachtlebens: Wir könnten ins Club TerMIX weiterziehen – ein kleiner Kellerclub mit 70er-Jahre-Disko-Licht und Popmusik, der am Wochenende brechend voll ist. Oder wir schauen im Friends Club in der Altstadt vorbei, einer schwulen Bar mit Tanzfläche, die international gemischtes Publikum anzieht. Für Frauen und Allies gäbe es das Jampa Dampa, eine lesbische Bar in Nové Město, die mit 90er-Jahre-Vibe und Karaoke-Abenden lockt. Wir entscheiden uns heute jedoch für etwas Gemütlicheres und steuern den Saints Bar in Vinohrady an, eine kleine Kneipe in der Polska-Straße. Hier ist die Atmosphäre entspannt, fast pub-mäßig. Bei einem letzten Getränk lassen wir die Erlebnisse Revue passieren. Der Barkeeper erzählt uns noch stolz, dass Prag seit 2011 jedes Jahr eine farbenfrohe Pride-Parade feiert und dass die nächste Prague Pride in einigen Monaten wieder Menschen aus ganz Europa anziehen wird. Wir verspüren direkt Lust wiederzukommen, um diese ausgelassene Woche im August mitzuerleben, wenn die Stadt noch bunter ist.
Zusammenfassung: Route und Highlights unseres alternativen Prag-Trips
Zum Abschluss fassen wir unsere Tour noch einmal als kleine Route zusammen. Natürlich kann man all diese Stationen nicht an einem Tag schaffen – wir empfehlen, mindestens zwei bis drei Tage für Prags alternative Szene einzuplanen, damit genug Zeit bleibt, alles in Ruhe zu genießen:
1.) Holešovice erkunden: Startet im kreativen Holešovice mit einem Besuch im DOX Kunstzentrum (Luftschiff Gulliver auf dem Dach!) und schlendert durch Straßen voller Street Art. Kaffeepause im Vnitroblock oder im Café Letka nahe Letná. Unbedingt im Paralelní Polis vorbeischauen – Bitcoin Coffee trinken und die Crypto-Kunst bestaunen.
2.) Žižkov & Karlín entdecken: Nehmt den Street-Art-Tunnel nach Žižkov. Betrachtet Murals am Viktoria Žižkov Stadion und rund um die Husitská-Straße. Mittagessen im veganen Bistro Střecha – probiert tschechische Gerichte in veganer Variante und unterstützt das soziale Projekt. Anschließend hoch zum Parukářka-Park für einen tollen Stadtblick zum Sonnenuntergang (und vielleicht ein Bier im Biergarten dort).
3.) Abends in den Cross Club: Zieht euch etwas Extravagantes an (wer mag) und fahrt zurück nach Holešovice zum Cross Club. Taucht ein in die steampunkige Nacht voller Musik und Mischwesen aus Metall. Feiert mit der alternativen Crowd – hier mischen sich Einheimische, Expats und Reisende, die alle das Einzigartige suchen.
4.) Queeres Prag am nächsten Tag: Nach einer Erholung ausschlafen! Dann nachmittags ins Q Café für Kaffee und Kunst. Weiter nach Vršovice in die Krymská-Straße: Bummelt durch Secondhand-Läden und Galerie-Boutiquen, und lasst den Tag im Patra bei einem kulturellen Event oder einfach einem gemütlichen Getränk ausklingen. Wer noch Energie hat, stürzt sich ins Nachtleben in Vinohrady – zum Beispiel mittwochs ins TerMIX (Karaoke-Nacht!) oder am Wochenende ins Friends.
Wir hoffen, dieser alternative Guide hat euch inspiriert. Prag zeigt uns, dass es neben der historischen Kulisse eine ganze Welt abseits der Touristenmassen gibt – voller Farbe, Kreativität und Gemeinschaftsgeist. Es gibt nichts Spannenderes, als den versteckten Puls einer Stadt zu fühlen.
Viel Spaß beim Erkunden und „na zdraví“ (Prost)
auf Prag mal anders!
Erlebnisse, Inspiration & weitere Quellen: