In einer ruhigen Straße des Stadtteils Hradčany, unweit der Prager Burg und des Písek-Tors (Písecká brána), liegt die Villa Bílek (Bílkova vila) – eines der außergewöhnlichsten Bauwerke der tschechischen Jugendstilarchitektur. Das Haus wurde 1910–1911 von dem bedeutenden Bildhauer, Grafiker und Architekten František Bílek entworfen und diente ihm zugleich als Wohnhaus und Atelier. Heute gehört es zur Galerie der Hauptstadt Prag (Galerie hlavního města Prahy)und kann als Museum besichtigt werden.
Die Architektur der Villa ist zutiefst symbolistisch geprägt. Bílek verstand das Haus als ein „Tempel des Lebens“ – der Grundriss erinnert an die Form einer Sense, die Fassade ist aus unverputzten Ziegeln gefertigt und wird von mächtigen Säulen getragen, die an gebundene Ährenbündel erinnern. Diese Details sollen die Verbindung zwischen Mensch, Erde und Schöpfung darstellen. Das flache Dach steht sinnbildlich für ein Kornfeld, das sich über die gesamte Fläche erstreckt – eine außergewöhnliche Idee für ein Wohnhaus des frühen 20. Jahrhunderts.
Im Inneren begegnet man einer Mischung aus künstlerischem Atelier und spirituellem Rückzugsort. Bílek gestaltete nahezu alle Einbauten selbst – von den Türgriffen über Möbel bis hin zu Leuchten. Sein Werk, geprägt von christlicher Symbolik und tiefem Humanismus, spiegelt sich in der gesamten Gestaltung wider. Der große Atelierraum bildet das Herz des Hauses und zeigt heute eine Auswahl seiner Skulpturen, Holzschnitte, Entwürfe und Modelle.
Nach Bílks Tod im Jahr 1941 blieb das Gebäude weitgehend unverändert erhalten. Seit 1963 ist es Teil der städtischen Galerie und dient als Ort, an dem man das Lebenswerk des Künstlers in seiner authentischen Umgebung erleben kann. Bei einem Besuch lässt sich nicht nur die Architektur bewundern, sondern auch die außergewöhnliche Atmosphäre dieses Gesamtkunstwerks spüren.
Adresse: Mickiewiczova 233/1, Prag 6 – Hradčany
Öffnungszeiten: Dienstag–Sonntag 10:00–18:00 Uhr (Montags geschlossen)
Eintritt: ca. 150 CZK (ermäßigt 60 CZK)