Alte und berühmte Prager Geschichten, Mythen und Legenden

Eine Stadt voller Mythen und Magie: Prag ist eine Stadt, die auf den ersten Blick märchenhaft wirkt – mit ihren verwinkelten Gassen, Türmen und geheimnisvollen Ecken. Doch die Magie steckt nicht nur in den Bauwerken oder dem goldenen Licht, das die Dächer bei Sonnenuntergang färbt. Es sind vor allem die alten Geschichten und Legenden, die Prag zu einer der faszinierendsten Städte Europas machen. Manche erzählen von Geistern, andere von Heldenmut oder finsteren Geheimnissen. Hier nehme ich dich mit auf eine Reise durch die berühmtesten Prager Erzählungen.

Inhalt:

  • Der Golem von Prag – Der Beschützer aus Lehm
  • Der Prager Fenstersturz – Funke des Dreißigjährigen Krieges
  • Johannes Nepomuk und die Sterne auf der Karlsbrücke
  • Der Ritter Dalibor und seine Geige
  • Das Goldene Gässchen und die Alchemisten
  • Der Geist der Weißen Frau in der Celetná-Gasse
  • Die blutige Hand am Pulverturm
  • Der Teufel und die Karlsbrücke
  • Der eiserne Mann in der Platnéřská-Gasse
  • Der Glockenschlag des Spukes bei St. Maria Schnee
  • Die schwarze Frau im St. Georgskloster
  • Der steinerne Tisch im Ungelt
  • Die tanzende Laterne am Altstädter Ring
  • Die verhängnisvolle Hochzeit in der St.-Nikolaus-Kirche
  • Die drei wilden Hunde vom Hradschin
  • Die goldene Maus im Haus „Zur Goldenen Maus“
  • Die Glocke des Hauses „Zur Glocke“
  • Die letzte Hexe von Prag
  • Die Statue ohne Kopf im Veitsdom
  • Die eiserne Jungfrau im Altstädter Rathaus
  • Die geheimnisvolle Wasserfrau der Moldau
  • Die Basilisken in der Prager Altstadt
  • Der schwarze Ritter von Vyšehrad
  • Die verfluchte Glocke der Loreto-Kirche
  • Der Goldmacher Edward Kelley
  • Der Fluch der Prager Uhrmacher
  • Das Gespenst im Haus zur Schwarzen Muttergottes
  • Der goldene Schlüssel der Karlsbrücke
  • Die Liebe der Königin Libuše

Der Golem von Prag – Der Beschützer aus Lehm

Keine Legende ist so eng mit Prag verbunden wie die des Golems. Im 16. Jahrhundert, zur Zeit Kaiser Rudolfs II., lebte in Prag der berühmte Rabbi Jehuda Löw ben Bezalel, ein angesehener Gelehrter, Mystiker und Philosoph. Die Stadt war damals ein Ort großer kultureller und religiöser Spannungen. Immer wieder kam es zu Pogromen und falschen Anschuldigungen gegen die jüdische Gemeinde. Um sein Volk zu schützen, soll der Rabbi eine riesige Gestalt aus Lehm erschaffen haben: den Golem.

Der Lehm für die Schaffung des Golems soll der Legende nach aus den Ufern der Moldau stammen. Rabbi Löw formte daraus einen menschengroßen Körper und legte ihm schließlich einen Zettel mit heiligen hebräischen Worten – dem sogenannten „Schem“ – in den Mund. Diese Worte erweckten den Golem zum Leben. Von diesem Moment an war der Golem der treue Diener seines Schöpfers. Er trug Wasser, schleppte schwere Lasten, half bei Arbeiten im Ghetto – und sollte vor allem die Juden Prags vor Gewalt und Intrigen schützen.

Doch mit der Zeit wurde der Golem immer mächtiger – und unberechenbarer. Manche Legenden erzählen, dass er wuchs, dass seine Augen glühten oder dass er plötzlich begann, alles auf seinem Weg zu zerstören, weil Rabbi Löw vergessen hatte, ihn rechtzeitig am Sabbat stillzulegen. Schließlich sah sich der Rabbi gezwungen, das Leben aus dem Golem wieder zu nehmen. Er zog den Zettel mit dem heiligen Namen aus dem Mund der Kreatur, und der Golem zerfiel zu einem formlosen Haufen Lehm.

Der Legende nach brachte Rabbi Löw die Lehmreste heimlich auf den Dachboden der Altneu-Synagoge (Altneuschul). Bis heute heißt es, dass der Golem dort verborgen liegt – und dass man es wagen könne, hinaufzusteigen, doch nie jemand unbeschadet zurückgekehrt sei. Manche glauben, der Golem warte nur darauf, eines Tages erneut zum Leben erweckt zu werden, falls Prag in große Gefahr gerät.

Diese Geschichte macht Prag bis heute zu einem Magneten für Mystik-Fans, Literaten und Reisende. Zahlreiche Bücher, Filme und sogar Opern haben die Legende des Golems verarbeitet. Wenn du durch das jüdische Viertel Josefov spazierst, spürst du das Flair dieser Erzählung noch immer. Kleine Statuen, Golemfiguren in Souvenirshops und Hinweise auf den Rabbi Löw begegnen dir überall. Der Golem ist längst Teil der Prager Identität geworden – ein Symbol für die Hoffnung auf Schutz, aber auch eine Mahnung vor der unkontrollierbaren Macht, die der Mensch entfesseln kann.


Der Prager Fenstersturz – Funke des Dreißigjährigen Krieges

Eine der bedeutendsten historischen Episoden Prags klingt fast wie eine dramatische Legende: der Zweite Prager Fenstersturz von 1618. Prag war damals ein Pulverfass religiöser Spannungen. Böhmen, seit Jahrzehnten ein Königreich unter der Herrschaft der Habsburger, war mehrheitlich protestantisch geprägt. Doch die katholische Krone begann zunehmend, die Rechte der Protestanten einzuschränken und ihre Kirchen zu schließen. Die Wut brodelte.

Am 23. Mai 1618 stürmte eine Gruppe erzürnter protestantischer Adliger die Prager Burg. Ziel war das Büro der kaiserlichen Statthalter im Ludwigsflügel des Königspalastes. Die Adligen hielten die kaiserlichen Beamten für verantwortlich für die Unterdrückung ihrer Glaubensfreiheit. Nach einem heftigen Wortgefecht verloren die Protestanten die Geduld. Zwei Statthalter – Jaroslav Bořita von Martinic und Wilhelm Slavata von Chlum – sowie deren Schreiber Philipp Fabricius wurden kurzerhand gepackt und aus einem der Burgfenster geworfen.

Das Fenster lag gut 16 Meter hoch über dem Burggraben. Doch wie durch ein Wunder überlebten alle drei Männer den Sturz nahezu unverletzt. Katholische Chronisten berichteten später, Engel hätten die Männer in ihrem Fall getragen und sanft auf der Erde abgesetzt. Protestanten hingegen spotteten, es sei wohl eher der große Misthaufen am Grund des Grabens gewesen, der die Männer vor dem Tod bewahrt habe. Diese humorvolle Erklärung wird bis heute gern in Stadtführungen erzählt.

Fest steht: Dieses dramatische Ereignis war der Zündfunke für den Dreißigjährigen Krieg, einen der verheerendsten Konflikte der europäischen Geschichte. Der Fenstersturz führte zunächst zum Böhmischen Aufstand und weitete sich schließlich zum großen Religions- und Machtkampf zwischen Katholiken und Protestanten aus, der ganze Landstriche verwüstete. Millionen Menschen verloren ihr Leben oder ihre Heimat.

Bis heute kannst du das berühmte Fenster auf der Prager Burg besichtigen. Ein kleines Schild weist auf den Ort hin, an dem Geschichte geschrieben wurde. Wenn du dort stehst, spürst du beinahe die angespannte Atmosphäre jenes verhängnisvollen Tages. Die Erzählung vom Fenstersturz gehört zu den meistzitierten Anekdoten über Prag – ein Beispiel dafür, wie eng in dieser Stadt Geschichte und Legende miteinander verflochten sind.


Johannes Nepomuk und die Sterne auf der Karlsbrücke

Die Karlsbrücke (Karlův most) steckt voller Geschichten, doch eine Figur ragt besonders heraus: Johannes Nepomuk, der Nationalheilige Böhmens. Sein Schicksal verbindet auf einzigartige Weise Geschichte, Religion und Legende – und prägt das Bild der Karlsbrücke bis heute.

Johannes Nepomuk war ein angesehener Priester und Generalvikar des Erzbischofs von Prag. Er lebte im 14. Jahrhundert, einer Zeit politischer Intrigen und Machtkämpfe. Der Legende nach stand er in enger Verbindung zum böhmischen Königshof. Königin Sophie, die Gemahlin von König Wenzel IV., vertraute ihm ihre Geheimnisse in der Beichte an. König Wenzel, bekannt für seinen jähzornigen Charakter und krankhafte Eifersucht, wollte unbedingt erfahren, was seine Frau ihm möglicherweise verschweige. Doch Johannes Nepomuk weigerte sich standhaft, das Beichtgeheimnis zu brechen.

Dies machte ihn zum Feind des Königs. Am 20. März 1393 ließ Wenzel IV. den Priester verhaften, foltern und schließlich zum Tod verurteilen. In einer dunklen Nacht wurde Johannes Nepomuk von Soldaten auf die Karlsbrücke geführt. Dort stürzten sie ihn von der Brücke hinab in die eiskalten Fluten der Moldau.

Der Legende nach erschienen an der Stelle, wo Nepomuk unterging, fünf leuchtende Sterne, die geheimnisvoll über dem Wasser schwebten. Diese fünf Sterne sind bis heute das Symbol des Heiligen Nepomuk und finden sich in seinem Heiligenschein auf zahllosen Darstellungen in Böhmen und weit darüber hinaus.

Die Statue des Heiligen Johannes Nepomuk steht auf der Karlsbrücke und ist eine der meistfotografierten Figuren der Stadt. Unterhalb der Figur findest du ein kleines Bronzerelief. Es zeigt eine Szene aus seinem Leben – oft den Moment des Sturzes in die Moldau. Wer dieses Relief berührt, soll Glück haben und eines Tages nach Prag zurückkehren.Diese Geste ist so fest in der Prager Alltagskultur verankert, dass du kaum einen Einheimischen findest, der nicht schon einmal seine Hand auf die glänzend polierte Stelle gelegt hat.

Die Legende vom heiligen Johannes Nepomuk ist weit mehr als nur eine fromme Erzählung. Sie wurde zum Symbol für Standhaftigkeit, Geheimhaltung und das Recht auf Privatsphäre. Gleichzeitig prägt sie das mystische Flair der Karlsbrücke – ein Ort, an dem Geschichte und Geschichten untrennbar miteinander verwoben sind.


Der Ritter Dalibor und seine Geige

Im Pulverturm der Prager Burg, bekannt als Daliborka-Turm, soll einst Dalibor von Kozojedy, ein böhmischer Ritter, gefangen gewesen sein. Diese Geschichte verbindet historische Ereignisse mit einer der berührendsten Legenden Prags und wirft ein Licht auf die unruhigen Zeiten im späten Mittelalter.

Dalibor war ein Angehöriger des niederen Adels. Er lebte in einer Zeit, in der die Spannungen zwischen Adel, Königshaus und der einfachen Bevölkerung immer wieder in Konflikte ausarteten. Die Legende erzählt, Dalibor habe sich gegen die Obrigkeit gestellt, weil er miterleben musste, wie Bauern brutal unterdrückt und ausgebeutet wurden. Aus Mitgefühl und Gerechtigkeitssinn stellte er sich an ihre Seite und führte einen kleinen Aufstand an.

Die Reaktion des Landesherrn ließ nicht lange auf sich warten. Dalibor wurde gefangen genommen und in den damals neu erbauten Pulverturm der Prager Burg gesperrt. Dieser Turm erhielt später seinen Namen Daliborka – nach seinem prominentesten Insassen.

Während seiner Haftzeit soll Dalibor begonnen haben, Geige zu spielen. Die Legende erzählt, dass er das Instrument erst im Gefängnis erlernte, möglicherweise aus einem tiefen Bedürfnis nach Trost und Ausdruck. Sein melancholisches Spiel hallte durch die dicken Mauern des Turms und erreichte die Prager Bevölkerung. Die Menschen vor den Burgmauern blieben stehen, lauschten der traurigen Musik und waren so ergriffen, dass sie Dalibor Geld und Essen zuwarfen, das er mithilfe eines Korbs an einer Schnur zu sich hinaufzog.

Trotz dieser Welle der Sympathie und des Mitgefühls wurde Dalibor schließlich zum Tode verurteilt. Sein Schicksal konnte nicht aufgehalten werden, und er wurde öffentlich hingerichtet. Doch die Geschichte blieb in der Stadt lebendig.

Bis heute erzählt man sich, dass Dalibors Geigenspiel in stillen Nächten immer noch in den Gängen des Daliborka-Turms zu hören sei. Besucher berichten manchmal von einem leisen, traurigen Klang, der wie aus dem Nichts durch die Steinwände hallt. Der Turm kann heute besichtigt werden – eine Gänsehaut ist inklusive, besonders, wenn man an Dalibor denkt, der für seine Ideale alles opferte.

Seine Geschichte inspirierte sogar die Kunst: Der berühmte tschechische Komponist Bedřich Smetana schuf die Oper „Dalibor“, die das tragische Leben des Ritters musikalisch verarbeitet. So lebt Dalibor nicht nur als Legende weiter, sondern auch in der tschechischen Kultur und Musikgeschichte.


Das Goldene Gässchen und die Alchemisten

Am Rande der Prager Burg liegt das Goldene Gässchen (Zlatá ulička) – ein Ort, der aussieht, als wäre er direkt einem Märchenbuch entsprungen. Die schmalen, bunten Häuschen mit ihren winzigen Türen und niedrigen Decken wirken fast wie Puppenhäuser, doch sie bergen eine faszinierende Geschichte, die weit über bloße Romantik hinausreicht.

Seinen Namen verdankt das Gässchen der Zeit Kaiser Rudolfs II., der im späten 16. und frühen 17. Jahrhundert Prag zu einem Zentrum von Wissenschaft, Kunst – und Alchemie machte. Rudolf II. war ein Herrscher mit einer unstillbaren Neugier für das Geheimnisvolle. Er umgab sich mit Astronomen, Mystikern und Alchemisten, die in seinen Diensten versuchten, unedle Metalle in Gold zu verwandeln oder das Elixier des ewigen Lebens – den Stein der Weisen – zu finden.

Viele dieser Gelehrten sollen angeblich in den winzigen Häusern des Goldenen Gässchens gearbeitet haben. Ob dies historisch in dieser Dichte wirklich stimmt, ist umstritten, doch die Legende hält sich hartnäckig. Sicher ist: Im 17. Jahrhundert lebten hier zunächst Burgwachen und später kleine Handwerker, Goldschmiede und Schreiber. Das enge Gässchen, einst auch Teil der Befestigungsanlage, entwickelte sich zu einem geheimnisvollen Ort, umrankt von Geschichten über heimliche Experimente, geheime Rezepte und das Streben nach Reichtum und Macht.

Doch das Goldene Gässchen ist auch Schauplatz zahlreicher Spukgeschichten. Nachts, so heißt es, hörst du dort leises Klopfen, Schritte auf den Kopfsteinpflastern oder das leise Klingen kleiner Phiolen – als würden die Alchemisten noch immer in winzigen Retorten mischen, Kristalle destillieren oder geheime Substanzen zusammenbrauen. Manche Besucher berichten von plötzlichen Kälteschauern oder dem Gefühl, von unsichtbaren Augen beobachtet zu werden.

Besonders Haus Nr. 22 ist berühmt: Hier lebte und arbeitete eine Zeit lang der große Schriftsteller Franz Kafka. Es war ein Rückzugsort für seine Schreibarbeit, weit entfernt vom Trubel der Stadt. Die Enge, die Stille und die märchenhafte Atmosphäre des Gässchens inspirierten ihn zu seinen Texten, die oft von Enge, Bürokratie und unerklärlichen Mächten handeln – vielleicht ein Spiegel der geheimnisvollen Stimmung, die hier bis heute herrscht.

Heute kannst du das Goldene Gässchen besichtigen. Die Häuschen sind zu kleinen Museen umgestaltet, in denen du historische Werkstätten, winzige Wohnräume und Ausstellungen über das Leben in früheren Jahrhunderten entdecken kannst. Doch selbst bei Tageslicht schwingt in der Luft dieser Hauch von Geheimnis und Magie, der diesen Ort so einzigartig macht.

Wer das Gässchen nach Einbruch der Dunkelheit besucht, wird schnell verstehen, warum es noch immer als einer der mystischsten Orte Prags gilt.


Der Geist der Weißen Frau in der Celetná-Gasse

Die Celetná-Gasse gehört zu den ältesten Straßen der Prager Altstadt und zieht sich vom Pulverturm bis zum Altstädter Ring. Schon im Mittelalter war sie eine wichtige Verkehrs- und Handelsstraße. Händler, Pilger und Adelige strömten hier entlang, vorbei an prächtigen Bürgerhäusern, die mit kunstvollen Fassaden und geheimnisvollen Hauszeichen geschmückt sind. Die Gasse atmet Geschichte – und sie birgt ihre eigenen Schatten.

Hier, zwischen Steinportalen, Erkern und barocken Giebeln, soll die Weiße Frau spuken. Ihre Legende gehört zu den ältesten Prager Geistergeschichten. Im Mittelalter soll sie Reisende oder spät heimkehrende Bewohner angesprochen haben – oft mit flehender Stimme. Sie bat sie, ihr zu folgen, angeblich, um ihr etwas Wichtiges zu zeigen oder Hilfe zu holen. Doch wer ihrem Ruf folgte, so erzählt man sich, fand sich bald ausgeraubt wieder – oder verschwand spurlos. Manche Geschichten berichten sogar von grausamen Morden.

Manche sagen, die Weiße Frau sei der ruhelose Geist einer Adeligen, die im Leben von unstillbarer Habgier getrieben war. Sie soll ihr Vermögen durch Betrug, Erpressung und sogar Mord angehäuft haben. Als Strafe für ihre Taten, so heißt es, wurde sie nach ihrem Tod dazu verdammt, durch die Celetná-Gasse zu wandeln, immer auf der Suche nach neuen Opfern – oder vielleicht nach Erlösung.

Andere behaupten hingegen, die Weiße Frau sei keine Adelige, sondern das Gespenst einer unglücklich verliebten Magd, die in der Gasse einst ein tragisches Ende fand. Doch alle Geschichten eint ein düsterer Kern: die Warnung vor Gier, Arglist und dunklen Geheimnissen.

Bei Nacht hat die Celetná-Gasse tatsächlich etwas Düsteres an sich. Zwischen den hohen Hauswänden dringt das Licht der Laternen nur schwach auf das Pflaster. Geräusche hallen seltsam nach, als würde jemand dicht hinter dir laufen. Die Schatten scheinen sich zu bewegen, und der kalte Luftzug, der manchmal durch die Gasse zieht, lässt dich glauben, dass hier jede Geschichte wahr sein könnte.

Trotz ihrer gespenstischen Legende gehört die Celetná-Gasse zu den beliebtesten Spazierwegen in der Prager Altstadt. Tagsüber pulsiert hier das Leben, doch wer sie bei Dämmerung durchschreitet, kann die alte Magie spüren – und vielleicht sogar den leisen Hauch eines Geisterflüsterns hören.


Die blutige Hand am Pulverturm

Im Prager Pulverturm (Prašná brána), einem der eindrucksvollsten gotischen Bauwerke der Stadt, soll sich eine düstere Episode abgespielt haben, die bis heute die Fantasie der Prager beflügelt. Der Pulverturm, einst Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung, war nicht nur ein prächtiges Stadttor, sondern auch Schauplatz politischer und militärischer Ereignisse. Hier begann die Krönungsstraße böhmischer Könige, doch ebenso diente das massive Gemäuer gelegentlich als Gefängnis oder Hinrichtungsort.

Einer Legende nach wurde im Inneren des Turms einst ein Verräter gefangen gehalten. Dieser Mann, dessen Name im Laufe der Jahrhunderte verloren ging, soll seine Kameraden im Krieg an den Feind verkauft haben – ein Vergehen, das in jener Zeit als eines der schlimmsten Verbrechen galt. Nach einem schnellen Prozess wurde er zum Tode verurteilt und öffentlich enthauptet.

Doch selbst nach seinem Tod ließ ihn das Schicksal nicht los. Der Legende nach schleuderte der Henker den abgeschlagenen Kopf gegen die Mauer des Pulverturms, während der bluttriefende Körper zu Boden sank. Dabei soll die blutige Hand des Verräters gegen die Wand geschlagen haben und einen roten Abdruck hinterlassen haben, der sich nicht abwaschen ließ – egal, wie oft man versuchte, ihn zu reinigen. Soldaten, Henker und später Bürger der Stadt berichteten, das Mauerwerk bliebe an dieser Stelle immer leicht rötlich verfärbt, selbst wenn es übertüncht wurde.

Im Laufe der Jahrhunderte verblasste die blutige Spur, doch die Legende blieb lebendig. Heute findest du im Pulverturm keine sichtbaren Blutflecken mehr, doch viele Prager schwören Stein und Bein, dass man in stillen Nächten ein leises Stöhnen oder einen gequälten Schrei aus den dunklen Ecken des Turms hören kann. Manche berichten sogar, eine geisterhafte Hand gesehen zu haben, die sich kurz an der Mauer abzeichnet, bevor sie wieder verschwindet.

Wenn du den Pulverturm besuchst, kannst du die engen Treppen hinaufsteigen und von der Galerie aus die Altstadt überblicken. Doch während du die schweren Steinstufen erklimmst, wird dir vielleicht ein kalter Luftzug begegnen – und du erinnerst dich an die Legende des Verräters, dessen Schuld offenbar selbst der Tod nicht vollständig tilgen konnte.


Der Teufel und die Karlsbrücke

Eine weitere Geschichte, die sich eng mit der Karlsbrücke (Karlův most) und ihrem geheimnisvollen Flair verbindet, erzählt von einem Müller, der einst seine Seele dem Teufel verschrieb – eine Entscheidung, die ihn beinahe das Leben gekostet hätte.

Die Legende spielt in einer Zeit, als die Menschen in Prag noch tief in Glauben, Aberglauben und mittelalterlicher Furcht verwurzelt waren. Der Müller, so erzählt man sich, war ein lebenslustiger, aber auch trinkfreudiger Mann. Eines Nachts jedoch vergaß er die Zeit in einer Schenke am Ufer der Moldau. Als die Glocken der Stadt die Stunde vor der Frühmesse schlugen, überkam ihn Panik. Denn wer zu spät kam, dem drohten nicht nur gesellschaftliche Schande, sondern nach dem Glauben der damaligen Zeit auch ewige Verdammnis.

In seiner Verzweiflung rief der Müller laut aus, er würde sogar seine Seele dem Teufel verschreiben, wenn er es noch rechtzeitig zur Messe schaffe. Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, erschien eine dunkle Gestalt mit glühend roten Augen. Es war der Teufel höchstpersönlich, der das Angebot dankbar annahm. Er packte den Müller, setzte ihn sich auf die Schultern und schwang sich mit gewaltigen schwarzen Schwingen in die Lüfte.

Gemeinsam flogen sie über die glitzernde Moldau, direkt auf die Karlsbrücke zu. Doch als sie die Brücke fast erreicht hatten, blendete den Teufel plötzlich ein gleißender Schein: Es war das Licht, das von einer heiligen Statue auf der Brücke ausging – vermutlich die Statue des heiligen Johannes Nepomuk, der über die Brücke und die Stadt wacht.

Vor Zorn und Schmerz schrie der Teufel auf und ließ den Müller aus seinen Klauen gleiten. Der Müller stürzte in die Tiefe, schlug hart auf den Brückenbogen auf – doch wie durch ein Wunder überlebte er. Benommen schleppte er sich schließlich doch noch in die Kirche, wo er seine Sünden bekannte und schwor, nie wieder mit dunklen Mächten zu paktieren.

Bis heute erzählt man sich, dass man an jener Stelle auf der Karlsbrücke, wo der Müller in der Legende niederging, nachts das Flattern schwarzer Flügel hören kann. Manche wollen sogar eine dunkle Gestalt gesehen haben, die sich kurz zwischen den Statuen erhebt, ehe sie spurlos verschwindet.

Die Geschichte vom Müller und dem Teufel ist eine von vielen Erzählungen, die der Karlsbrücke ihren mystischen Ruf verleihen. Denn hier, zwischen den Steinfiguren und dem Rauschen der Moldau, scheinen Legenden und Wirklichkeit manchmal gefährlich nah beieinanderzuliegen.


Die Statue ohne Kopf im Veitsdom

Im imposanten Veitsdom (Katedrála svatého Víta), der majestätisch auf dem Hradschin thront, rankt sich eine besonders geheimnisvolle Legende um eine Statue, die heute ohne Kopf dasteht. Der Dom selbst ist ein Meisterwerk der Gotik, voller kunstvoller Details, leuchtender Fensterrosen und steinerner Figuren, die Heilige, Könige und mythische Gestalten darstellen. Doch unter diesen Statuen gibt es eine, deren Schicksal bis heute für Schauermärchen sorgt.

Der Legende nach lebte in Prag ein talentierter Bildhauer, der den Auftrag erhielt, eine Statue einer Heiligen für den Veitsdom zu erschaffen. Wochenlang arbeitete er an dem Werk, meißelte feinste Züge in das Antlitz der Figur und verlieh ihr einen Ausdruck voller Anmut und Leben. Doch der Künstler trug ein gefährliches Geheimnis in seinem Herzen: Er war heimlich verliebt in eine Frau, die weit außerhalb seiner Reichweite lag – die Geliebte des Königs.

In einem Anflug von Leidenschaft und Verzweiflung meißelte der Bildhauer die Züge dieser Geliebten heimlich in das Gesicht der Heiligenfigur. Er hoffte, ihr Bild so für die Ewigkeit zu bewahren. Doch Hofbeamte, die die Statue vor ihrer Aufstellung begutachteten, erkannten die Ähnlichkeit und meldeten es dem König.

Als der Herrscher davon erfuhr, kochte er vor Wut. Eine solche Schande, dass das Gesicht seiner Geliebten öffentlich in einem Heiligenschrein prangte, war für ihn unerträglich. In seiner Rache ließ der König nicht nur den Bildhauer in Ungnade fallen, sondern befahl auch, der Statue den Kopf abzuschlagen. Der prachtvolle Kopf, in den der Bildhauer all seine Liebe und Kunst gelegt hatte, verschwand für immer.

Seit jener Zeit steht die Statue kopflos im Dom, ein stummes Zeugnis jener verbotenen Liebe. Doch die Geschichte endet hier nicht. Viele Besucher und Domherren schwören, dass man in dunklen Nächten eine kopflose Gestalt durch die weiten Hallen des Veitsdoms wandern sieht. Es soll der Geist der Statue sein, die ihre verlorene Identität beweint. Manche behaupten, leises Weinen oder ein sanftes Schluchzen zu hören, das zwischen den steinernen Pfeilern widerhallt.

Diese Legende verleiht dem Veitsdom einen zusätzlichen Hauch von Geheimnis. Zwischen den hoch aufragenden Gewölben und dem Spiel des Lichtes in den bunten Glasfenstern spürst du, wie nah hier Kunst, Liebe, Eifersucht und das Übersinnliche beieinanderliegen.


Die eiserne Jungfrau im Altstädter Rathaus

Im Altstädter Rathaus von Prag, das majestätisch den Altstädter Ring überragt, liegt verborgen unter prächtigen Sälen und dem berühmten Uhrwerk ein düsteres Kapitel der Stadtgeschichte: der ehemalige Folterkeller.

In Zeiten des Mittelalters und der frühen Neuzeit herrschte in Prag – wie in vielen Städten Europas – eine unbarmherzige Rechtsprechung. Geständnisse wurden häufig unter Folter erzwungen. Der Keller des Altstädter Rathauses, von schweren Steinmauern umschlossen und nur durch schmale Gänge erreichbar, diente einst als Schauplatz solcher grausamer Prozeduren. Hier sollen Gefangene in Ketten gelegt, ausgepeitscht oder auf Streckbänken gequält worden sein.

Besonders gefürchtet war ein Folterinstrument, das sich in einer der Kammern befunden haben soll: die eiserne Jungfrau. Dieses schaurige Gerät, das äußerlich wie eine steinerne oder metallene Statue einer Frau aussah, öffnete sich im Inneren zu einer Kammer, deren Wände mit langen, spitzen Eisenstacheln gespickt waren. Wer hineingesperrt wurde, erlitt tödliche Verletzungen, sobald sich die Türen wieder schlossen.

Eine düstere Legende erzählt, dass in diesem Keller eine junge Frau gefangen gehalten wurde, die man fälschlich der Hexerei anklagte. Sie soll eine Heilerin gewesen sein, die mit Kräutern arbeitete und dadurch den Verdacht der Inquisition auf sich zog. Unter Folter gestand sie Verbrechen, die sie nie begangen hatte. Schließlich fand sie in der eisernen Jungfrau ihr grausames Ende.

Doch ihr Geist soll keine Ruhe gefunden haben. Bis heute berichten Besucher, dass sie in der Nähe dieser Kammer eine eisige Kälte spüren, selbst an warmen Sommertagen. Manche wollen ein leises Wimmern oder ein verzweifeltes Raunen gehört haben, als flehe jemand um Gnade. Tourguides erzählen, dass technische Geräte plötzlich ausfallen, Kameras keine Bilder aufnehmen oder Lampen flackern, sobald man sich der Folterkammer nähert.

Ob Legende oder Wahrheit – der Folterkeller des Altstädter Rathauses ist bis heute ein Ort, der vielen Besuchern eine Gänsehaut bereitet. Er erinnert daran, wie eng in Prag Schönheit und Schrecken, Pracht und Grauen oft nebeneinander existieren.


Die geheimnisvolle Wasserfrau der Moldau

Die Moldau (Vltava), die sanft durch Prag fließt und der Stadt ihre unverwechselbare Silhouette schenkt, ist nicht nur ein prächtiger Fluss, sondern auch Schauplatz zahlreicher Sagen und Mythen. Unter all diesen Erzählungen sticht eine besonders heraus: die Legende der Vodnice, der geheimnisvollen Wasserfrau.

Die Vodnice, in anderen Gegenden auch als Wassernixe oder Wassergeist bekannt, ist ein Wesen, das im tiefen, dunklen Wasser der Moldau hausen soll. Der Legende nach erscheint sie meist in Gestalt einer schönen jungen Frau, mit langen, tropfenden Haaren, durchdringenden Augen und einem schimmernden Kleid, das aussieht, als sei es aus Wasser gewebt. Ihre Stimme klingt süß und lockend, ein betörender Gesang, der den Verstand verwirrt.

Doch so anziehend ihr Äußeres auch sein mag, die Vodnice ist eine gefährliche Gestalt. Besonders Männer, die nachts am Flussufer unterwegs sind, Fischer oder Schiffer, seien ihr schutzlos ausgeliefert. Sie ruft sie beim Namen, lockt sie mit Versprechungen von Liebe oder Reichtum – nur um sie dann in die Tiefe der Moldau zu ziehen, wo sie in ihrem Reich aus Wasserpflanzen und Algen gefangen bleiben sollen.

Gerade Fischerfamilien in Prag nehmen diese Geschichte bis heute sehr ernst. Viele schwören, dass es bestimmte Stellen im Fluss gibt, die besonders unheilvoll seien. Manche werfen noch immer kleine Opfergaben ins Wasser – Brotstücke, Münzen oder Blumen – um die Vodnice gnädig zu stimmen und sich vor Unglück zu schützen. Es heißt, dass ein Fischer, der diese Gaben vergisst, bald sein Netz leer herauszieht – oder Schlimmeres erlebt.

An nebligen Abenden, wenn die Moldau in silbrigen Schwaden liegt und das Wasser geheimnisvoll gluckst, könnte man fast glauben, die Vodnice liege auf der Lauer. Manchmal, so erzählen Alte, hört man ein leises Kichern oder das leise Plätschern, als würde jemand unsichtbar durchs Wasser waten.

Die Legende der Vodnice gehört zu den Geschichten, die zeigen, wie sehr die Moldau selbst eine lebendige Figur im Mythenschatz Prags ist. Sie ist nicht nur ein Fluss, sondern ein Wesen voller Geheimnisse – schön und zugleich gefährlich.


Die Basilisken in der Prager Altstadt

Im Keller eines Hauses nahe der Celetná-Gasse soll einst ein Basilisk hausen haben: ein schlangenartiges Wesen mit tödlichem Blick. Der Legende nach kroch er nachts aus einem Fass hervor und verwandelte alles Lebendige in Stein. Erst ein mutiger Schuster soll ihn mit einem Spiegel überlistet haben – der Basilisk starb an seinem eigenen Blick.


Der schwarze Ritter von Vyšehrad

Die Burg Vyšehrad thront hoch über der Moldau. Nachts soll dort ein schwarzer Ritter patrouillieren, der einst ein Ritter des Königs war. Er fiel jedoch in Ungnade, weil er eine verheiratete Frau begehrte. Zur Strafe muss er seither ruhelos auf seinem Pferd um die Mauern reiten. Wer ihm begegnet, so heißt es, hat sieben Jahre Unglück.


Die verfluchte Glocke der Loreto-Kirche

In der Loreto-Kirche (Loreta) soll eine Glocke hängen, die einst ein reicher Kaufmann der Kirche stiftete. Kurz nach der Weihe verlor er jedoch sein gesamtes Vermögen. Er verfluchte die Glocke, und seither soll sie bei jedem Läuten Unglück über jemanden bringen. Auch wenn es historisch keinen Beweis dafür gibt, betreten manche Prager die Loreta nur äußerst vorsichtig.


Der Goldmacher Edward Kelley

Eine sehr berühmte historische Figur Prags ist Edward Kelley, der englische Alchemist am Hofe Kaiser Rudolfs II. Kelley versprach, unedle Metalle in Gold zu verwandeln. Kaiser Rudolf II. ließ ihm eine Art Hausarrest in einem Turm zukommen, weil Kelley sein Versprechen nicht einlösen konnte. Der Legende nach sprang Kelley schließlich aus dem Turmfenster. Bis heute heißt der Turm an der Prager Burg „Daliborka“ oder wird auch Kelley-Turm genannt. Manche sagen, nachts höre man dort das Kratzen von Federn – Kelley soll noch immer Formeln für Gold aufschreiben.


Der Fluch der Prager Uhrmacher

Die Prager Astronomische Uhr (Orloj) ist Schauplatz zahlreicher Mythen. Eine Geschichte erzählt von einem Fluch, den ihr Schöpfer ausgesprochen haben soll. Nachdem er von den Stadtvätern geblendet worden war, damit er nie wieder eine solche Uhr bauen könne, legte er seine Hand ins Uhrwerk, zerstörte es – und sprach einen Fluch. Seitdem soll die Uhr der Stadt Unglück bringen, wenn sie länger stillsteht. Immer, wenn die Uhr in den Jahrhunderten repariert wurde, brachen kurz darauf Kriege oder große Katastrophen aus. Ob das bloßer Zufall ist, bleibt offen – die Prager erzählen die Geschichte jedoch mit ernster Miene.


Das Gespenst im Haus zur Schwarzen Muttergottes

Im berühmten kubistischen Haus zur Schwarzen Muttergottes soll es spuken. Manche Besucher wollen eine schwarz gekleidete Frau gesehen haben, die durch Wände geht. Historisch geht die Sage zurück auf eine Frau, die in diesem Haus betrogen und verlassen wurde und schließlich starb. Heute beherbergt das Haus ein Museum für kubistische Kunst – aber Besucher berichten manchmal von kalten Luftzügen und Schatten.


Der goldene Schlüssel der Karlsbrücke

Eine weniger bekannte, aber schöne Legende erzählt, dass in einem der Brückenpfeiler der Karlsbrücke ein goldener Schlüssel verborgen liegt. Mit ihm soll sich eine Schatzkammer öffnen lassen, in der das Vermögen Kaiser Karls IV. liegt. Zahlreiche Schatzsucher haben schon versucht, diesen Pfeiler zu öffnen – bisher ohne Erfolg. Doch wer weiß, vielleicht findet eines Tages jemand den Schlüssel?


Die Liebe der Königin Libuše

Prag verdankt seine Entstehung einer Prophezeiung der sagenhaften Fürstin Libuše, die der Überlieferung nach auf dem Vyšehrad residierte. Eines Tages blickte sie ins Tal und sprach: „Ich sehe eine große Stadt, deren Ruhm die Sterne berühren wird.“ So soll die Gründung Prags beschlossen worden sein. Libuše verliebte sich in den einfachen Pflüger Přemysl, den sie zum Mann nahm. Aus dieser Verbindung ging das Geschlecht der Přemysliden hervor, das Böhmen jahrhundertelang regierte. Libušes Vision gilt noch heute als poetische Geburtsstunde Prags.


Der eiserne Mann in der Platnéřská-Gasse

In der Platnéřská-Gasse steht eine Statue, die einen Ritter in voller Rüstung zeigt. Der Legende nach war dieser Mann einst ein grausamer Waffenschmied, der eine unschuldige Frau töten wollte. Zur Strafe wurde er samt Rüstung zu Stein verwandelt. Jede Mitternacht soll er sich bewegen und hoffen, von seinem Fluch erlöst zu werden.


Der Glockenschlag des Spukes bei St. Maria Schnee

In der Kirche St. Maria Schnee soll ein Mönch um Mitternacht die Glocke geläutet haben, obwohl kein Mensch im Turm war. Der Geist wird für den Mönch gehalten, der einst einen Dieb tötete und nun keine Ruhe findet. Bis heute sagen einige Prager, sie hätten das einsame Läuten schon gehört.


Die schwarze Frau im St. Georgskloster

Im ältesten Kloster Prags auf dem Hradschin soll eine schwarze Frau spuken. Sie soll eine Nonne gewesen sein, die sich aus Liebe zu einem Ritter von ihrem Gelübde losreißen wollte. Seit ihrem Tod soll sie ruhelos durch die Gänge des Klosters wandern, oft mit gesenktem Kopf.


Der steinerne Tisch im Ungelt

Im Hof des Ungelt (Týn-Hof) steht ein steinerner Tisch. Hier sollen einst Händler ihre Geschäfte abgewickelt haben. Doch eine Geschichte erzählt von einem Kaufmann, der dort vom Teufel höchstpersönlich hereingelegt wurde. Er verschwand mitsamt seinem Geld – seither gilt der Platz als verflucht für allzu habgierige Händler.


Die tanzende Laterne am Altstädter Ring

Am Altstädter Ring soll es eine Laterne geben, die sich manchmal wie von Geisterhand dreht. Der Legende nach sucht hier der Geist eines Mannes seinen Mörder. Manche sagen, die Laterne zeigt an, in welche Richtung der Mörder geflohen sei.


Die verhängnisvolle Hochzeit in der St.-Nikolaus-Kirche

In der prachtvollen St.-Nikolaus-Kirche in der Altstadt soll einst eine junge Frau kurz vor der Trauung gestorben sein. Seitdem sieht man angeblich in stillen Nächten eine weiße Gestalt durch die Kirche schreiten – im Brautkleid, bleich und still.


Die drei wilden Hunde vom Hradschin

Der Hradschin wird nachts von drei riesigen schwarzen Hunden bewacht, so heißt es. Diese seien die verwandelten Seelen dreier Diebe, die einst in die Schatzkammern der Burg einbrechen wollten. Wer die Hunde sieht, soll bald selbst in große Gefahr geraten.


Die goldene Maus im Haus „Zur Goldenen Maus“

In der Nerudova-Straße steht das Haus „Zur Goldenen Maus“. Eine Legende erzählt von einer winzigen goldenen Maus, die hier lebt und großen Reichtum bringt – aber nur, wenn man sie nicht zu fangen versucht. Wer es dennoch tut, dem soll alles Glück vergehen.


Die Glocke des Hauses „Zur Glocke“

Am Altstädter Ring gibt es das Haus „Zur Glocke“. Hier soll einst ein reicher Kaufmann gewohnt haben, der in einer Glocke sein Gold versteckte. Nach seinem Tod läutete die Glocke jede Nacht, weil sein Geist nach seinem Schatz suchte. Erst als die Glocke eingeschmolzen wurde, fand die Spukerei ein Ende.


Die letzte Hexe von Prag

Im 18. Jahrhundert soll in der Nähe des heutigen Nationaltheaters eine Frau als letzte Hexe Prags verbrannt worden sein. Ihr Geist soll noch immer an der Moldau erscheinen, besonders in nebligen Nächten. Fischer erzählen von einer weißen Gestalt, die über das Wasser gleitet und leise flüstert.


Prag – Eine Stadt, die Geschichten atmet: Diese und viele weitere Legenden sind der Stoff, der Prag so einzigartig macht. Jeder Stein, jede Gasse erzählt hier Geschichten von Kaisern, Gelehrten, Heiligen, Geistern und ganz normalen Menschen.

Wenn du Prag besuchst, lohnt es sich, nicht nur die bekannten Sehenswürdigkeiten abzuhaken. Nimm dir Zeit, durch die Straßen zu schlendern, an geheimnisvollen Orten stehenzubleiben – und vielleicht den Hauch einer alten Geschichte zu spüren, die sich noch immer zwischen den Mauern verbirgt.

Tipp: Viele Stadtführungen bieten spezielle Touren zu Prager Mythen und Legenden an. Wenn du Lust hast, Prag von seiner geheimnisvollen Seite kennenzulernen, lohnt sich so eine Führung unbedingt.

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