Das Erzbischöfliche Palais (Arcibiskupský palác) gehört zu den prunkvollsten Bauwerken am Hradschiner Platz (Hradčanské náměstí) – gleich gegenüber dem Eingang zur Prager Burg (Pražský hrad). Mit seiner eleganten Rokoko-Fassade, geschmückt mit feinen Stuckverzierungen und einem eindrucksvollen Portal, zählt es zu den architektonischen Höhepunkten des Viertels. Seit dem 16. Jahrhundert ist es Sitz der Prager Erzbischöfe und damit eines der bedeutendsten kirchlichen Gebäude Tschechiens.
Geschichte des Palais
Ursprünglich standen an dieser Stelle mehrere Bürgerhäuser, die im Jahr 1562 von Kaiser Ferdinand I. aufgekauft und dem ersten nach der Hussitenbewegung eingesetzten Erzbischof Anton Brus von Müglitz übergeben wurden. Zwischen 1562 und 1564 wurde das neue Palais unter den Baumeistern Bonifaz Wohlmut und Ulrico Aostalli errichtet – ein erster Renaissancebau, der den Grundstein für die spätere Entwicklung legte.
Im Laufe der Jahrhunderte wurde das Gebäude mehrfach umgestaltet und erweitert. Den bedeutendsten Umbau erlebte es im 17. Jahrhundert unter dem französischen Architekten Jean Baptiste Mathey, der ihm eine prachtvolle barocke Gestalt verlieh. Weitere Veränderungen folgten im 18. Jahrhundert, als Paul Ignaz Bayer den vierten Flügel ergänzte und schließlich Johann Joseph Wirch zwischen 1764 und 1765 dem Bau sein heutiges, elegantes Rokoko-Aussehen verlieh. Seitdem prägt die kunstvoll verzierte Fassade mit ihren feinen Ornamenten und Reliefs das Bild des Hradschiner Platzes.
Architektur und Innenräume
Das Palais ist ein Paradebeispiel der Übergangszeit zwischen Barock und Rokoko. Die reich verzierte Hauptfassade beeindruckt durch harmonische Symmetrie, feine Stuckarbeiten und das repräsentative Eingangsportal, das den Machtanspruch der katholischen Kirche symbolisiert.
Im Inneren verbergen sich prunkvolle Säle, die ausschließlich zu offiziellen Anlässen genutzt werden. Besonders bekannt sind der Thronsaal und der Festsaal, deren Wände mit wertvollen Gobelins und Gemälden geschmückt sind. Deckenstuck, vergoldete Rahmungen und edle Kronleuchter betonen die repräsentative Wirkung der Räume.
Zur Anlage gehört auch eine kleine Palaiskapelle, die dem Heiligen Johannes dem Täufer (sv. Jan Křtitel) geweiht ist. Ihre aufwendigen Fresken und Stuckverzierungen stammen ebenfalls aus der Rokokozeit. Hinter dem Gebäude liegt ein privater Garten, der um 1900 vom Landschaftsarchitekten František J. Thomayer gestaltet und später restauriert wurde – er ist jedoch nicht öffentlich zugänglich.
Bedeutung und Nutzung
Das Erzbischöfliche Palais dient bis heute als Amtssitz des Prager Erzbischofs und ist somit eines der wenigen historischen Gebäude, das seit Jahrhunderten seiner ursprünglichen Funktion treu geblieben ist. Offizielle Besichtigungen sind nur in Ausnahmefällen möglich, meist bei besonderen kirchlichen oder staatlichen Anlässen. Dennoch lohnt sich der Besuch des Hradschiner Platzes allein schon wegen des prachtvollen Anblicks der Fassade – insbesondere im warmen Abendlicht, wenn sich die Dekorationen deutlich abzeichnen und das Palais seine volle Eleganz entfaltet.
Tipp für Besucher
Wenn du den Hradschiner Platz besuchst, lohnt es sich, etwas Zeit für die Details des Palais zu nehmen: Die fein gearbeiteten Fensterrahmen, die barocken Figuren und das eindrucksvolle Wappen über dem Portal sind wunderbare Fotomotive. Besonders schön ist der Blick vom Platz aus, wenn sich die Fassade des Erzbischöflichen Palais harmonisch mit der Silhouette der Prager Burg verbindet – ein perfektes Beispiel für die enge Verflechtung von weltlicher und geistlicher Macht im alten Prag.
Adresse: Hradčanské náměstí 16, 119 02 Prag 1